Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
TYRION
    Die Binsen fühlten sich unter seinen nackten Füßen rau an. »Mein Vetter hat eine eigenartige Zeit für einen Besuch gewählt«, sagte Tyrion dem verschlafenen Podrick Payn, der zweifelsohne erwartet hatte, geröstet zu werden, weil er seinen Herrn geweckt hatte. »Führe ihn in mein Solar und teile ihm mit, ich sei in Kürze unten.«
    Mitternacht musste längst vorüber sein, schätzte er angesichts der Dunkelheit vor seinem Fenster. Denkt Lancel, er würde mich wegen der späten Stunde müde und schwer von Begriff vorfinden?, fragte er sich. Nein, Lancel denkt überhaupt nicht, das übernimmt Cersei. Seine Schwester würde enttäuscht sein. Selbst im Bett arbeitete er noch, und zwar für gewöhnlich bis weit in die Morgenstunden hinein. Beim flackernden Licht einer Kerze las er, führte sich die Berichte von Varys’ Ohrenbläsern zu Gemüte und studierte Kleinfingers Geschäftsbücher, bis die Zahlen und Buchstaben vor seinen müden Augen tanzten.
    Im Becken neben seinem Bett wusch er sich mit lauwarmem Wasser das Gesicht und ließ sich Zeit, während er, wegen der kalten Nachtluft fröstelnd, auf dem Abtritt hockte. Ser Lancel war sechzehn und nicht gerade für seine Geduld bekannt. Mochte er warten und dabei noch nervöser werden. Nachdem Tyrion sich entleert hatte, schlüpfte er in einen Morgenmantel und zerzauste sich das dünne flachsblonde Haar mit den Fingern, bis es aussah, als wäre er gerade aufgestanden.
    Lancel schritt vor der Asche im Kamin auf und ab. Er war
in ein grelles rotes Samtgewand mit schwarzem Seidenfutter gekleidet, dazu hingen ein juwelenbesetzter Dolch und eine vergoldete Scheide von seinem Schwertgürtel. »Vetter«, begrüßte Tyrion ihn. »Ihr besucht mich zu selten. Welchem Umstand habe ich dies unverdiente Vergnügen zu verdanken? «
    »Ihre Gnaden, die Königin Regentin, hat mich geschickt, um Euch zu befehlen, Großmaester Pycelle freizulassen.« Ser Lancel zeigte Tyrion ein scharlachrotes Band, das Cerseis Löwensiegel in goldenem Wachs trug. »Hier ist die Vollmacht. «
    »Tatsächlich.« Tyrion tat das Siegel mit einer Handbewegung ab. »Ich hoffe, meine Schwester überschätzt ihre Kräfte nicht, so kurz nach ihrer Erkrankung. Es wäre ein Jammer, wenn sie einen Rückfall erlitte.«
    »Ihre Gnaden haben sich erholt«, erwiderte Ser Lancel knapp.
    »Das klingt wie Musik in meinen Ohren.« Wenngleich mir diese Melodie nicht sonderlich gut gefällt. Ich hätte ihr eine größere Dosis geben sollen. Tyrion hatte gehofft, einige Tage länger von Cerseis Störungen verschont zu bleiben, dennoch war er über ihre Genesung nicht allzu sehr überrascht. Schließlich war sie Jaimes Zwillingsschwester. Er setzte ein freundliches Lächeln auf. »Pod, zünde das Feuer an, mir ist es hier ein wenig zu kalt. Trinkt Ihr einen Becher mit mir, Lancel? Ich finde, nach ein wenig gewürztem Wein schläft man besser ein.«
    »Ich kann auch ohne Wein gut schlafen«, gab Lancel zurück. »Außerdem bin ich auf Geheiß Ihrer Gnaden gekommen und nicht, um mit Euch zu trinken, Gnom.«
    Die Ritterschaft hatte den Jungen kühner werden lassen, ging es Tyrion durch den Kopf – und ebenso die traurige Rolle, die er bei dem Mord an Robert gespielt hatte. »Wein birgt so seine Gefahren.« Er lächelte, während er einschenkte. »Was Großmaester Pycelle angeht … wenn meine Schwester sich solche Sorgen um ihn macht, hätte ich gedacht, sie würde
persönlich kommen. Stattdessen schickt sie Euch. Was soll ich davon halten?«
    »Haltet davon, was Ihr wollt, solange Ihr den Gefangenen freilasst. Der Großmaester ist ein treuer Freund der Königin Regentin und steht unter ihrem persönlichen Schutz.« Ein Hohnlächeln huschte über die Lippen des Jungen; das Ganze machte ihm Spaß. Er lernt seine Lektionen von Cersei. »Ihre Gnaden werden dieser Gräueltat niemals zustimmen. Sie möchte Euch daran erinnern, dass sie Joffreys Regentin ist.«
    »Und ich bin Joffreys Hand.«
    »Die Hand dient«, teilte ihm der junge Ritter herablassend mit. »Die Regentin herrscht, bis der König das rechte Alter erreicht hat.«
    »Vielleicht könntet Ihr mir das aufschreiben, damit ich es nicht vergesse.« Das Feuer im Kamin knisterte fröhlich. »Du darfst gehen, Pod«, sagte Tyrion zu seinem Knappen. Erst nachdem der Junge den Raum verlassen hatte, wandte er sich wieder an Lancel. »Noch etwas?«
    »Ja. Ihre Gnaden bitten mich, Euch mitzuteilen, dass Ser Jaslyn Amwasser sich einem Befehl widersetzt hat, der im Namen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher