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Wo die Nelkenbaeume bluehen

Wo die Nelkenbaeume bluehen

Titel: Wo die Nelkenbaeume bluehen
Autoren: Danielle Stevens
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ganz anders aus.
    „ Hujambo! “
    Lena drehte sich um, als sie eine helle Stimme hinter sich vernahm, und erblickte ein kleines, dunkelhäutiges Mädchen, das mit großen, schwarzbraunen Augen zu ihr aufschaute.
    „ Hujambo? “, wiederholte es ernst. Die Puppe, die es fest an die Brust gedrückt hielt, schien mit viel Liebe und Geschick aus alten Lumpen gefertigt worden zu sein. Das Haar sah aus wie die Oberfläche eines Scheuerschwamms.
    „Was?“ Lena beugte sich hinab und schüttelte lächelnd den Kopf. „Tut mir leid, aber ich verstehe dich nicht.“ Um die Bedeutung ihrer Worte zu verdeutlichen, zuckte sie die Schultern und machte ein ratloses Gesicht.
    Es war nicht wirklich zu erkennen, ob die Kleine begriff. Seufzend blickte Lena sich um. Gab es denn hier niemanden, der ihr helfen oder für sie übersetzen konnte? Sie entdeckte einen Verkaufsstand, der ein bisschen aussah wie ein Kiosk, wie sie ihn aus Berlin kannte. Kurz entschlossen bedeutete sie dem Mädchen, ihr zu folgen, was dieses auch bereitwillig tat. Seine Augen fingen an zu leuchten, als es die Auslagen mit den Süßigkeiten und den Plastikspielzeugen betrachtete, und Lena wurde es ganz warm ums Herz. Allzu oft konnten es sich die Familien, die hier lebten, sicher nicht leisten, ihren Kindern ein kleines Geschenk zu machen. Und wenn, dann waren es zumeist selbst gebastelte Spielzeuge wie die Puppe der Kleinen.
    Der Mann hinter dem Verkaufsstand sprach bedauerlicherweise auch kein Englisch, worauf sein verständnisloser Gesichtsausdruck schließen ließ, als Lena ihn ansprach. Doch sie brauchte kein Kiswahili zu beherrschen, um sich mit ihm zu verständigen. Mit einem fragenden Gesichtsausdruck griff sie nach einem Karton mit Süßigkeiten, der auf dem Tresen stand. Der Mann lächelte verstehend und nickte, und so hielt Lena den Karton dem Mädchen hin.
    Artig, fast ein wenig schüchtern, griff die Kleine hinein und nahm sich einen Schokoladenriegel. Sie lächelte strahlend und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf einen quietschroten Plastikball, der in einem Netz an der Wand hing.
    „ Ninaweza kupata mpira, tafadhali?? “
    Erneut benötigte Lena keinen Dolmetscher, um zu begreifen. Mit Händen und Füßen verständigte sie sich mit dem Verkäufer darauf, dass sie den Ball kaufen wollte. Der überreichte ihn ihr mit einem breiten, teilweise zahnlosen Grinsen.
    Ob es richtig war, sich so zu verhalten? Lena wusste es nicht. Aber eines wusste sie ganz genau: Sie wollte dem Mädchen unbedingt eine kleine Freude machen. Der Ball und der Schokoriegel kosteten sie zusammen nur ein paar Münzen, und das glückliche Strahlen auf dem Gesicht des Kindes, als Lena ihm das Spielzeug überreichte, war es allemal wert. Was konnte daran falsch sein?
    Doch als die Kleine mit ihrem neuen Ball davoneilte, hatten sich bereits drei kleine Jungen bei Lena eingefunden, die sie alle ebenfalls aus großen schokoladenbraunen Augen anschauten. Leise seufzend griff sie erneut nach dem Süßigkeitenkarton und spendierte nun auch den dreien eine Runde Leckereien. Aber schon kamen die nächsten Kinder angerannt, und im Schlepptau hatten sie ein paar Halbwüchsige, die sofort anfingen, die Kleinen zu verscheuchen und Lena nun ihrerseits zu bedrängen.
    Und sie hatten es ganz sicher nicht auf buntes Spielzeug abgesehen.
    „ Tafadhali! Tafadhali! “
    „Nicht doch“, keuchte Lena und stolperte zwei, drei Schritte zurück, bis sie sich mit dem Rücken an der Wand der Bretterbude wiederfand. „Lasst mich!“
    Doch so leicht ließen die Jugendlichen sich nicht abschütteln. Inzwischen hatten sich auch einige Straßenverkäufer zu ihnen gesellt, die Lena ihre Waren aufdrängen wollten.
    Von dieser Seite Sansibars hatte Andy ihr nie erzählt. Wenn er von seinen Jugendjahren auf der Insel berichtete, war stets nur die Rede von blütenweißen Sandstränden und freundlichen, offenen Menschen gewesen.
    „Bitte“, stieß sie atemlos hervor und versuchte, die Hände abzuschütteln, die von allen Seiten nach ihr griffen und an ihr zerrten. Sie öffnete ihre Geldbörse, die sie noch immer in der Hand hielt, und schüttete den Inhalt – eine Handvoll Tansania-Schilling-Münzen – achtlos zu ihren Füßen auf den Boden.
    Der Effekt trat sofort ein und war umfassend. Die Straßenkinder und Bettler ließen von ihr ab und warfen sich in den Staub, um möglichst viele Münzen zu ergattern. Es war ein Gezeter und Gezerre, und immer mehr Menschen kamen heran, um zu sehen, was
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