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Der Rebell

Titel: Der Rebell
Autoren: Heather Graham
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und sie würden sich nur für die Frage der Staatenrechte interessieren. Nun, wie du sagst, das alles gehört der Zukunft an, wenn auch einer unmittelbaren Zukunft. Gleich wird der Tee serviert. Mach dich frisch, mein Lieber, und komm so schnell wie möglich herunter. Du bist das schönste Geburtstagsgeschenk für deinen Vater, und er freut sich wie ein Kind auf das Wiedersehen.«
    »Sind Julian und Tia schon zu Hause?«
    »Julian hat in St. Augustine gearbeitet. Gegen Abend müßte er eintreffen. Vorher holt er Tia in ihrer Akademie ab. Beeil dich, Ian.«
    »Ja, natürlich.« Er küßte die Stirn seiner Mutter, ging ins Haus und stieg die Treppe hinauf.
    Am Ende eines langen Flurs lag sein Zimmer. Er hatte versprochen, sich zu beeilen. Aber wie immer, wenn er nach Hause zurückkehrte, mußte er erst einmal die Aussicht bewundern. Er liebte Cimarron. Als Taras und Jarretts ältester Sohn würde er Cimarron erben. Das war ihm stets bewußt gewesen, und er hatte die Verantwortung ernst genommen. Auch sein jüngerer Bruder Julian liebte sein Zuhause. Aber die Medizin bedeutete ihm noch mehr, und so war er Arzt geworden. Und Tia, die kleine Schwester, interessierte sich für die Welt, die Men schen und die Politik. Sie konnte es kaum erwarten, auf Reisen zu gehen. Nur mühsam hatten die Eltern sie dazu überredet, ihre Ausbildung an Madame de la Verres Schule für junge Damen zu beenden.
    Cimarron . . . Sein Vater und sein Onkel hatten das Haus entworfen und gebaut, als diese Gegend noch eine Wildnis gewesen war. In Ians Zimmer stand ein großes Vierpfostenbett aus kunstvoll geschnitztem Eichenholz mit Löwenfüßen und Greifvogelklauen am Kopfteil. Ein Schreibtisch mit zwei Stühlen beherrschte die Mitte des Raumes. Vor dem Kamin luden bequeme Polstersessel zur Erholung ein. An der Nordwand reihten sich ein hoher Schrank und eine Kommode aneinander, die Türen eines zweiten Schranks an der Südwand waren mit Spiegeln verkleidet. Unter dem Bett lag ein Orientteppich in leuchtenden Blau- und Rottönen, der mit den blauen Vorhängen und der blauen Tapete harmonierte.
    Eine Glastür führte zum Balkon, und Ian trat hinaus. Auf die Balustrade gestützt, betrachtete er die Landschaft, den Fluß und den Nebenfluß, in dem Rundschwanz-Seekühe und Ottern hausten. Im Süden grenz ten dichte Kiefernwälder an die kleine Siedlung der Wei ßen. Und am Ende eines Waldwegs sprudelte eine Quel le, die einen Teich speiste. Sogar im Winter leuchtete der Rasen vor dem Haus smaragdgrün, und der Fluß schimmerte in dunklem Blau.
    Während Ian einen Adler zum Himmel emporfliegen sah, dachte er mit wachsendem Grauen an die Gefahr, die seinem geliebten Heim drohte. Vernünftige, besonnene Leute würden einen Krieg verhindern, hatte seine Mutter behauptet. Aber sogar in gebildeten Militärkreisen schloß man eine Auseinandersetzung auf dem Schlachtfeld nicht aus. Männer, die zuvor Seite an Seite geritten waren, würden einander bekämpfen. Und für welche Partei
    Ian sich auch entscheiden mochte, er würde seine Waffe gegen einstige Klassenkameraden, Lehrer und Freunde erheben. Vielleicht sogar gegen seine Verwandten.
    Bedrückt schüttelte er den Kopf und sagte sich, noch sei keine Entscheidung gefallen. Nicht zum erstenmal stand das Land am Rand eines Kriegs. Bis jetzt hatte man immer Kompromisse gefunden. Trotzdem — was zum Teufel sollte er tun?
    Er kehrte ins Zimmer zurück und fand kühles Wasser im Krug auf dem Waschtisch. Hastig machte er sich frisch. Doch er hatte sich zuviel Zeit gelassen. Als er den Speiseraum erreichte, räumten die Dienstboten gerade das Teegeschirr weg, und die Gäste erhoben ihre Limonadengläser, um auf Peter O'Neills und Elsie Fitchs Verlobung zu trinken. Also mußte man den beiden gratulieren. Elsie war hübsch und nett, nach Ians Meinung ein bißchen oberflächlich, aber für einen Mann wie Peter wahrscheinlich genau die richtige Frau, und außerdem steinreich.
    »Ian!« Dicht hinter ihm erklang die Stimme seines Vaters. Er drehte sich um und vergaß alle anderen Anwesenden. Liebevoll umarmten sie sich. Dann trat Jarrett einen Schritt zurück, um seinen Sohn zu mustern. »Verdammt gut siehst du aus. Was für ein erfreulicher Anblick für meine alten Augen!«
    »Da wir gerade vom Alter reden«, erwiderte Ian lächelnd, »alles Gute zum Geburtstag, Vater.«
    »Ein wunderbarer Geburtstag. Meine Kinder kommen nach Hause. Und ich freue mich auf lange Gespräche mit dir, über die Welt da draußen.«
    »Vater,
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