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Der Rebell

Titel: Der Rebell
Autoren: Heather Graham
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Prolog
    Ein gefährliches Spiel
    Mai 1862
    Die Nacht war unheimlich in dieser fremden Wildnis, wo flüsternde Brisen und leise plätschernde Wellen an die verstohlenen Bewegungen eines Raubtiers erinnerten. Am schwarzen Samthimmel stieg ein Vollmond empor und warf sein elfenbeinweißes Licht auf die Landschaft.
    Manchmal verdeckten ihn dichte Wolken, und dann glich das Dunkel einem bodenlosen Abgrund. Insekten summten, eine Eule kreischte. Den neuen Rekruten der Unionskompanie Panther's Men erschienen diese Nacht im südlichen Florida noch schlimmer als das drohende Grauen des Schlachtfelds.
    Nur ihr Kommandant empfand keine Angst. Mit sicheren Schritten hatte er den gefährlichen tropischen Wald voller Reptile und Panther durchquert, denen seine Kompanie und er selbst den Spitznamen verdankten.
    Angeblich konnte er völlig lautlos einen Fuß vor den anderen setzen. Seine Augen durch drangen die schwärzesten Schatten. Wenn er die tödlichen Kreaturen der Sümpfe, des Dickichts und des Meeres auch respektierte, er fürchtete sie nicht. Er führte seine Männer auf Wege, die sie niemals gefunden hätten. Wann immer er die Wildnis durchquerte, wurde er eins mit ihr. Manchmal erschreckte er seine eigenen Leute, indem er wie ein Geist auftauchte oder verschwand.
    In dieser Nacht hatten sie ihre Pferde in einem Quartier auf einem Hügel festgebunden, etwa eine Viertelmeile entfernt, und die Zivilisation zu Fuß verlassen. Sie waren in ein Gebiet südlich des alten, während der Seminolenkriege benutzten Außenpostens Fort Dallas eingedrungen. Doch er versicherte seinen Männern, sie würden sich immer noch im Dade County befinden, nach dem Kommandanten genannt, der im zweiten Seminolenkrieg gefallen war.
    Obwohl er nicht von Indianern abstammte, hatte er Verwandte unter den Seminolen, und er kannte die Sümpfe und das Meer ebensogut wie sie. Man munkelte, er sei auch mit Panthern und Alligatoren verwandt und könne wie eine Katze durch den Dschungel laufen, wie eine große Echse durch brackige Wasser gleiten.
    Auf den ersten Blick glich der Major mit seinem schulterlangen ebenholzschwarzen Haar und seinem schlanken, muskulösen, bronzebraunen Körper einer Rothaut. Seine kobaltblauen Augen verstärkten diesen Eindruck, weil sie manchmal so schwarz und gefährlich wie die Hölle schimmerten.
    Es war gut, daß Major Ian McKenzie selbst ein gefährlicher Mann war, denn er führte seine Soldaten zu einem gefährlichen Ort. Nun warteten und lauschten sie angespannt, in der Hoffnung, die Mokassinschlange gefangenzunehmen, einen berüchtigten Rebellenspion, der an der Küste Floridas operierte.
    Alle Unionssoldaten fürchteten einen Einsatz in Florida, in einem Niemandsland, das die Rebellen nicht halten und ihre Gegner nicht erobern konnten. An der meilenlangen Küste voller versteckter Buchten und Meeresarme wirkte die Unionsblockade geradezu lächerlich. Andererseits waren die Ufergebiete jederzeit den Angriffen der Union ausgeliefert. Schon mehrmals hatte Jacksonville den Besitzer gewechselt. St. Augustine war von den Truppen der Nordstaaten erobert und bisher gehalten worden. Auch der Navy-Stützpunkt Key West befand sich in den Händen der Union. Aber im restlichen Teil des Staates dominierten die Feinde. Florida war als dritter Staat von der Union abgefallen, und seine Konföderierten verfochten leidenschaftlich die Interessen der Südstaatler.
    Obwohl viele Rebellentruppen aus Florida häufig in Virginia, Tennessee und anderen Südstaaten eingesetzt wurden, durfte man die Verteidigung der Halbinsel nicht vernachlässigen, die äußerst wichtig für das Kriegsgeschehen war. Denn ein Großteil des Rindfleisch- und Salzvorrats, den die Truppen der Konföderierten benötigten, stammte aus Florida. Deshalb tat die Union ihr Bestes, um den Staat unter Kontrolle zu bekommen, und die Mokassinschlange mußte geschnappt werden.
    Seit man im Norden Floridas vor ein paar Wochen mehrere Rebellen der Spionage verdächtigt und gehängt hatte, war der Major fest entschlossen, diesem unseligen Treiben ein Ende zu bereiten.
    Schon seit einiger Zeit strapazierte die Mokassinschlange die Nerven der Nordstaatler. Wenn die Unionsschiffe Blockadebrecher aufzuhalten suchten, wußten die Kapitäne der Rebellen viel zu oft Bescheid, und in der nächsten Bucht oder hinter der nächsten Düne lauerte ihre Verstärkung. Konföderiertenschiffe mit Waffenladungen durchbrachen die Blockade und erreichten durch Meerengen die Rebellentruppen. Auf diese
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