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Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt
Autoren: V.A.
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Retter der Menschheit
     
Simon Bagley
     
     
    Schon fünf Jahre hatte ich am Amerikanischen Projekt mitgearbeitet, bevor ich die Wahrheit darüber erfuhr, worum es sich eigentlich handelte. Nun, der gewöhnliche Zeitgenosse, der normalerweise ein unaufmerksamer Beobachter ist, denkt nicht weiter über seine Arbeit nach, aber für einen richtigen Zeitungsmenschen, wie ich es bin, war das kein dauerhafter Zustand.
    Ich betone dies besonders deshalb, um zu unterstreichen, daß das Amerikanische Projekt wirklich geheim war. Im Vergleich dazu war das Manhattan-Projekt ebenso bekannt wie die Stimme Amerikas. Das ist schon deshalb kein schlechter Vergleich, weil beide von ungefähr der gleichen Anzahl kommunistischer Agenten durchsetzt waren.
    Wie geheim es war, können Sie daran ersehen, daß nicht einmal das Pentagon vom Amerikanischen Projekt wußte. Einige gewitzte Köpfe hatten ganz richtig bemerkt, daß überall, wo es Uniformen gäbe, auch Spione zu finden seien. Deshalb ließ man bei dieser Sache die Uniformen aus dem Spiel, und das trotz der Tatsache, daß das Amerikanische Projekt die ultimate Waffe entwickelte. Natürlich weiß heutzutage jedermann, wie erfolgreich sie sich in der Praxis bewährte.
    Es war etwa im Jahre 1962, als ich mit Jack Lindstrom, einem alten Studienkollegen, in einer Bar saß. Nach dem Studium hatten sich unsere Wege getrennt; ich war zur Zeitung gegangen, während Jack noch Prüfungen über Anthropologie abgelegt hatte und dann ein großes Tier in der akademischen Welt geworden war.
    Eines Tages kreuzte er bei mir im Büro auf und verkündete, daß er gerade von einem gottverlassenen Loch im Mato Grosso zurückgekommen wäre, und fragte, was ich von einem Drink hielte. Einem schwerarbeitenden Reporter diese Frage zu stellen, ist, als frage man eine Maus, ob sie etwas Käse wolle; wir suchten uns also eine ruhige Bar und tauschten romantische Erinnerungen über die guten alten College-Tage aus, wobei wir ein paar Gläser Bier leerten.
    Dann erzählte er mir von seiner Arbeit in Brasilien, während ich mich bemühte, alles im Kopf zu behalten, da ich glaubte, daß man einen guten Artikel für die Sonntagsausgabe daraus machen könnte, wenn man die wirklich wichtigen Dinge wegließ und sich an die Trivialitäten hielt.
    Nachdem wir etwa eine Stunde geplaudert hatten, verriet er mir, daß er sich einer Forschergruppe anschließen wollte, die auf das gegenwärtige amerikanische Leben anthropologische Techniken anzuwenden gedachte. Er schien von diesem Unternehmen begeistert und sagte, daß es das größte Projekt der modernen Anthropologie überhaupt wäre.
    »Wir werden den modernen Amerikaner auseinandernehmen und feststellen, was ihn überhaupt am Leben erhält«, sagte er. »Das ist nie zuvor auf eine vernünftige Weise geschehen.«
    »Und was war mit Middletown?«
    »Das war doch nichts Vernünftiges«, sagte er wegwerfend. »Eine kleine Gruppe bearbeitete eine Stadt. Wir werden das ganze Land bearbeiten. Hunderte von uns beteiligen sich an diesem Unternehmen.«
    »Und woher bekommt ihr das Geld?«
    »Die meisten der großen Stiftungen machen mit, und ich glaube, auch der gute Onkel Sam trägt dazu bei. Denn diese Sache ist von höchster Bedeutung, weißt du; wenn die Ergebnisse ausgearbeitet sind, wird die Regierung wenigstens etwas haben, mit dem sie eine vernünftige Politik betreiben kann.«
    »Und wie lange, glaubst du, wird dieser Job dauern?« fragte ich.
    Jack zuckte die Achseln. »Zehn – fünfzehn – zwanzig Jahre; wer weiß das schon bei einer solchen Sache?«
    »Du rechnest also in anderen Zeitbegriffen, wie ich sehe«, entgegnete ich trocken.
    Er bestellte noch zwei Bier und sagte: »Warum schließt du dich uns nicht an?«
    Ich starrte ihn an. »Sieh mal, Jack«, antwortete ich, »ich glaube, du hast dir gar nicht überlegt, was du sagst. Ich bin Johnny Murphy, der Zeitungsmann. Was, zum Teufel, verstehe ich schon von Anthropologie?«
    »Welcher Anthropologe versteht schon so viel von Zeitungen wie du?« entgegnete er. »Diese Sache hier ist nicht nur für Leute wie mich, verstehst du. Wir werben Leute aus der Kommunikationsbranche an – vom Radio, Fernsehen, von Zeitungen und Wochenzeitschriften. Alle Meinungsbildner von der Madison Avenue bis hinunter zur Oshkosh Gazette. Die Tatsache ist nämlich die, daß es nicht genug Anthropologen gibt. Wir benötigen erfahrene Informationssammler und Berichterstatter. Wir benötigen Leute wie dich.«
    Er nahm einen tiefen Zug aus
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