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Mallorca - hin und nicht zurueck

Mallorca - hin und nicht zurueck

Titel: Mallorca - hin und nicht zurueck
Autoren: Maike Hempel
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zusammen durchgearbeitet, und da ich mich in den letzten Tagen wirklich nicht wohl gefühlt habe« – das war die Untertreibung des Jahrhunderts – »habe ich es vorgezogen, zu Hause zu bleiben«, erklärte ich mit unschuldigem Augenaufschlag.
    Leo räusperte sich verlegen, rettete sich jedoch sofort wieder in seine Wut. »Es war das totale Fiasko ohne dich!«
    Oh danke, bitte mehr davon. Welche verlassene Ehefrau würde sich nicht diebisch freuen, wenn man sie wenigstens im Büro vermisste. Leo war also nach knapp vier Wochen so weit, dass er mit Sybille zwar das Bett teilte, aber eher ungern seinen Arbeitsplatz? Na wunderbar. Ich zog ernsthaft in Betracht, auch in der nächsten Woche nicht zu erscheinen. Befriedigt wandte ich mich ab, um meine Kollegen zu begrüßen.
    »Schön, dass du hier bist«, sagte Renate, die die Vermietungen unter sich hatte. Sie war Mitte fünfzig, immer gut gelaunt, und es gab kaum eine Situation, die sie aus der Ruhe bringen konnte. Ihre kurzen grauen Haare umschlossen ihr Gesicht wie eine Kappe. »Und es war echt eine Katastrophe mit den Spaniern, ohne dich«, flüsterte sie mir leise ins Ohr, während sie mir einen Kuss auf die Wange hauchte.
    »Hallo Lisa, gedenkst du deinen Chef-Sessel abzugeben oder wo treibst du dich die ganze Zeit herum?«
    Tom kam lässig auf mich zu. Er war also doch rechtzeitig zur Feier von seinem Verkaufsgespräch aus Spanien zurückgekommen. Fast könnte man meinen, er hätte Urlaub gehabt. Die Sonne hatte seine blonden Haare aufgehellt, und er war braun gebrannt. Jetzt stand er lächelnd vor mir. Groß, immer noch schlank, während Leo mit den Jahren schon ein wenig fülliger geworden war. Eine Hand lässig in die Tasche seiner schwarzen Hose geschoben, glitt der Blick aus seinen rauchgrauen Augen bewundernd über meine Erscheinung.
    »Anscheinend bricht der Laden hier sofort zusammen, wenn wir beide mal nicht erscheinen. Ist doch immer schön, wenn man vermisst wird.«
    Der kleine Seitenhieb in Leos Richtung, dass er allen Ernstes versucht hatte, bei den Spaniern mit Sybille aufzutrumpfen, ging mir runter wie Öl. Seltsam, da hatten wir all die Jahre so viel Zeit miteinander verbracht und uns immer gut verstanden, aber so wie eben hatte Tom mich noch niemals zuvor angesehen. Fast könnte man meinen, er fände mich attraktiv. Wäre ja ganz beruhigend zu wissen. Vielleicht würde Leo ein klein wenig eifersüchtig werden, wenn ich mit seinem besten Freund flirtete?
    Patrizia und Paul, ebenfalls für den Verkauf zuständig, schlenderten zu uns herüber. Sie schienen nicht so recht zu wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Da war der Chef zur Sekretärin gezogen, und die Chefin hatte sich eine Woche ihrem heulenden Elend hingegeben und stand heute Abend – dank Sigrids Hilfe und Unterstützung – strahlend vor ihnen. Normal war ja auch irgendwie anders.
    »Ihr habt das alles hier so schön vorbereitet«, bedankte ich mich herzlich, um die betretene Stimmung etwas aufzulockern. »Es sieht perfekt aus.«
    »Ich habe mir die Bestelllisten aus deinem PC geholt«, bemerkte Renate. »Der Party-Service war ja bereits auf´s Beste gebrieft, und der Weinhändler hat gestern noch geliefert. Wenn die heute Abend nicht alle angetrunken nach Hause fahren, können wir in den nächsten Wochen täglich einen süffeln.«
    »Keine Chance, meine Liebe«, winkte ich mit der Hand ab. »Der nimmt volle Flaschen problemlos zurück.«
    »Apropos Flaschen, ich sage am besten den Kellnern mal Bescheid, dass sie den Sekt öffnen. Deine ersten Gäste kommen gerade an«, raunte Tom mir ins Ohr und schob mich an den Schultern in Richtung Tür, wo Sybille, hoch erhobenen Hauptes, neben Leo Aufstellung genommen hatte.
    Gott schütze Tom! Das würde gerade noch fehlen, dass unsere Sekretärin an der Seite meines Mannes die Gäste begrüßt!
    Aufgebracht, aber freundlich lächelnd, stolzierte ich auf meinen hohen Absätzen direkt auf Leo zu, der wartend, mit dem Rücken zu mir, in Begrüßungsposition stand. Bitte lass mich jetzt nicht stolpern, flehte ich inständig, doch es ging alles glatt und ich fand mich, gerade als Herr und Frau Borgheim eintraten, an Leos linker Seite ein.
    »Frau Berger, Sie sehen toll aus heute Abend!«, rief Frau Borgheim begeistert aus, umarmte mich und hauchte anschließend auch Leo ein Küsschen auf die linke und die rechte Wange. »Ihnen beiden strahlt das Glück aus den Augen und ich gönne es ihnen von Herzen.«
    Wenn du wüsstest, dachte ich
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