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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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schon Angst, wenn ich in eine Talkshow ging. Zu Thomas Gottschalk, Harald Schmidt oder Erich Böhme.
    Auch wenn man es mir nicht ansah, vor Talkshows litt ich regelmäßig unter Lampenfieber. Einen ganzen Tag lang ging es mir richtig schlecht. Es ist die Angst vor dem Live-Publikum. Vor dieser Jury, die applaudiert oder nicht. Schwierig, oh dieses Lampenfieber! Ich bin doch nicht Marika Rökk und deren Tanzbär. Beim Film konzentriert man sich auf eine Drei-Minuten-Szene, dann folgt die nächste, die oft mit der vorhergehenden nicht zusammenhängt. Eine Chronologie gibt es nicht. Beim Theater wird zwei Stunden en suite gespielt, der Bogen der Spannung steigert sich bis zum Finale.
    Die Kamera animiert mich, Publikum bringt mich in Panik. Das scheint sich jetzt endlich zu bessern. Als ich das letzte Mal, im Januar 1998, bei Harald Schmidt talkte, ist mir zu meinem eigenen Erstaunen klargeworden, dass ich den Kontakt mit den Gästen im Studio sogar richtig genießen kann.
    Ich denke, jetzt bin ich auch soweit, Theater zu spielen. Das ist doch erst wirkliche Magie, das Spiel mit dem Publikum. Kein Schauspieler kann erfolgreich sein, wenn er die Kamera nicht liebt. Genauso muss der Theaterschauspieler die Menschen im Parkett lieben. Vielleicht spiele ich schon nächstes Jahr ein Stück von Holde Heuer, bei dem der für seine Boulevardstücke bekannte Regisseur und frühere Kabarettist Horstjüssen von der »Münchner Lach- und Schießgesellschaft« und »Klimbim« die Regie übernehmen wird. Aber das ist Zukunftsmusik.

     
    The bad boy … Berger beim Stühlewerfen auf der Piazza Santa Maria di Trastevere in Rom.
     

     
    1993 mit Christoph Schrewe nach den Dreharbeiten zu »Boomtown«, Bergers erstem deutschen Film.
     

Es gibt keine Zufälle, man muss seinem Leben einen Sinn geben
     
     
     
    Mit dem Alter werden die Ohren länger, die Haare wachsen aus der Nase, und der gute Freund wird auch nicht größer. Mit dem Sex ist das so eine Sache bei mir. Ich habe schon versucht zu erklären, warum Männerbeziehungen ehrlicher sind. Das ist ganz einfach: Es geht um pure Lust und direkten Sex, ohne Schmeicheleien vorher oder nachher. Die wunderbarste Sache der Welt, aber für mich nicht die wichtigste. Schon gar nicht mit leerem Magen, ungeputzten Zähnen oder sogar ungeduscht. Da geht bei mir gar nichts. Das sind Grundsätze in meinem Leben.
    Aber ohne Sex werde ich hysterisch. Das Sperma geht mir in den Kopf. Man wird nervös und geil. In solchen Situationen kann man leicht an die falschen Leute geraten, und dann ist das Jammern groß. Stattdessen gehe ich lieber unter die kalte Dusche. Ich habe nicht den Zwang wie viele andere Männer, jede Nacht zu ficken. Es sich täglich beweisen zu müssen. Man sollte seinen Körper kennen und ihm nicht immer nachgeben. Von meiner Libido her bin ich sowieso eher kontrolliert. Ein, zwei Drinks müssen schon sein, damit ich die Lust so richtig ausleben kann. Nicht mehr wie früher als Diva, die verwöhnt werden will, sondern als Aufreißer, der die hübschen Jungs in die Mangel nimmt. Dann heißt es: »Rock me, babe.«
    Von Dauer sind diese Affären allerdings selten. So manches Mal frage ich mich, warum. Woran kann es liegen, dass ich anders bin als viele meiner Freunde? Vermutlich bin ich zu kritisch. Ich weiß, ich bin bossy. Ich weiß, ich bin aggressiv. Viel zu anspruchsvoll. Und wenn ich jetzt genau überlege, muss ich sagen, dass Sex keine große Rolle in meinem Leben spielt. Es geht auch ohne. Sogar sechs Monate. Warum nicht auch mal masturbieren? Wer kennt meine geheimen Gelüste schon so gut wie ich selbst. Keiner. Und Luchino gehört nicht hierher. In dieser Auflistung hat er nichts zu suchen. Er war und bleibt meine große Liebe.
    Freundschaft ist ein viel wichtigeres Element in meinem Leben. Sie muss gehegt und gepflegt werden wie eine Rose. Jeden Tag neu. Das ist wie mit der eigenen Pflege – des Äußeren wie der Seele. Psycho-Hygiene könnte man das auch nennen. Davon halte ich viel.
    Dass mir das Äußere wichtig ist, muss ich gewiss nicht besonders betonen. Mein Geschmack und mein Stil brachten mir beim amerikanischen Modemagazin Women Wares Daily zweimal den Titel »Bestangezogener Mann der Welt« ein.
    Auf die Frage, warum ich immer so elegant angezogen sei, habe ich geantwortet: »Das ist ganz einfach. Die Schuhe sind italienisch oder handgearbeitet aus London. Die Leinensocken kommen aus Mailand. Die Hosen sind von Givenchy. Die Jacken von Yves Saint Laurent.
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