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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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Dazu maßgeschneiderte Hemden aus Rom. Im Duty-free auf den Flughäfen kaufe ich die Krawatten oder bei Hermès.«
    Ich furchte auch das Alter nicht. Muss mich nicht wie viele Kollegen um jeden Preis mit allen Tricks verjüngen. Für mein rasantes Lebenstempo sehe ich mit meinen 54 immer noch ganz gut aus. Ein Lifting käme nicht in Frage, auch nicht bei dem von Schauspielerfreunden so geschätzten Pitanguy.
    Meine Jugendlichkeit ist ein Erbe von meiner Mutter, Hedwig Steinberger, die mit 78 Jahren noch wie eine frisch gebliebene Sechzigerin wirkt. Ich achte auf meine Ernährung, kenne Gemüserezepte in- und auswendig. Melissentee und tägliche Gymnastik halten mich fit, meine Beweglichkeit gleicht der eines Schlangenmenschen. Capito?
    Aber nicht nur mein Outfit macht was her, auch die Galerie meiner Filmauszeichnungen kann sich sehen lassen. Alle weiß ich nicht mehr auswendig. Die meisten habe ich an Hotelportiers verschenkt. Mit Ausnahme des europäischen Oscars, des David di Donatello, der in Taormina vergeben wird. Ich bekam ihn für »Ludwig II.«. Das war für mich eine große Ehre. Ebenfalls die Oscar-Nominierung für »Die Verdammten« und der Golden Globe als »Bester Nachwuchsschauspieler«.
    Weitere Filmpreise sind der spanische San Sebastiano, derPreis Valentino, benannt nach Rodolfo Valentino, vergeben in St. Vincent. Die Verfilmung von Rodolfo Valentinos Leben konnte ich aus Termingründen nicht spielen. Eine reizvolle Rolle über einen Mann, der ein heimlicher Traum von Abermillionen von Frauen war: ein Idol, ein geradezu vergötterter Stummfilmstar der zwanziger Jahre. Wo immer er auftauchte, fielen seine weiblichen Fans in Ohnmacht oder rissen ihm die Kleider vom Leib, obwohl er ein Männerfreund war. Ein Narziss. Mit Brillantine bändigte er seine schwarzen Locken, seine Glutaugen betörten die Schönen der Welt. Er entführte und verführte seine Liebsten in seinen Filmen, ein Liebling der Götter. Mit 32 Jahren starb er an einer Entzündung. Nurejew spielte Valentino. Es wurde leider kein guter Film. Ein Glück für mich, sonst würde ich mir heute noch die Nägel abreißen.
    Stolz bin ich auch auf den Oscar für de Sicas Film »Der Garten der Finzi Contini«. Nur wenige Preise schätze ich, der Rest ist mir wurscht. Ich brauche sie nicht. Manche holte ich gar nicht erst ab. Viele bedeuten simple Geschäftemacherei. Ich prostituiere mich doch nicht für Sponsoren. Pah, ich doch nicht.
    Stattdessen esse ich lieber mit meinen Freunden. Wie so oft bei Flora Mastroianni ganz in meiner Nähe. Besonders gut sind ihre Pasta fagioli, die Marcello als typischer Römer liebte: Bohnensuppe mit Nudeln, lauwarm serviert mit einem Löffel Olivenöl. Letztes Mal war ich gemeinsam mit meiner Mutter da, die ich extra für unseren Besuch geschminkt hatte. Sie sah noch jünger aus als sonst. Als Gastgeschenk brachte sie Mozartkugeln aus Salzburg mit und ich einen Korb voller Designerhündchen aus Porzellan. Flora ist eine Hunde- und Katzennärrin. Welch schöne Zeiten verbrachten wir gemeinsam mit ihrem Mann Marcello und Luchino, der Marcello fürs Theater entdeckt und einige Stücke von Tennessee Williams mit ihm inszeniert hatte. Schade, Marcello und ich hätten gern zusammen gedreht. Es sollte nicht sein.
    Als Marcello unter Luchinos Regie »Der Fremde« von Camus in Algier drehte, besuchten Flora und ich unsere Liebsten während der Dreharbeiten über Weihnachten und Neujahr. Wir beide waren voller Elan und wollten mit unseren Männern die Stadt und das Land erobern. Ausgehen, tanzen, amüsieren war unser Programm.
    Siehe da, müde Helden erwarteten uns. Beide ganz kaputt von der Arbeit. Kein Tralala konnte sie ermuntern. Nur die Bauchtanzkunst animierte Marcello. Luchino nicht. Also sahen wir in sämtlichen Clubs der Stadt – das waren nicht wenige – und im Hotel den fetten Tänzerinnen zu. Überall dasselbe. Flora, Luchino und ich langweilten uns zu Tode, einzig Marcello amüsierte sich. Ein großer Freund von Luchino und ein wahnsinniger Charmeur.
    Flora und ich versuchten, uns mit Shopping in Algier die Zeit zu vertreiben. Aber was kann man da schon kaufen: Stoffe, grauenvolle Stoffe in sämtlichen Regenbogenfarben. Viel Gold. Mit 120 Kilo Übergepäck reisten wir wieder ab. Unsere Freunde in Rom wurden reichlich beschenkt mit den Stoffen, aus denen sie sich arabische Kissen nähen ließen.
    Flora hatte es mit Marcello in ihrer langjährigen Ehe nicht leicht. Aber er zeigte ihr gegenüber immer großen
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