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Engel der Schatten - 03 - Sandra Henke

Engel der Schatten - 03 - Sandra Henke

Titel: Engel der Schatten - 03 - Sandra Henke
Autoren: Herrin von Vandalis
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Sandra Henke
    Herrin von Vandalis
    Es geschah im westlichen Krisis Gebiet im Lande Wahnstein. Der Krieg gegen die Südkrisis war verloren, weil sie sich unerwartet mit Valkenhorst, dem Land der Vampire, verbündet hatten. Doch das Kastell Vandalis war längst umzingelt von neuen Feinden, den Dämonen, und nachts geschahen Dinge, die die westliche Krisis für immer verändern würden...
    Wieder ein Aufschrei, leidvoll, lüstern, dann obszönes Stöhnen.
    Stundenlang wälzte ich mich im Bett hin und her und blieb dann steif wie ein Brett auf dem Rücken liegen. Dem inneren Wunsch aufzustehen versuchte ich zu trotzen, um dem Ursprung der frivolen Schreie nachzugehen, die ich seit meiner Ankunft nachts hörte. Meine Fantasie spielte mir Streiche. Sie ließ immer wieder neue Trugbilder von dem, was irgendwo in diesem Kastell geschah, vor meinem inneren
    Auge erscheinen. Und es waren keine zuckersüßen Kleinmädchenträume! Dafür klangen die Schreie zu gequält lustvoll.
    Ich hatte Vater nach ihnen gefragt, aber er sagte nur, dass das unheimliche Treiben
    der Dämonen und Geister außerhalb der Mauern bei Nacht Quell von Gräueltaten sei. Doch mein Fenster war verschlossen und Vandalis gut bewacht. Vater warnte mich, jemals das Kastell bei Dunkelheit zu verlassen.
    "Wäre Mutter doch nur bei mir", dachte ich und setzte mich kerzengerade im Bett hin. Lange reisten wir ohne Vater umher. Wie alles begann, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich war zu klein. Aber an die Zeit in der Siedlung Markscheid, wo ich aufwuchs, auf der Grenze von Ingrimm und Valkenhorst, kann ich mich entsinnen. Dann begann der Krieg und wir flüchteten in den Ruten Hain, wo wir uns von dem ernährten, was die Natur uns schenkte. Ich sehnte mich nach Markscheid, nach der vertrauten Umgebung und den lieb gewonnenen Menschen. Aber es gab kein Zurück. Mutter sagte: "Wir dürfen nicht zurückschauen, nur nach vorne."
    Doch eines Tages packte sie wieder unsere wenigen Habseligkeiten und zog mich mit sich.
    "Die Schatten kommen", flüsterte sie besorgt.
    Ich fragte: "Die Vampire?"
    Mutter schüttelte nur den Kopf und schwieg, auch später in Firn, als ich sie erneut
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Sandra Henke
    Herrin von Vandalis
    nach den Schatten fragte.
    Wir bereisten das gesamte Krisis Gebiet, aber meinen Fuß ins Reich Wahnstein setzte ich erst, nachdem Mutter eines Tages nicht vom Angeln in den Eislöchern der Pökel’schen Seenplatte zurückkehrte. Was geschehen war, verschwieg man mir. Ich sei noch zu jung. Doch mittlerweile waren meine Brüste prall und ich blutete regelmäßig. Ich wusste, die Zeit war nah, um die Wahrheit zu erfahren.
    Jetzt hatte ich endlich ein richtiges Zuhause bei meinem Vater, doch er hatte etwas in seinem Blick, das mich ängstigte. Er schaute mich stets prüfend und durchdringend an, als versuche er in mein Inneres zu sehen. Mutter fehlte mir sehr.
    Wieder ein frivoler Aufschrei, dann ein behagliches Seufzen. Was geschah auf Vandalis? Ich verspürte eine bittersüße Furcht in mir, eine Angst, die mich abstieß und gleichzeitig anzog - von dem Unbekannten, dem Bösen, dem Triebhaften. Fast
    beiläufig glitt meine Hand unter das Nachthemd und zwischen meine Schenkel. Warm und weich hieß mich mein pulsierender Schoß willkommen. Ich tauchte mit dem Zeigefinger in meine Scheide ein, rührte darin herum, wie in einer Backschüssel und
    leckte meinen Finger ab, als wäre daran Kuchenteig.
    Da erschrak ich! Hatte ich nicht ein Kratzen gehört?
    Die Unruhe in meinem Inneren quälte mich und so stand ich mit einem Schwung auf. Langsam näherte ich mich den Fenstern meines Schlafgemachs, die mit dicken schwarzen Samtvorhängen verdeckt wurden. Nur schwer ließen sie sich zur Seite schieben. Der Reiz des Verbotenen war groß. Sehr groß! Zu groß, um ihm zu widerstehen, denn die Welt dort draußen, vor der mich mein Vater seltsamerweise sowohl tags als auch nachts abschirmte, zog mich magisch an.
    Meine Augen brauchten eine Weile, um die Welt außerhalb meines Gemachs, das sich in einem der Türme Vandalis’ befand, wahrzunehmen. Nebelschwaden waberten über dem Waldboden. Die Baumkronen schaukelten gespenstisch im fahlen Mondlicht, als würde eine unsichtbare Hand sie schütteln. Hier und da glaubte ich eine schwache Bewegung im Dickicht zu erspähen, doch kein Werwolf oder Waldgeist zeigte sich mir.
    Aber was war das? Erschrocken taumelte ich vom Fenster rückwärts, bis ich ungeschickt aufs Bett fiel. Ich bekam eine Gänsehaut von dem, was ich
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