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Mallorca - hin und nicht zurueck

Mallorca - hin und nicht zurueck

Titel: Mallorca - hin und nicht zurueck
Autoren: Maike Hempel
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Ergeben schloss ich die Augen und genoss die warmen Teebeutel auf meinen Lidern.
    »So, jetzt die Haare unter Wasser«, ordnete Sigrid herrisch an, »ich hatte dir ´ne Kopfmassage versprochen. «
    Vorsichtig, damit die Teebeutel nicht ins Wasser rutschen konnten, ließ ich mich tiefer in die Wanne gleiten, bis meine langen, blonden Haare nass waren. Hinter mir setzte sich meine »Freundin in der Not« auf den Klodeckel und verteilte ein exklusiv riechendes Shampoo auf meinem Kopf. Hände legten sich über meinen Scheitel, und Finger massierten sanft meine Kopfhaut. Fast glaubte ich zu schweben, doch die Wirklichkeit holte mich schnell wieder ein.
    »Wir finden tatsächlich alle, dass du heute Abend kommen solltest, Lisa«, bemerkte Sigrid entschieden und massierte mir kräftig den Nacken. »Es ist schließlich nicht nur Leos Jubiläum, sondern auch deins! Außerdem kannst du uns nicht alle einladen und dann einfach nicht erscheinen, so geht das wirklich nicht, meine Liebe. Mal davon abgesehen, dass es ja unter anderem auch deine Kunden sind, die dort auflaufen. Da wirst du doch Byllilein nicht den Triumph lassen, sie alle zu begrüßen, als hätte sie nicht nur deinen Mann übernommen, sondern die Firma gleich mit, oder?«
    Obwohl mir echt nicht danach zumute war, musste ich kichern. »Sie heißt Sybille, nicht Byllilein, Sigrid.«
    Diese verstärkte den Druck ihrer Finger auf meiner Kopfhaut und massierte mich geradezu göttlich hinter den Ohren. »Sybille heißen Frauen von Format, liebste Lisa«, flüsterte meine Freundin hinter mir gehässig. »Tussen aber, die sich an den Mann meiner Freundin heran machen, heißen bei mir nur Byllilein, verstehst du.«
    »Vollkommen«, hauchte ich, während ihre magischen Finger sich an meiner Stirn zu schaffen machten. »Ist mir im Moment auch scheißegal, wie sie heißt«, murmelte ich schläfrig, gab mich weiter der Massage hin und versank irgendwo zwischen Realität und totaler Entspannung.
    »Hallo, bist du noch anwesend?«, fragte Sigrid nach einer Weile.
    »Ja, und ich fühle mich schon viel besser.«
    »Deshalb bin ich ja gekommen!« Sigrids Stimme troff vor Zufriedenheit. »So, die dürften ihre Pflicht und Schuldigkeit getan haben«, konstatierte sie befriedigt, zog die Teebeutel von meinen Augen und warf sie in hohem Bogen ins Waschbecken, wo sie klatschend aufschlugen. »Und jetzt Achtung«, hörte ich verschwommen, weil sie mir just in diesem Augenblick den Kopf unter Wasser drückte, um das Shampoo aus meinen Haaren zu spülen. Das Wasser lief mir in die Ohren, doch da wurde mein armer Schädel schon wieder mit ruckartigen Handbewegungen an die Oberfläche befördert. »Sieh mich an«, forderte sie mich auf und musterte kritisch mein Gesicht. »Ja, schon viel besser. Bitte Waschen, Duschen, Bademantel. Wenn du fertig bist, kannst du dich ins Schlafzimmer begeben, ich habe alles vorbereitet … «
    Also – da konnte einer sagen, was er wollte, zumindest mit der Auswahl meiner Freundinnen hatte ich doch immer ein gutes Händchen gehabt. Nicht nur, dass Sigrid eine tolle Kosmetikerin war, Susanne arbeitete als Ärztin und war mir eine gute Ratgeberin bei allen Zipper- und Jämmerleins, und nicht zuletzt gab es Kathrin, auf deren juristische Fähigkeiten ich nicht mehr verzichten wollte.
    Auf die hatte meine Tochter Melissa mich schon angesprochen. Denn wenn der Vater meiner Tochter schon zu seiner Geliebten zog, fand sie, sollten wir ihm im Ernstfall auch richtig die Hölle heiß machen.
    Das war am vergangenen Samstag gewesen. Leo war auf den Tag genau seit drei Wochen weg. Ich saß auf der Terrasse und heulte Rotz und Wasser. Wieder war ein zerknülltes Tempo auf dem Terrassentisch gelandet. Ein regelrechter Berg dieser kleinen weißen Bällchen hatte sich inzwischen auf der blauen Tischdecke angehäuft. Wenn ich so weitergemacht hätte, wären meine Chancen, zur Werbe-Ikone für Papiertaschentücher zu avancieren, bestimmt nicht schlecht gewesen.
    Doch dann hatte ich leise Schritte hinter mir vernommen, und kurz danach ließ sich meine achtzehnjährige Tochter neben mir auf den Stuhl fallen. Die schwarz gefärbten Haare standen ungebändigt um ihr schmales Gesicht. Die dunklen Augen, unter den schwarz geschminkten Lidern, blickten besorgt zu mir herüber.
    »Ach Mama, das kann ja keiner mit ansehen!«, sagte sie ernst und legte mir die Arme um die Schultern. »Papa ist vor drei Wochen ausgezogen, und du hast es bis jetzt mit so viel Fassung getragen. Was ist denn
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