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Mallorca - hin und nicht zurueck

Mallorca - hin und nicht zurueck

Titel: Mallorca - hin und nicht zurueck
Autoren: Maike Hempel
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fühlte mich schlagartig besser.
    »So will ich dich hören«, freute sich Sigrid und klatschte in die Hände. »Ab ins Bad mit dir, damit ich dir das Zeug vom Gesicht holen kann. Und vergiss Byllilein, die hat vielleicht ´ne Friseuse zum Färben, bei ihrem Fusselkopf, aber keine Freundin wie mich.«
     
     
    ***
     
     
    E s war ein angenehmer Sommerabend, als ich mit dem Auto in Richtung Büro fuhr. Mein Kleid saß tadellos und Sigrid hatte mir die Haare zu einem strengen Knoten im Nacken geschlungen. Ein unauffälliges Make-up, die schlichte Perlenkette mit den dazu passenden Ohrringen – ich fühlte mich wohl in meiner Haut. Jedenfalls kein Vergleich mehr zu der Frau, die heute Nachmittag noch an den Weltuntergang geglaubt hatte.
    »Ich kann das und ich schaffe das«, beruhigte ich mich zum was-weiß-ich-wievielten Mal und holte tief Luft, »hoffe ich wenigstens.«
    Ich setzte den Blinker und fuhr auf den Hof der alten Schreinerei. Durch die Fenster der hohen Metalltüren fiel genügend Tageslicht in die große Halle, in die wir damals, aus finanziellen Gründen, außer für Küche und Bad, keine weiteren Wände eingezogen hatten. Und dabei war es schließlich geblieben. An den Außenwänden der Halle blätterte hier und da der Putz ab und gab den Blick auf die darunter liegenden Klinkersteine frei, was unter den Ranken des wild wuchernden Efeus recht schön anmutete. Aber was bitte war das? Ich traute meinen Augen kaum. Diese Schnepfe war doch tatsächlich davon ausgegangen, dass ich heute Abend nicht erscheinen würde. Ihr pinkfarbenes Cabrio stand auf meinem Parkplatz!
    »Miststück«, zischte ich wütend und fuhr rückwärts auf einen der Kundenparkplätze. Davon würde ich mir jetzt die Laune aber nicht verderben lassen. Wenn Sybille Krieg wollte, konnte sie ihn haben. An mir sollte es nicht liegen. Ich schnappte mir meine Handtasche und stieg aus. Als ich durch die offen stehende Doppeltür in den Eingangsbereich der Bürohalle trat, lief ich meinem Mann direkt in die Arme.
    Geschockt blieb ich stehen und musterte ihn von oben bis unten. Mein Leo, der sonst prinzipiell – wenn überhaupt – einen grauen Anzug mit einem ebenfalls grauen T-Shirt darunter anzog, stand hier und heute in einem strahlend weißen Anzug vor mir. Inklusive eines weißen Hemdes und einer weißen Krawatte. Es verschlug mir die Sprache.
    Die dunklen, fast schulterlangen Haare, mit den bereits erwähnten hochinteressanten grauen Strähnen an den Schläfen, hatte ihm – wahrscheinlich Byllilein – mit Haar-Gel zurück gekämmt. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und bemühte mich um einen unbeteiligten Gesichtsausdruck, was mir allerdings schwer fiel.
    »Tolles Outfit«, lobte ich mit gespielter Begeisterung statt einer Begrüßung.
    Leo sah mich an, als stünde eine Fremde vor ihm. »Na, geht es Dir wieder besser? Wir dachten schon, du würdest heute Abend gar nicht erst erscheinen, nachdem du dir einfach eine Woche frei genommen hast!«, herrschte er mich vorwurfsvoll an, wobei seine Augen ärgerlich aufblitzten.
    Na, das war doch wohl der Gipfel! Was hatte Leo denn von mir erwartet? Das ich sage: »Herrlich Schatz, du ziehst aus, soll ich dir beim Packen helfen, und dann mache ich weiter wie bisher?« Hatte ich meine Rolle drei Wochen lang tatsächlich so perfekt gespielt, dass er nicht mal auf den Gedanken gekommen war, dass ich am Ende heulend zu Hause sitze, weil meine Welt komplett aus den Fugen geraten war?
    »Wieso, gab es Probleme?«, fragte ich lapidar und winkte unseren Mitarbeitern lächelnd zu, die die Szene interessiert aus sicherer Entfernung beobachten. Sie hatten alles wunderschön hergerichtet. Die Zimmerpflanzen standen zusammengerückt vor der großen Fensterfront, die Beleuchtung im Raum war gedämpft, und die Schreibtische waren an die Wände gestellt worden, um Platz für das Büffet zu schaffen, das ausgesprochen appetitanregend aussah. Wenn es jetzt noch so schmecken würde, hatte ich mich, entgegen Sybilles Befürchtungen, doch nicht mit dem Catering-Unternehmen vertan.
    »Wir hatten einen Deal mit dem Makler aus Spanien, schon vergessen?«, raunte Leo gereizt in meine Richtung. »Sagen dir die Stichworte Villa, Apartments oder Golfplatz etwas?« Er kniff die Augen zusammen und blickte mich verärgert an.
    »Ich habe es nicht vergessen, Leo«, versicherte ich völlig ruhig. Sigrid wäre stolz auf mich. Ich war die Gelassenheit in Person. »Aber Sybille hat doch alle Unterlagen mit mir
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