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Mallorca - hin und nicht zurueck

Mallorca - hin und nicht zurueck

Titel: Mallorca - hin und nicht zurueck
Autoren: Maike Hempel
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Geringsten weiter. Leo war ausgezogen, Punkt. Zu unserer Sekretärin, nochmal Punkt. Ja, genau zu der Sekretärin, die ich so liebevoll eingearbeitet hatte.
    Leider hatte sich Sybille dafür aber nicht liebevoll bei mir bedankt, sondern sich liebevoll an meinen Mann ran geschmissen, der sie ebenso liebevoll in sein Herz geschlossen hatte und schließlich vor vier Wochen ausgezogen war. Einfach so. Ich war ihm egal, das Haus war ihm egal, unsere Kinder waren ihm egal.
    Du bemitleidest dich schon wieder, schoss es mir durch den Kopf, und ich schloss die Augen. Lisa Berger ertrank im Selbstmitleid, na klasse. Dabei kam es mir gerade wie gestern vor, dass ich mir mit Leo vor all den Jahren die alte Schreinerei angesehen hatte, in der wir unser Immobilienbüro eröffnen wollten. Wir hatten Träume gehabt und ungeduldig darauf gewartet, endlich mit der Arbeit beginnen zu können. Die Umbauarbeiten dauerten nicht lange, und bald konnten wir, wenn auch in kleinem Rahmen, beginnen.
    Zwanzig Jahre war das jetzt her.
    Ein Jahr nach der Eröffnung wurde ich schwanger. Leo war überglücklich gewesen und wollte sofort heiraten. Bei unserer Hochzeit hatte ich dann Tom kennen gelernt, Leos besten Freund und seinen Trauzeugen, der nach dem Studium einige Zeit in Spanien verbracht hatte. Nicht lange nach der Hochzeit stieg er mit in die Firma ein.
    Von da an war es stetig aufwärts gegangen. Der Verkauf und die Vermietungen von hochwertigen Wohnimmobilien im Großraum Köln lief besser an, als wir uns das jemals erträumt hatten, und drei Jahre später eröffneten wir die erste Niederlassung in Sitges, einem kleinen Badeort in der Nähe von Barcelona, der bald darauf weitere Filialen folgten.
    Ich öffnete die Augen und starrte traurig auf den Badeschaum. Leo. Dieser Bär von einem Mann, der, als unsere Tochter Melissa schon acht Jahre alt war, zum zweiten Mal Vater wurde, und einen vor Vergnügen quietschenden Felix, durch die Luft gewirbelt hatte. Die immer ein wenig zu langen braunen Haare, die ihm bis fast auf die Schultern fielen und die so langsam an den Schläfen die ersten hochinteressanten grauen Strähnen aufwiesen, die braunen Augen, sein liebevolles Lächeln. Und immer hatte er eine Frau an seiner Seite gehabt, die – das musste man mir wohl lassen – Arbeit, Familie, Haus und diverse andere Kleinigkeiten, die täglich anfielen, spielend unter einen Hut bekommen hatte. Hier eine Hausbesichtigung mit einem Kunden, zwischendrin schnell das Essen zubereiten und anschließend, auf dem Weg ins Büro, eben noch Melissa und Felix beim Fußballtraining, der Klavierstunde oder wo auch immer abliefern. Ich hatte stets alles im Griff gehabt. Bis Leo meinte, diese Sekretärin einstellen zu müssen …
    Wie hatte mein inzwischen zehnjähriger Sohn beim Mittagessen so abgebrüht gesagt? »Du musst nicht traurig sein, Mama. Ich finde jedenfalls, es ist irre friedlich geworden, seit Papa bei der Simmerlein ist. Dem sind wir doch nur noch auf den Keks gegangen und gestritten haben wir sowieso wegen jedem Käse.«
    Liebevoll hatte er mich in den Arm genommen und mich ganz fest gedrückt. »Weißt du, meine Freunde halten dich alle für ganz jung und finden, dass du toll aussiehst.« Er zögerte kurz und grinste mich frech an. »Gut, sie haben dich heute nicht gesehen, ein Glück - aber du könntest dich locker auch wieder verlieben.«
    Bei der Erinnerung an diese Bemerkung musste ich wider Willen lachen und der Badeschaum kitzelte an meiner Nase. Mal eben verlieben. Wenn das so einfach wäre. Ich war verliebt. In meinen eigenen Mann.
    Aber der ist nun mal leider nicht in dich verliebt, antwortete meine innere Stimme und wischte das selige Lächeln von meinen Lippen. Schon wieder spürte ich Tränen in meine Augen schießen.
    »Kann ich reinkommen?«, rief Sigrid von draußen und klopfte an die Tür.
    »Hmmm«, brummte ich zur Bestätigung und öffnete die Augen. Doch bei ihrem Anblick erstarrte ich. »Was ist denn das in drei Teufels Namen?«, fragte ich alarmiert.
    »Teebeutel, meine Liebe«, klärte Sigrid mich munter auf. »Um genau zu sein: Schwarzer Tee. Hat mich ´ne Weile Sucherei gekostet, sie in deiner Küche zu finden, ist aber das Allheilmittel gegen verquollene Augen schlechthin. Also, mach die Äuglein zu, der Rest ergibt sich ganz von alleine.«
    Nein, gegen Sigrid war kein Kraut gewachsen, und wenn diese Teebeutel nur halb so entspannend sein würden, wie das von ihr verordnete heiße Bad, konnte es nur besser werden.
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