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und der rote Rächer

und der rote Rächer

Titel: und der rote Rächer
Autoren: Katharina Fischer
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Ein anonymer Anruf
    Etwas schepperte draußen im Hof. Justus Jonas fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Schlich jemand auf dem Gelände des Schrottplatzes herum? Onkel Titus und Tante Mathilda, bei denen Justus seit dem Tod seiner Eltern lebte, waren ins Kino gegangen. Er war allein zu Hause geblieben. Zögernd stand Justus auf und trat ans Fenster. Die Nacht war mondlos und schwarz. Nur auf wenige Ecken des Gebrauchtwarenlagers von Titus Jonas fiel das schale, gelbe Licht der Straßenlaterne herüber. Schemenhaft hob sich der Campingwagen von der Straßenbeleuchtung ab. Er diente Justus und seinen Freunden Peter und Bob als Einsatzzentrale für ihr Detektivbüro. Direkt neben dem Campinganhänger befand sich die Freiluftwerkstatt, die, im Schatten der Einsatzzentrale, vollkommen in der Finsternis lag.
    Angestrengt starrte Justus hinaus. Da flackerte etwas in der Freiluftwerkstatt. Er fuhr zusammen. Brannte es etwa auf dem Schrottplatz?
    Justus sprang die Treppe hinunter. Brennbares gab es genug in Onkel Titus’ Gerümpellager: Bretter und Matratzen, alte Möbel, Kisten, Bücher.
    Er stürzte über den Platz, stolperte über einen Autoreifen, den er in der Dunkelheit nicht gesehen hatte, und erreichte fluchend die Freiluftwerkstatt. Justus griff an den Pfosten, an dem der Feuerlöscher hing, doch seine Hand fasste ins Leere. Der Feuerlöscher war weg. Fast im gleichen Moment stöhnte Justus auf. Das Flackern, das er gesehen hatte, kam von einem elektrischen Kaminfeuer, das er am Nachmittag mit Onkel Titus repariert hatte. Offenbar hatten sie vergessen, es abzuschalten.
    Erleichtert lief er zurück, doch dass der Feuerlöscher verschwunden war, beunruhigte Justus.
    Aber warum sollte jemand einen in die Jahre gekommenen Feuerlöscher klauen, überlegte er. Wahrscheinlich war das Gerät schon lange verschwunden und Onkel Titus hatte es einfach nicht bemerkt.
    Justus ging zurück ins Haus und schloss sicherheitshalber die Tür ab. Der Schrottplatz war ein idealer Unterschlupf für jeden Einbrecher. Als sie noch kleiner waren, hatten Justus, Peter und Bob ganze Nachmittage lang Verstecken gespielt und nicht selten musste einer von ihnen lange suchen, bis er die anderen endlich in einem der verborgenen Winkel gefunden hatte.
    Zum Glück gab es hier nicht viel zu stehlen. Justus’ Onkel Titus kaufte und verkaufte keine teuren Kunstschätze. Seine Einnahmen erzielte er durch den Handel mit alten Geräten, Büchern, Möbeln oder Haushaltswaren. Die meisten Leute wussten das. Ab und zu tauchte auch ein wertvolles Stück zwischen all dem Gerümpel auf, aber das war ein seltenes Glück, mit dem Titus Jonas unverdrossen immer wieder rechnete.
    Justus setzte sich zurück an seinen Schreibtisch. Missmutig nahm er einen Bleistift, öffnete sein Heft und beugte sich über die leeren Seiten. Ausgerechnet zur Rolle der Werbung in amerikanischen Kinderserien sollte er in der Schule ein Referat halten. Ein Thema, das ihn überhaupt nicht interessierte, aber darauf schien es der Lehrer geradezu anzulegen. Er begann damit, alle Kinderserien aufzuschreiben, die er kannte, doch immer wieder schweiften seine Gedanken ab. Plötzlich schrillte das Telefon. Justus lief in den Flur und sprang, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunter. Das muss Peter sein, dachte er. Bestimmt hat er eine Frage zum Mathetest, der morgen ansteht. Er schnappte sich den Hörer.
    »Peter, bist du’s?«, hechelte Justus in die Sprechmuschel.
    Eine fremde, verzerrte Stimme erklang. »Wer ist dort?«
    »Äh, Sie sprechen mit Justus Jonas.«
    »Rufe die Feuerwehr, Justus Jonas«, schnarrte die Stimme. Sie klang kühl und metallisch. »Ein Großbrand am Hafen. Feuer!« Ein paar Sekunden lang hörte Justus den Anrufer nur atmen. »Joes Bootsverleih brennt«, krächzte er weiter. »Beeile dich. Hole die Feuerwehr!«
    »Aber Mister, warten Sie …«
    Dann sagte die Stimme einen merkwürdigen Satz. »Im Zeichen des Feuers: Einmal ist es jetzt passiert – alles Glück, das explodiert!«
    »Halt, Mister, was soll …«
    Doch der Anrufer hatte bereits aufgelegt.
    War das ein böser Scherz? Oder war es bitterer Ernst und es drohte Gefahr? Verwirrt wischte sich Justus über die Stirn. Er überlegte kurz, dann wählte er mit zitternder Hand die Nummer der Feuerwache.
    »Feuerstation, Sheppard.«
    Sofort stotterte Justus los. »Feuer, es brennt am Hafen, bitte fahren Sie hin, das Haus von Joes Bootsverleih, es brennt, Sie müssen es löschen.«
    »Ganz ruhig.
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