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Mallorca - hin und nicht zurueck

Mallorca - hin und nicht zurueck

Titel: Mallorca - hin und nicht zurueck
Autoren: Maike Hempel
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fragen. Zu bitter war der Nachgeschmack dieser Maske noch immer auf meiner Zunge. Was mich aber interessiert hätte, war, wo sie die Gurke her hatte? War noch eine im Kühlschrank gewesen oder hatten Kosmetikerinnen so etwas immer für den Notfall in ihrem Köfferchen vorrätig?
    Meine Füße wurden freigelegt, eine Tube geöffnet und schließlich schmatzte etwas glibberig auf Sigrids Händen. Ihre Finger umschlossen sanft meine Füße und begannen sie zu kneten. Ich konnte nur mehr genussvoll stöhnen. Wieso musste mich erst mein Mann verlassen, bis ich mir mal etwas Gutes angedeihen ließ? Wieso hatte ich mir das nicht schon viel öfter und vor allem viel früher gegönnt?
    Zwei Daumen strichen kräftig über die Sohlen meiner Füße. »Alle Meridiane deines Körpers enden in den Füßen«, klärte mich Sigrids sanfte Stimme auf, und sie verstärkte den Druck ihrer magischen Finger und strich bis zur Mitte meiner großen Fußzehen. »Hier zum Beispiel ist dein Großhirn.«
    Ob nun Großhirn oder Kleinhirn oder gar mein Verstand, war mir in diesem Moment völlig egal. Mein Gott war das entspannend! Selbst wenn Leo in diesem Moment reumütig durch die Schlafzimmertür getreten wäre, ich hätte mich geweigert, ihn zu erhören. Erstens, weil ich die Augen würde öffnen müssen – was ich unter den Gurkenscheiben sowieso nicht gekonnt hätte –  und zweitens, weil Sigrid sich dann garantiert geweigert hätte, weiter zu machen.
    »Wie geht es dir?«, drang die Stimme wie aus weiter Ferne zu mir herüber.
    »Wuper«, nuschelte ich, immer darauf bedacht, dass die Gurkenscheibe auf meiner Oberlippe nicht aus dem Gleichgewicht geriet und dusselte weiter. Nur am Rande nahm ich wahr, wie Sigrid im Bad verschwand, wahrscheinlich, um sich erneut die Hände zu waschen.
    Sie musste wieder herein gekommen sein, jedenfalls registrierte ich, wie die Tür der Schrankwand behutsam geöffnet wurde und Sigrid die Kleiderbügel suchend hin und her schob. Hallo?!? Ich hatte noch lange nicht zugestimmt, heute Abend da hin zu gehen! Dabei hätte ich meine rechte Hand darauf verwettet, dass meine Freundin bereits die Garderobe zusammenstellte. Vorsichtig hob ich eine der Gurkenscheiben an, um wenigstens etwas sehen zu können.
    »Waw machwt du ba, Wigrid?«, fragte ich argwöhnisch unter der Gurkenscheibe, die nach wie vor meine Oberlippe pflegte.
    »Ich suche das 'kleine Schwarze', du erinnerst dich? Letztes Jahr Silvester?« Offensichtlich arbeitete sich Sigrid mit voller Konzentration durch meinen Kleiderschrank.
    Spätestens jetzt konnte ich, Falten-hin-wie-Falten-her, auf die Gurkenscheiben keine Rücksicht mehr nehmen und entfernte sie gänzlich von meinen Augen und meiner Oberlippe. »Ich gehe nicht!«, rief ich aufgebracht. »Seit Silvester habe ich mindestens vier Kilo zugenommen!«
    Sigrid fuhr zu mir herum und stemmte die Hände in die Taille. Ihre Augen blitzen verärgert auf. »Erstens: Du gehst! Denn alles andere wäre geradezu lächerlich! Und zweitens hast du seit Wochen deine Midlife-Crisis, schon vergessen? Und was ist die beste Diät? Liebeskummer! Und worunter leidet meine Freundin Lisa? Unter Liebeskummer. Und wie viel hat besagte Lisa in der letzten Zeit gegessen?«
    »Es könnte passen«, erwiderte ich kleinlaut, weil - was hätte ich darauf auch antworten sollen? Außerdem wäre es wirklich geradezu lächerlich, wenn ich mich weiterhin wie ein eingeschnappter Teenager in der Bude verkriechen würde.
    »Okay, ich bin dabei«, beschloss ich in diesem Augenblick. »Aber nur, wenn das Kleid noch passt.«
    »Das passt schon, verlass dich drauf«, meinte Sigrid voller Zuversicht und hängte mir das Kleid heraus. »Und nun runter mit der Paste, wir müssen deine Haare noch stylen.« Energisch zog sie die wärmende Decke von meinem Körper. »Und du wirst lächeln, wenn du deine Gäste begrüßt«, ermahnte sie mich streng. »Du wirst die strahlende, erfolgreiche Geschäftsfrau geben, die die Sekretärin an der Seite ihres Mannes nicht einmal wahrnimmt!«
    Ich konnte nur nicken. Sie hatte ja Recht.
    »Und du wirst dir einfach einen schönen Abend machen. Mit mir und Manfred, mit Kathrin und Peter und mit Susanne und Ferdinand.« Sie klimperte mit den Augen und verzog die Lippen zu einem schelmischen Grinsen. »Und wir können alle mal wieder so richtig schön lästern.«
    Sigrid hatte die Regie übernommen. Es schien ihr gut zu tun. Mir irgendwie auch.
    »Ja, ich gehe zu meiner Jubiläumsfeier!«, lenkte ich ein und
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