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Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker
Autoren: Mark Brandis
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1.
    Diesen 15. Mai 2073 wird keiner, der die Stunden des Schrek-kens auf INTERPLANAR XII durchlebt hat, jemals vergessen.
    Eingehüllt in den kalten, strengen Glanz ferner, fremder Galaxien, stand ich oben auf der Plattform und blickte hinaus in jene allgegenwärtige samtene Schwarze, aus der sich - so schien es dem unbewehrten Auge - ein einzelner Stern gelöst hatte. In einer weit ausholenden Spirale hielt er nun auf die schüsselförmige Insel aus Stahl und Kunststoff zu, die nach langen vorbereitenden Gesprächen zum Tagungsort der Konferenz gewählt worden war:
    Eine Entscheidung, mit der bekundet werden sollte, wie fragwürdig alle aus der Vergangenheit übernommenen Grenzvorstellungen mittlerweile geworden waren.
    Rings um mich her traf man die letzten Vorbereitungen, um Chang Chi-tung, dem Außenminister der Vereinigten Orientalischen Republiken, einen seinem Rang und der Bedeutung dieses Tages angemessenen Empfang zu bieten.
    Begleitet von seinen Beratern und Sekretären, erschien Wladimir Nekrassow, der Vorsitzende des
Rates für Innere und Äußere Sicherheit.
Während er an mir vorüberschritt, warf er verstohlen einen Blick auf jenen Zettel, auf dem er sich, wie ich wusste, einen chinesischen Willkommensgruß notiert hatte, ein zungenbrecherisches Abenteuer, und ich entsann mich, wie er unterwegs immer wieder die ungewohnte Aussprache geübt hatte. Er entdeckte mich und nickte mir freundschaftlich zu, woraufhin sich seine Begleiter nach mir umwandten: wie um jene Person ins Auge zu fassen, die mit dem Minister auf so vertrautem Fuße stand.
    Die Ehrenformation war bereits aufmarschiert; ein Offizier schritt die Reihe ab. Die jungen Gesichter wirkten freudig erregt. Ein jahrelanger Albtraum ging zu Ende, die Welt atmete auf. An der gegenüberliegenden Begrenzung der Plattform
    formierte sich die Musikkapelle, bereit, die Nationalhymne der VOR anzustimmen, sobald der Mann aus Peking seinen Fuß auf diesen einsamen Vorposten der EAAU setzen würde.
    Auf diesen Tag hatte die ganze Menschheit ihre Hoffnung gesetzt. Mit einem Federstrich sollte die friedliche Zukunft der Erde und der sie umgebenden Planeten gewährleistet werden -als feierlicher Abschluss jener Konferenz, die in wenigen Stunden beginnen würde. Zum ersten Mal in der Geschichte der beiden großen Machtblöcke trafen sich hoch gestellte Vertreter aus Ost und West mit dem gemeinsamen Ziel, einen Weg hinaus aus jenem unbarmherzigen Gleichgewicht des Schrek-kens zu finden, das den Krieg nicht zuließ und den Frieden vereitelte.
    Bei den abgestellten Schiffen leuchtete das Cockpit der
Hermes
auf, meines Schiffes, mit dem unsere Delegation angereist war, und auch dieser Anblick trug dazu bei, dass mir das Herz im wahrsten Sinn des Wortes höher schlug. Ein erster Sonnenstrahl tastete sich über den Rand der Plattform. Es war ein durch und durch glücklicher Augenblick, der mich dafür entschädigte, dass ich meine Hochzeit mit Ruth O’Hara wieder einmal hatte verschieben müssen. Sie selbst hatte darauf gedrungen, dass ich das Kommando nicht einfach an einen Kollegen gleichen Ranges abtrat.
    »Der reinste Affenzirkus, Sir! Wer hätte das je gedacht, dass unsre Jungs mal strammstehen würden vor einem dieser Schlitzaugen?«
    Captain van Kerk, mein Pilot, war zu mir getreten, ein unerschütterlicher Südafrikaner mit starren Grundsätzen, von denen der bornierteste lange Zeit jener gewesen war, dass man gefälligst zu unterscheiden habe zwischen weißen Menschen und farbigen Eingeborenen. Unser Vorstoß zum Uranus freilich hatte seine Selbstherrlichkeit ziemlich ins Wanken gebracht, auch wenn er dies nicht zugeben wollte.
    »Sie werden’s, so hoffe ich, überleben, Captain, ohne dass Sie auf der Stelle der Schlag trifft«, erwiderte ich. Im allgemeinen Hochgefühl tat ich, als hätte ich das eine böse Wort, das es fortan nicht mehr geben durfte, nicht gehört. »Im Übrigen scheinen unsre Jungs ziemlich begeistert davon zu sein, dass sie dabei sein dürfen. Sehen Sie doch, wie sie strahlen!«
    »Trotzdem, Sir«, beharrte Captain van Kerk, »der Zirkus geht ein wenig zu weit! Man muss einander ja nicht gleich um den Hals fallen, wie’s die Russen tun.«
    »Vielleicht, Captain«, gab ich zurück, »werden Sie Ihre Meinung ändern, sobald Sie erst einmal chinesische Damen näher kennen gelernt haben.«
    »Damen!« Mein Pilot war ehrlich erschüttert. »Für was, Sir, halten Sie mich?«
    Vor dem weißen Landekreuz, das die Stelle markierte, auf der in
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