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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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Respekt. Als ihr Verhältnis wieder einmal extrem angespannt war, schleppte ich meine Freundin gegen ihren Willen zu Bulgari. Eigentlich mochte Flora überhaupt keinen Schmuck, aber diesmal kannte ich kein Pardon. Ich wählte den schönsten und größten Diamanten für sie aus: in Tränenform. Der Preis wurde automatisch von Marcellos Konto abgebucht. Er hat kein Wort darüber verloren bis auf eine kurze Bemerkung zu Flora viele Monate später: »Diese Geschichte, du erinnerst dich, habe ich sicher Helmut zu verdanken!«
    Wir Künstler reagieren sensibler auf Stimmungen. Ich weiß genau, dass es keine Zufälle gibt. Die Dinge passieren, wenn sie in meinen Schicksalsrahmen passen. Ich glaube an Bestimmung – auch an meine. Aber das heißt nicht, dass man getrost auf sein Schicksal vertrauen kann. Jeder ist gefordert, seinem Leben seinen ganz individuellen Sinn zu geben. Das habe ich bis heute versucht. Es ist mir nicht immer gelungen, aber doch oft genug. Viele Menschen kennen mich, glaube ich, nicht nur als bunten Paradiesvogel.
    Ich bin mit Leib und Seele Schauspieler. Zeige mein Innerstes, wie hier im Buch, meine Gefühle, die doch den Menschen erst ausmachen. Viele haben Angst vor ihren eigenen unbestimmbaren Sehnsüchten. Ich habe viel gelernt von großen Regisseuren. Luchino Visconti, Tinto Brass, de Sica. Sie haben mich verändert.
    Bei jeder Rolle denke ich an Luchino. Bis heute. Frage mich, wie er mich in diesem Part wohl sehen wollen würde, damit die Zuschauer mitfühlen, weinen oder lachen können und die Magie eines guten Schauspielers hautnah empfinden. Er antwortet mir in meinen Träumen, aber auch jetzt, während ich erzähle. Luchino ist bei mir und schützt mich. Er hält auch meine Hoffnung wach, dass die Zeit Wunden heilt. Aber ob ich noch einmal jemanden so lieben werde? Ich weiß es nicht.
    Ehrlich gesagt, I have had it! Meine Leidenschaft ist heute die Natur. So oft meine Zeit es erlaubt, reise ich aufs Land, unternehme Spaziergänge in der Abenddämmerung. Die Sommerfrische muss ich nicht mehr an den heißesten Plätzen der Welt erleben, weil ich nichts versäumen will. Ich besuche meine Freunde Edith und Gustav Schachinger auf ihrem Gutshof hoch über Linz. Die ruhige Natur besänftigt meine Gedankenflut. Ich liebe den Regen dort, trage Trachtenjacken und Gummistiefel und genieße die Lust am Landleben. Mit dabei eine kleine Bettlektüre. Entweder Filmmanuskripte oder Bücher, die mich gerade interessieren. Robert Musils »Der Mann ohne Eigenschaften« ist oft dabei. Aber auch erotische Literatur. Bis mir die Leichtigkeit des Seins wieder auf die Nerven geht und ich den nächsten Flieger besteige, um mit Freunden wieder um die Häuser zu ziehen. Mich treibt einzig und allein der Gedanke, dem Leben mehr Leben zu geben.
    Ich weiß nur: Meine ganz wilden Zeiten sind vorbei. Der Verrücktheit gebe ich nur noch selten nach. Manchmal auf Reisen. Dann überkommen mich Einkaufsräusche und Feierlust. Aber schon zu Luchinos Zeiten konnte ich ganz relaxed einen Tag ohne Action verstreichen lassen. Naja, am zweiten wurd i scho unruhig. Wenn mi was beengt, hau i halt ab. Es gibt so schöne Sachn, die muss man net verpassen. I bin ausgegangen oder gleich nach Ischia gefahren. Wissens, das Leben geht irgendwie weiter.
    Und heut? I bin neugierig auf neue Stoffe, neue Eindrücke, auf meine Freunde und mich selbst. Wissens, I mag mi. I am what I am. Take me or leave me!
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