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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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gebaut. Ich würde mich freuen, mit Fidel auf einer Privatinsel mit einer Kamera ohne Film ein heißes Ding zu drehen.
    Spaß beiseite. Castro ist schon lange ein ernstes Thema. Auch die aktuellen Weltthemen gehen mir durch den Kopf. Ich kann einfach nicht glauben, was in Deutschland mit der neuen Nazibewegung geschieht. Rechtsradikale, die jüdische Friedhöfe schänden und Ausländer zusammenschlagen. Ich hoffe sehr, Deutschland wird sich rigoros dagegen zur Wehr setzen – oder übertreiben die Zeitungen in Italien, USA und Frankreich?
    Ich fasse nicht den Völkermord in Algerien. Den Glaubenskrieg in Israel. Ich verstehe die Politiker nicht, besonders in Italien. Ich verstehe auch nicht, dass Reiche immer reicher werden und Arme ärmer. Das System ist mir unbegreiflich. Jugendliche, die keine Vorbilder mehr haben, keine Arbeit, keine Hoffnung. Worauf sollen sie sich noch freuen?
    Wir Künstler haben wenigstens Bücher, Musik, Theater, Museen und unsere langjährigen Freundschaften. Wie die mit der unendlich amüsanten Gina Lollobrigida. Über ihre Essenseinladungen könnte ich ganze Romane erzählen. Zuletzt waren wir gemeinsam bei der Schau des verrücktesten Modemachers Deutschlands: bei Pompös. Witzige, bizarre und schrille Mode. Eine Gala im biederen Stuttgart, es ist nicht zu glauben. Harald Glöckler und Dieter Schoth haben sich bei dieser Show – ihrer vierten – wieder irre Couture einfallen lassen. Ich war neben Amanda Lear, Birgit Schrowange und Dunja Rajter Modell auf dem Laufsteg. Demnächst muss ich einen schrillen Anzug der beiden bei einem Fest einweihen. Das Ding ist wie von einem anderen Stern. Ich werde einen Menschenauflauf verursachen. Die Leute denken sicher, ich hätte mich in der Tür geirrt und wollte zum Karneval nach Venedig. Dort wäre ich in meiner Eigenschaft alsUnterwäsche-Fetischist wahrscheinlich passender. Ich besitze die heißeste Wäschesammlung Italiens. Für jeden Typ Frau und Mann. Scusi, Spaß muss sein.
    Gina Lollobrigida und ich sind gut befreundet. Als ich sie im Dezember 1997 bei der Pompös-Modenschau in Stuttgart traf, trauerte sie um ihren Ex-Ehemann, Dr. Milko Skofic. Sie waren 1966 geschieden worden. Traurig erzählte sie: »Wir waren die besten Freunde. Er drängte mich, meine Biographie zu schreiben, und jetzt kann er es nicht mehr erleben. Schon mit 67 Jahren an Herzversagen zu sterben, das ist viel zu früh. Noch nicht einmal bei seiner Beerdigung konnte ich sein. Die Nachricht von seinem Tod erfuhr ich auf Kuba. Zu spät für einen Flug nach Jugoslawien.«
    Mit den Modeleuten fachsimpelt Gina wie eine Modeschöpferin. Ehrlich gesagt, sie könnte einen eigenen Salon führen, so ideenreich ist ihre Privatkollektion. Jedes Kleid ihrer immer hocheleganten Garderobe schneidert sie sich selbst. Schmale Modelle für ihre Püppchenfigur. Multo bene. Äußerst kreativ. Wird die Mode kurz, schneidet Gina lange Kleider einfach ab und näht sich einen Turban aus dem Rest.
    Aber nicht nur in den Fetzen ist sie up to date. Mit sensiblen Fotos, die sie in Büchern veröffentlicht, zeigt sie ein Gespür für Schönheit. Auch ihre Bildhauerkunst ist nicht zu verachten. Moderne abstrakte Skulpturen, in Gips geformt und später aus Eisen gegossen. Aber sie wäre nicht Gina, wenn sie nicht auch noch malen würde. In Öl. All over the world wurden ihre Kunstwerke schon gezeigt. Gina Nationale, eine wirklich tolle Frau.

     
    Auf den Spuren der eigenen schauspielerischen Vergangenheit: Berger in »Ludwig 1881. Der König, sein Schauspieler, eine Reise«.
     

Die Lollo war eine der ersten Emanzen, Sophia Loren trug geliehenen Schmuck
     
     
     
    Sie zählt zu den ganz frühen Emanzen. Ihre Unabhängigkeit ist sprichwörtlich. Sie würde sich niemals mit fremden Federn schmücken und geliehenen Schmuck tragen wie Sophia Loren. Als Orson Welles – neben Sir Peter Ustinov und Peter O’Toole eine der drei großen Schauspieler-Lieben meines Lebens – sie einst interviewte, betonte Gina, dass sie unbedingt reich sterben will, um nicht wegen Armut Selbstmord machen oder im Sozialheim leben zu müssen. Das imponiert mir. Eine Frau nach meinem Format. Sie arbeitet hart, macht nichts umsonst. Ihr Tag beginnt um sieben Uhr.
    Ihre Unabhängigkeit ist gleichzeitig ihr Lebenselixier. Eine Frau ohne Skandale. Kein Klatsch, keine Reklamationen über private Schwierigkeiten in der Familie oder im Freundeskreis kommen ihr über die Lippen. Einzig die Männer bekommen ihr Fett weg. Da ist ihre
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