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Mallorca - hin und nicht zurueck

Mallorca - hin und nicht zurueck

Titel: Mallorca - hin und nicht zurueck
Autoren: Maike Hempel
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schleierhaft. Dennoch wurde ich nach und nach lockerer und langsam machte es mir sogar richtig Spaß. Zumal ich mit Tom sicherlich eine bessere Figur abgab, als Leo mit Sybille, schoss es mir boshaft durch den Kopf. Von diesem Gedanken getrieben, konzentrierte ich mich nur noch auf die Musik und auf meinen Hüftschwung.
    »Na geht doch«, lobte Tom und grinste befriedigt. »So schnell wirst du dich doch wohl nicht geschlagen geben, oder?«
    »Wenn du das sagst«, erwiderte ich sofort besserer Laune und aktivierte meine Hüfte.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte ich meine Gäste, die einen Kreis um uns gebildet hatten und teilweise sogar im Takt der Musik klatschten. Ätsch Sybille, dachte ich gehässig. Und wer hat bei dir geklatscht?
    Nach dem dritten Song war ich völlig aus der Puste und ließ mich an Toms Brust fallen. »Gnade«, flehte ich, »ich kann nicht mehr.«
    »Gut, machen wir eine Pause.« Toms Tonfall änderte sich unmerklich. »Und ein bisschen Small-Talk.« Er zog mich mit sich. Zu spät registrierte ich wo er hin wollte. Wir steuerten direkt auf Leo zu. War der Mann wahnsinnig?
    »Wirklich schöne Feier, Leo«, lobte Tom.
    »Danke», erwiderte Leo knapp und versuchte etwas auf Abstand zu Sybille zu gehen, der das keineswegs entging.
    »Tja«, seufzte Tom theatralisch, »zwanzig Jahre. Eine ganz schön lange Zeit. Wer hätte damals gedacht, dass wir so lange zusammenbleiben, du, Lisa und ich.« Er schluckte ergriffen und Leo wirkte betroffen.
    Bitte jetzt keinen Sülz, ich fange gleich an zu heulen! Rund um mich herum lächelten mich zwar bekannte Gesichter an, aber keiner bezog mich in ein Gespräch mit ein. Keine Chance, aus dieser prekären Lage zu entfliehen. »Wollen wir nicht noch einmal das Tanzbein schwingen?«, fragte ich deshalb hektisch.
    »Gerne«, antwortete Tom und legte mir den Arm um die Schulter. »Aber nicht bevor ich meinem besten Freund gesagt habe, dass er ein Idiot ist.«
     
     
    ***
     
     
    E in Geräusch drang an mein Ohr. Was war das bloß?
    Langsam kam ich zu mir und ein stechender Schmerz zuckte durch meinen Kopf. Und da war es wieder, dieses Geräusch, das ich so liebte: »Dü-del-dü-del-dü-tütü-dü-tütü-dü-tütü …«
    Das Telefon klingelte.
    Benebelt tastete ich nach dem Kissen, das in der Ecke des Sofas lag, drehte mich auf die Seite und zog es über meine Ohren. Nicht jetzt. Egal wer auch immer da in der Leitung hing, ich konnte nicht.
    Demnach war ich also im Wohnzimmer eingeschlafen. Na bravo! Da hatte ich den ganzen Abend so gut überstanden und wollte eigentlich nur noch ganz kurz auf mein eigenes Wohl angestoßen haben, als mich doch noch das Selbstmitleid übermannt hatte. Was fand Leo ausgerechnet an dieser Schnepfe?
    Gut, sie war achtzehn Jahre jünger als ich. Und weiter? Ich hatte mich tatsächlich nie so gut gefühlt wie in meinem jetzigen Alter. Wir hatten alles erreicht was wir uns vorgenommen hatten, die Kinder waren aus dem Gröbsten heraus und da wäre eigentlich ich mal wieder an der Reihe gewesen mit einem bisschen Bauchkribbeln. Mir hätte die Einladung ins Kino zugestanden, von romantischen Abendessen in sündhaft teuren Restaurants mal ganz abgesehen.
    Leider war es anders gekommen. Leo begann ein Verhältnis mit dieser Person und ich hatte das Nachsehen. Aber so viel Selbstbewusstsein besaß ich dann doch noch, dass ich wegen einer Frau wie Sybille keine Komplexe bekam. Tja und da war das Glas leer gewesen, und ich hatte nachgeschenkt.
    Wenn ich wenigstens so etwas wie Eifersucht empfinden würde, aber nichts dergleichen regte sich in mir. Ich fühlte mich eher zutiefst in meiner Ehre getroffen. Mein Stolz war verletzt, jawohl!
    Eine Frau mit Klasse, eine mit Verstand und Geschäftssinn und noch dazu gut aussehend, das hätte ich noch nachvollziehen können! Aber Byllilein? Nein, wirklich nicht. Das überstieg ganz einfach meinen Horizont.
    Als wir sie einstellten, war sie zu dämlich, nur das E-Mail-Programm zu bedienen. Es hatte mich Nerven ohne Ende gekostet, diese völlig unerfahrene Tusse einzuarbeiten. Dennoch hatte Leo sie permanent in Schutz genommen!
    Wenn ich nur im Nachhinein daran dachte, wie sie ihn mit ihren großen Glubschaugen angehimmelt hatte. Und schon war mein Mann um ihren Finger gewickelt. Und ich hatte nie das Geringste bemerkt. Konnte eine Frau alleine so dämlich sein?
    Als ich mit meinen Gedanken so weit gekommen war, konnte mir in meiner jämmerlichen Verfassung nur noch eines helfen: Noch ein Glas Wein.
    Behutsam
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