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Mallorca - hin und nicht zurueck

Mallorca - hin und nicht zurueck

Titel: Mallorca - hin und nicht zurueck
Autoren: Maike Hempel
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traurig, ließ mir aber nichts anmerken. Wir verwalteten die Mietshäuser der Borgheims schon seit fast sieben Jahren und standen in regelmäßigem Kontakt. Früher oder später würden sie die Wahrheit so oder so erfahren.
    »Schön, dass Sie kommen konnten«, antwortete ich herzlich und schluckte, begrüßte Herrn Borgheim und sah strahlend zu meinem Mann auf. Dann wandte ich mich an Sybille. »Das ist unsere neue Sekretärin Sybille«, stellte ich vor. »Ich glaube Sie hatten noch nicht das Vergnügen, sich kennen zu lernen.«
    Lächelnd duldete ich, dass unsere Sekretärin die Gäste begrüßte.
    »Ach Sybille?«, hängte ich die perfekte Gastgeberin und Chefin heraus, »würdest du Frau und Herrn Borgheim bitte einen Sekt zur Begrüßung holen?«
    Leos Blick in meine Richtung tat einfach nur weh und der von »Byllilein« hätte mich auf der Stelle im Erdboden versinken lassen sollen. Aber was hätte ich denn tun sollen? Einen Kellner rufen? Selber gehen? Nein, das nun wirklich nicht. Noch war der Chefsessel nämlich nicht frei. Und als Chefin gebührte immer noch mir der Platz an der Seite meines Mannes. Wenigstens in diesem Hause …
    Immer mehr Gäste trafen ein, bald auch meine Freundinnen mit ihren Männern. Leo und ich begrüßten Seite an Seite unsere Kunden und Sybille kochte vor Wut. Sollte sie ruhig. Immerhin war ich diejenige, die heute Abend alleine nach Hause fahren würde. Ein klein wenig Gerechtigkeit musste ja wohl selbst für mich noch drin sein.
    Endlich waren alle eingetroffen und mit Getränken versorgt. Ich gesellte mich zu meinen Freunden und hakte mich bei Susanne ein. »Puh, bin ich froh, dass ihr hier seid.«
    »Ich weiß gar nicht was du willst?«, bemerkte Sigrid und zwinkerte mir aufmunternd zu. »Du siehst klasse aus und man merkt dir überhaupt nichts an.«
    »Hoffentlich bleibt das auch so«, seufzte ich und blickte in Richtung meines Mannes, der, für meine Begriffe, viel zu nah neben Sybille stand und mitten in ein angeregtes Gespräch mit ihr vertieft war.
    »Weißer Anzug und weißes Sommerkleid mit Rüschen«, lästerte Sigrid abfällig, »ist doch lächerlich, oder? Und die langweilige Frisur von Sybille wird nur noch übertroffen vom Gel in Leos Haaren! Jetzt sag´ du doch auch mal was, Lisa!«
    Nein, dazu fiel mir nichts ein. Niemals zuvor war mir mein eigener Mann so fremd und unnahbar erschienen wie an diesem Abend. Hastig trank ich einen Schluck Sekt, um den schalen Geschmack in meinem Mund zu vertreiben.
    »Mann Ende vierzig muss es sich noch einmal geben«, diagnostizierte Susanne fachmännisch. »Jungs in diesem Alter haben da oft ein Problem.« Graziös strich sie sich die schulterlangen, rot gefärbten Haare hinter die Ohren und blickte maliziös zu ihrem Mann auf.
    »Ich bin ja wohl genau da, wo ich hin gehöre, Frau Doktor oder etwa nicht?«, hakte ihr Mann sofort nach.
    »Und das ist gut so«, schnurrte Susanne und schlang ihm liebevoll den Arm um die Taille.
    In diesem Moment entdeckte ich Kathrin, die gerade aus der Damentoilette gekommen sein musste. Sie stand direkt hinter Leo und Sybille und fuchtelte wild mit den Armen in der Luft, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Dabei deutete sie aufgeregt auf einen Zettel, den Leo gerade auseinander faltete.
    Lass das bitte keine Rede sein, durchfuhr es mich. Je länger ich jedoch meinen Mann beobachtete, desto sicherer wurde ich mir. Es konnte sich nur um den Text für eine Rede handeln. Und Leo hasste Reden.
    Aber wo kam die her, die er gerade in den Händen hielt?
    Also, dass Sybille sich meinen Mann gekrallt hatte, bitte. Von mir aus auch meinen Parkplatz, kochte ich innerlich, aber das ging jetzt doch entschieden zu weit!
    Hektisch griff ich nach meinem Glas und schaute mich suchend um. Das musste um alles in der Welt verhindert werden! Sybilles Schreibstil kam schon im Büroalltag einer Katastrophe gleich. Und dann die Jubiläumsrede? Auf einer Jubiläumsfeier? Auf meiner Jubiläumsfeier?
    Wie aus heiterem Himmel stand plötzlich Kathrin neben mir und hielt mir einen Löffel entgegen. »Bimmeln«, drängte sie mich. »Und zwar schnell bimmeln! Am besten vor dem ganzen Grünzeug da drüben …«
    Ich drängte mich durch die Menge und stand, gerade als Leo Luft holte, um zur Rede anzusetzen, eingerahmt von den Wedeln unserer Zimmerpalmen und klopfte mit dem Löffelchen an mein Sektglas. »Darf ich einen Moment um Ihre Aufmerksamkeit bitten? «, rief ich und klopfte abermals an mein Glas.
    Langsam kehrte Ruhe
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