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Mallorca - hin und nicht zurueck

Mallorca - hin und nicht zurueck

Titel: Mallorca - hin und nicht zurueck
Autoren: Maike Hempel
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Abgewöhnen war, fällt mir auch nichts mehr ein.«
    »Danke«, sagte ich tapfer lächelnd.
    Was wohl geschehen wäre, wenn ich mein Spanisch-Studium damals nicht abgebrochen hätte, um mit Leo zusammen zu arbeiten? Wenn wir uns nicht jeden Tag rund um die Uhr gesehen hätten? Hätte uns Sybille dann auch auseinander bringen können?
    Egal. Es brachte mir wenig, nach so vielen Jahren darüber zu grübeln. Ich würde diesen Abend noch irgendwie überstehen und dann weitersehen. So gelassen wie möglich, schlenderte ich zum Buffet und lud mir an Kathrins Seite den Teller voll. Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen aber Sekt getrunken. Das könnte fatal enden.
    Ein Blick durch den Raum bestätigte mir, dass unsere Gäste zufrieden waren. Der Stimmungspegel stieg allmählich. Kellner bahnten sich ihren Weg durch lachende Menschen, schenkten Gläser nach und räumten die bereits geleerten Teller ab. Alles in allem lag das Schlimmste wohl hinter mir. Dachte ich wenigstens, bis Renate es an der Zeit fand, die bis dahin gedämpfte Hintergrundmusik ein wenig aufzudrehen und die CD zu wechseln.
    »From Sarah with Love«, hauchte daraufhin Sarah O´Connor in den Raum, und das war nun das Letzte was ich brauchte. Keine – und seien es noch so schöne – Liebeserklärungen am heutigen Abend, bitte nicht!
    Aber als ob das nicht schon genug wäre, schmiegte sich Sybille auch noch an meinen Mann, der sie liebevoll in die Arme nahm und, wenn auch unbeholfen, so doch eng umschlungen, mit ihr tanzte.
    Regungslos blieb ich, mit meinem Teller in der Hand, stehen. Das gab es doch wohl nicht! Mein Leo tanzte? Seit über zwanzig Jahren behauptete dieser Mann, er könne gar nicht tanzen und jetzt tanzte er mit einer anderen direkt vor meinen Augen!
    Von Appetit konnte nicht mehr die Rede sein, mir wäre jeder Bissen im Halse stecken geblieben und so stellte ich meinen Teller zur Seite.
    »Lächeln, immer nur lächeln«, versuchte Susanne mich aufzuheitern. Meine Freundinnen standen wie eine schützende Mauer um mich herum.
    »Ich glaube nicht, dass ich das noch lange aushalte«, stöhnte ich und spürte, wie mir nun doch die Tränen in die Augen schossen. Ich hatte mich einfach überschätzt. Das Ganze war schmerzhafter, als ich es mir vorgestellt hatte. Es war definitiv an der Zeit zu gehen.
    Ich erstarrte, als ich plötzlich einen Arm spürte, der sich von hinten um meine Taille legte. »Du wirst jetzt nicht losheulen, Lisa«, vernahm ich hinter mir Toms Stimme. »Wisch die Träne weg, das hier ist eine Fete und da amüsiert man sich oder tut wenigstens so. Auch wenn dein Mann gerade unter geistiger Umnachtung leidet.« Schwungvoll drehte er mich zu sich herum und zog mich in die Arme.
    Wie lange war es her, dass ich das letzte Mal getanzt hatte? Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern. »Du bist furchtbar«, versuchte ich meine Unsicherheit zu überspielen.
    »Dafür kann ich aber ganz gut tanzen,« zwinkerte Tom mir übermütig zu und seine Arme umspannten mich fest. »Und nun wollen wir doch mal sehen, wie Leo sich verhält, wenn wir ihm Paroli bieten. Was meinst du?«
    »Oh Tom«, lachte ich auf und mir wurde ganz warm ums Herz. Dankbar lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter. »Du bist Balsam für meine Seele.«
    Tatsächlich fand ich es wunderschön, von ihm in den Arm genommen zu werden und mich im Takt der Musik zu bewegen. Gott sei Dank führte er gut. Ich war nach all den Jahren einigermaßen aus der Übung.
    Nach einer Weile schloss ich die Augen und schaltete einfach ab. Kein Leo, keine Sybille, keine Traurigkeit. Nur Musik und Tom, der mich in seinen Armen hielt, bis das Lied langsam verklang.
    »Willst du nicht doch eine Kleinigkeit essen?«, fragte er fürsorglich und deutete auf das Büffet.
    Ablehnend schüttelte ich den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, dass ich auch nur einen Bissen herunter bekomme.«
    Suchend sah ich mich nach meinem Mann um, dessen Hand tätschelnd auf der drallen Hüfte unserer Sekretärin lag. Wieder spielte eine Melodie, allerdings klang es dieses Mal eher süd-amerikanisch in meinen Ohren und schon verstärkte Tom den Griff um meine Taille. »Oh nein«, rief ich entsetzt, »Tom, bitte, das kann nur schief gehen!«
    »Schön locker bleiben, ich mach das schon«, meinte er gelassen und seine Augen blitzten auf.
    Und dann wirbelte er mich so im Kreis herum, dass mir anfangs ganz anders wurde. Wie ich es schaffte, nicht über meine eigenen Füße zu stolpern, war mir
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