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Mallorca - hin und nicht zurueck

Mallorca - hin und nicht zurueck

Titel: Mallorca - hin und nicht zurueck
Autoren: Maike Hempel
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Vor mir stand Sigrid. Von Beruf Kosmetikerin und gut gelaunt, wie immer.
    »Hey, meine Süße«, flötete sie mir entgegen und stürmte, mit ihrem Kosmetikköfferchen bewaffnet, an mir vorbei in die Küche. »Habe ich mir doch fast gedacht, dass ich dich in diesem Zustand vorfinden würde. Also – du hast auch schon mal besser ausgesehen.«
    Herzlichen Dank! Alles, was mir fehlte, war die ehrliche Meinung einer guten Freundin. Ein wenig charmanter hätte sie sich durchaus ausdrücken können.
    »Willst du einen Kaffee?«, fragte ich lustlos.
    »Wenn ich so herzlich dazu eingeladen werde, wie könnte ich da nein sagen.« Sigrid verdrehte die Augen und ließ sich auf einen der Stühle sinken. »Lisa, bitte, ich verstehe ja, dass das alles nicht einfach für dich ist im Moment, aber ich ertrage es nicht, dich länger in diesem Zustand zu sehen.«
    Bitte keine Standpauke. Und noch weniger einen gut gemeinten Aufmunterungsversuch einer, wenn auch noch so guten, Freundin. Gereizt schob ich eine Tasse unter den Kaffee-Automaten und drückte heftig auf den Einschaltknopf. »Ich bin einfach ein bisschen fertig, das wird schon wieder«, versicherte ich mit einem erzwungenen Lächeln und wartete, bis die Tasse voll war.
    »Ja, spätestens heute Abend«, grinste Sigrid.
    Ich stellte die Tasse auf dem Tisch ab und sah ihr drohend in die Augen. »Ich gehe nicht auf diese blöde Jubiläumsfeier, falls es das ist, was du andeuten möchtest!«, sagte ich entschieden und wandte mich trotzig ab, um mir auch einen Kaffee zu machen. »Willst du Milch und Zucker oder bist du gerade wieder auf Diät?«, fragte ich boshaft über die Schulter.
    »Hey«, rief Sigrid beschwichtigend, »ich komme in Frieden! Und Milch und Zucker wären prima, danke.«
    Seufzend nahm ich meine Tasse, stellte Milch und Zucker auf den Tisch und ließ mich Sigrid gegenüber auf den Stuhl fallen. Super, dass mein Sohn Felix nach dem Mittagessen mal wieder das Haus verlassen hatte, ohne den Tisch abzuräumen. Angewidert schob ich den Teller mit den restlichen Spaghetti zur Seite.
    »Tut mir leid«, entschuldigte ich mich kleinlaut, »aber ich könnte glatt reinhauen.«
    »Dann tu das doch endlich mal! Meine Güte Lisa, dem Mistkerl solltest du spätestens jetzt eine Lektion erteilen. Wer hat ihm denn all die Jahre den Rücken freigehalten? Wer hat die ganzen Immobilien an Land gezogen, die Leute bequatscht, den Kundenstamm aufgebaut, wenn nicht du?«
    Sigrid zog die Brauen in die Höhe und blickte tadelnd über das Chaos in meiner Küche. »Das bist nicht mehr du, Lisa. Und daran, meine Liebe, werden wir gleich etwas ändern.«
    Ja, danke. Und weiter? Ich war wirklich nicht in der Stimmung über Leo und diese Jubiläumsfeier zu diskutieren. Leider schien das meine beste Freundin nicht im Mindesten zu interessieren.
    »Hopp, hopp, nimm den Kaffee mit nach oben und ab in die Badewanne.«
    Nach diesen Worten schnappte sie sich erst ihr Köfferchen, dann die Kaffeetasse und stand nun wartend vor mir. In High Heels, eng sitzendem, kurzem Rock und dem dazu passenden Pullover mit tiefem Ausschnitt, der einen Blick auf ihr makelloses Dekolleté freigab.
    Ich holte tief Luft und starrte sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich gehe da heute Abend nicht hin!«, zischte ich aufgebracht; auch wenn mir der Gedanke an eine heiße Badewanne keineswegs unangenehm war. Zumindest würde ich mich danach wieder wie ein Mensch fühlen.
    Sigrid war derweil durch die Küchentür entschwunden und schon hörte ich ihre Absätze auf den Steinfliesen der Treppe klackern. »Ich habe eine traumhafte Badelotion dabei, und die Haare wasche ich dir auch, meine Süße. Kopfmassage, du verstehst schon … Da gehen alle Sorgen flöten. Kommst du?«
    Welche Chance hatte ich jetzt? Keine. Ich kannte Sigrid lange genug. Sie würde erst Ruhe geben, wenn sie erreicht hatte, weshalb sie vorbei gekommen war.
    Schwerfällig erhob ich mich und setzte mich in Richtung Badezimmer in Bewegung. Schon auf der Treppe hörte ich das Wasser in die Wanne fließen, und als ich das Bad betrat, stand eine lächelnde Sigrid vor mir. »Ausziehen, reinlegen und entspannen, bitte schön. Ich bereite derweil das Schlafzimmer für die Nachbehandlung vor.«
    Sprach´s und rauschte ab.
    Ich warf meine Klamotten samt und sonders in den Wäschekorb neben die Waschmaschine, und kurz darauf lag ich im warmen Wasser, mit Bergen von Schaum vor meiner Nase.
    Irgendwie hatte Sigrid Recht. Mein Selbstmitleid brachte mich nicht im
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