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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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ganze Spottlust einfach nicht zu bremsen. Sie wird es beurteilen können, wenn sie sich über die armen Freunde der Menschen lustig macht, die so geplagt sind von ihren Tagen, ihren Pflichten, ach, ihren ganzen Problemen mit dem Auto und dem Fußball.
    Höchst lukullisch und amüsant sind Ginas Abendessen in ihrem alten Landhaus. Sie kaufte es vorJahrzehnten als Ruine aus längst vergangenen Zeiten in der Apia Antica in Rom. Nach eigenen Entwürfen ließ sie es wieder aufbauen. Ein herrliches Anwesen wurde daraus. Inmitten eines riesigen Parks. Überall Teppiche, auf denen schöne Antiquitäten platziert sind. Meißner Porzellan stapelt sich mit unzähligen Tellern im Esssalon. Eine der vielen Sammlungen dieser ungewöhnlichen Frau, die niemals den Boden unter den Füßen verloren hat.
    Auch meine Mailänder Freundin Laura Gräfin Gancia zählt zu den erfolgreichen Geschäftsfrauen. Die Firma ihres Exmanns Vittorio ist Italiens größter Spumante- und Proseccoproduzent. Sie bietet Schaumwein in allen Güteklassen. Beide sind very sophisticated und engagiert. Dabei vergisst Laura aber nicht die schönen Seiten des Lebens. Ich kann die Weihnachtsfeste in einem ihrer vielen Häuser nicht mehr zählen. Sie ist eine großartige Gastgeberin und voller angenehmer Überraschungen. Einmal hatte ich Wochen vor Heiligabend bei einem unserer ewig langen Telefonate von irgendwelchen Etro-Koffern geschwärmt. Prompt lag ein ganzes Set unterm Christbaum.
    Die Leute kommen und gehen in ihren Häusern ein und aus. Einige Jahre mietete sie für die Sommermonate die Villa vom damaligen Volkswagen-Chef Carl H. Hahn auf Sardinien. Mit zehn Schlafzimmern und etlichen Bädern groß genug für viele Freunde. Man muss sich das wie ein offenes Hotel vorstellen, für einige Stunden ein Frühstücksbuffet am Pool oder am Privatstrand, danach ein kleiner Lunch mit sardischen Spezialitäten, eine kleine Siesta und vor der Sause in die In-Clubs der Insel einen Cocktail für die Stimmung. Danach in die besten Restaurants von Sardinien.
    Gute Freunde treffe ich überall in der Welt wieder. Meine besten Freunde, Sylvia und Leopoldo Serra di Cassano, sind in Gstaad, London, Genf und New York zu Hause. Leopoldo ist Milliardenerbe von Zinnminen in Kolumbien. Die Familie war natürlich ganz versessen auf einen Kronprinzen. Als Sylvia endlich nach zwei süßen Töchtern den Erben zur Welt brachte, schenkte ihr Leopoldo einen Zwanzigkaräter von Harry Winston. Sylvia traute sich nicht, diesen Mordsdiamanten wegen der Diebstahlgefahr ständig am Finger zu tragen.
    Eines Tages trafen wir uns in New York, um einige Neuinszenierungen am Broadway zu sehen. Vorher gingen wir shoppen, shoppen, shoppen. Wir frühstückten gemeinsam, wir tranken auch Champagner und ließen uns beschwingt vom nächsten Taxi zur Fifth Avenue fahren.
    Vor Bloomingdale – die Szene wird mir ewig unvergesslich bleiben – musste Sylvia schrecklich niesen. Lachend griff sie nach einem Kleenex in ihrer Handtasche. Sie schneuzte hinein und warf es aus dem Taxi. Nach ein paar Sekunden schreit sie, wie zu Tode erschrocken: »Stop! Stop! Stop!« Bevor meine liebste Sylvia aus dem Taxi springt, ruft sie mir zu: »Ich habe meinen Ring auf die Straße geworfen.« Wir suchten umsonst. Ein Vermögen war unwiederbringlich verloren. Aus purer Vorsicht hatte sie den Zwanzigkaräter in ein Kleenex gewickelt.
    Geschockt reiste sie noch am gleichen Tag ab. Leopoldo machte seiner Frau keine Vorwürfe, er sagte nur: »Das ist mir wurscht, aber du kriegst nie wieder einen solchen Ring!« Ich liebe die beiden sehr.
    Mit solchen wunderbaren Menschen wird mir nie langweilig. Langeweile provoziert mich fast so wie grobe Ungerechtigkeit. Die konnte mich früher richtig handgreiflich werden lassen, was schon mal in eine Straßenschlacht ausartete. Es war Anfang der siebziger Jahre, kurz nach »Die Verdammten«, als ich mich mit Isabella Rossellini, damals siebzehn Jahre alt und eine heiße Liebe von mir, Christian de Sica und Franco Rossellini in einem römischen Café in Trastevere getroffen habe. Zwei Carabinieri wollten einen Schwarzen verhaften, der angeblich einen Raub verübt haben sollte. Er spielte an einem Tisch auf seiner Gitarre, so wie in Rom überall auf den Straßen Leute musizieren. Er wies sich mit seinen Papieren, dem Pass und seiner Aufenthaltsgenehmigung, bei der Polizei aus, die sie sehr sorgfältig kontrollierte. Er war nicht der Gesuchte, das war jetzt ganz offensichtlich. Aber die
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