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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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Die große Sehnsucht meines Lebens: Ich will geliebt werden
     
     
     
    Ich brauche Liebe! Avete capito?
    Das ewige Thema meines Lebens ist die Sehnsucht, geliebt zu werden. Ich kann nicht genug Liebe kriegen.
    Wer mich kennt, weiß: Bin i lieb, bin i der Liebste. Und bin i bös, bin i der schlimmste Mensch auf Erden. Wer das zu spüren bekommt, vergisst mich nie. Alain Delon nicht. Glenda Jackson nicht. Marisa Berenson nicht. Auch Richard Burton könnte ein Lied davon singen.
    Dieser Delon wollte mir doch tatsächlich die große Liebe meines Lebens ausspannen, den genialen Filmemacher, geistvollen, zärtlichen, eleganten Luchino Visconti. Delon hatte nichts zu bieten, er wollte nur die besseren Rollen. Er war eifersüchtig auf mich, gönnte mir keinen Erfolg. Für seine Intrigen benutzte er sogar seinen kleinen Sohn Anthony. Er ließ ihn in seiner Kinderschrift Liebesnachrichten an Visconti schreiben. Aber das habe ich ihm gründlich verdorben.
    Eines Tages kam Delon zu Besuch. Ich öffnete die Tür, sah ihn, fragte, um ihn zu ärgern, nach seinem Namen, sagte, dass ich ihn nicht kennen würde, und warf ihm die Tür vor der Nase zu.
    Mir war sofort klar, dieser Delon wird für seine Karriere alle Mittel einsetzen. Das bedeutete höchste Alarmstufe. Ich fürchtete natürlich auch für meine Beziehung.
    Delon klingelte Sturm. Nun öffnete Luchinos Butler, ließ Delon rein und meldete Visconti den Besuch. Luchino bat Alain in den Salon. Ich reagierte wütend, lief in Luchinos Ankleidezimmer und schnappte mir dort sein ganzes Bargeld. Dann ließ ich mich im Rolls-Royce vom Chauffeur in die Stadt fahren, um meinen Zorn über Delons Frechheit, einfach zu uns ins Haus zu kommen, mit Einkäufen zu dämpfen.
    Abends erklärte ich Visconti meine Sorgen, bat ihn, die beruflichen Treffen mit dem Franzosen – wenn sie denn überhaupt sein müssten – in Zukunft doch wenigstens in Hotels wahrzunehmen. Als kurze Zeit später wieder Briefe mit Delons versteckten Liebesbezeugungen eintrafen, setzte ich Visconti ein Ultimatum. Mit mir nicht!
    Es ist doch unglaublich: Ein Vater diktiert seinem siebenjährigen Sohn schwärmerische Schwüre! Mit allen Mitteln sorgte ich dafür, dass Visconti nie wieder mit Delon arbeitete. Zweimal war schließlich genug Glück für den Franzosen. Die Filme »Rocco und seine Brüder« und »Der Leopard« waren vor meiner Zeit mit Luchino Visconti entstanden. Auch Delons Freunde wurden von den Besetzungslisten gestrichen. Dafür habe ich schon gesorgt.
    Um meine Rache komplett zu machen, fickte ich Delons damalige Frau Nathalie, die ich sehr mochte. Wir vergnügten uns auch zu dritt im Bett mit Maria Schneider, die »Der letzte Tango von Paris« mit Marlon Brando berühmt gemacht hatte. Aber was wäre der Spaß ohne Publikum. Also rief ich eine befreundete Journalistin an und erzählte ihr pikante Details, sorgte dafür, dass der Betrogene und die Öffentlichkeit davon erfuhren. Jeder sollte wissen: Es ist gefährlich, sich mit mir anzulegen.
    Auch GlendaJackson, mit der ich 1975 unter der Regie von Joseph Losey »Die romantische Engländerin« spielte, reizte mich bis aufs Messer. Pah! Als renommiertes Mitglied der Royal Shakespeare Company betrachtete sie mich wohl als Schaufensterpüppchen vom Kontinent. Erst ignorierte sie mich, und als mich das nicht störte, bat sie mich mit Engelszungen um eine Drehprobe. Wir übten eine Szene ein. Fantastisch. Das ging wie geschmiert. Ein heißer, perfekter Rhythmus.
    Beim Originaldreh spielte sie ganz anders. Spielte mich direkt an die Wand. Hielt sich einfach an keine Vorgabe. Warum wohl? Ihr gemeiner Hintergedanke war, mich total zu verunsichern. Aus einem einzigen Grund: Neid. Die englische Schauspielerin – damals vor allem bekannt als Theaterdarstellerin – war eifersüchtig auf meinen Welterfolg mit »Die Verdammten« und »Ludwig II.«. Sie wollte mich vor dem Team lächerlich machen.
    Ich ließ sie auflaufen, reagierte statt mit Zorn mit zauberhaften, süßen Komplimenten: »Du bist einmalig, Glenda. Einfach überwältigend! Ich werde gleich heute Luchino am Telefon davon erzählen.« Wir drehten gerade in London, später in Monte Carlo. Nicht nur Michael Caine, die gesamte Besetzung des Films (über den Ausbruch einer selbstbewussten Frau aus den Konventionen ihrer Ehe) war von meiner Souveränität beeindruckt. Glenda versuchte es kein zweites Mal. Wir wurden noch eine richtige Filmfamilie. Wie so oft. Bei meiner Arbeit lasse ich keine Emotionen
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