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Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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[ 1. ]
    Lassen Sie mich durch!“
    „Au, das war mein Bein!“
    „Sorry, aber wenn Sie so drängen …“
    „Also das geht jetzt wirklich nicht. Ich warte schon viel länger!“
    „Ich bin von der Presse.“
    „Und? Stell dich gefälligst hinten an!“
    „Noch einmal: Ich hab einen Termin mit ihm, kann ich jetzt endlich vorbei?“ Ich bekomme einen Stoß in den Rücken und drehe mich gereizt um. Hysterische Frauen. Und das wegen eines Typen, der ein Buch über die angeblich ach so notwendige Befreiung der Männer geschrieben hat. Samt der dazugehörigen Portion Sex. „Sei ein MANN!“ Weil die Frauen längst das Sagen hätten. Vielleicht war auch er einmal eingekeilt. Aber das ist wohl keine Entschuldigung. Blonder Affe aus Berlin. Und ich soll ihn interviewen. Vorausgesetzt, ich komme durch.
    Die Menschenschlange vor der Halle F des Wiener Museumsquartiers ist lang und aufgeregt und wild entschlossen, keine Bevorzugungen zuzulassen. Ein kollektives Lebewesen, getrieben von Bewunderung, Neugier, pseudoerotischen Fantasien, genährt durch üppige Medienberichte über den neuen Superstar, mit einem schlichten Ziel: IHN zu sehen, IHM zuzuhören, vielleicht sogar ein Autogramm von IHM zu bekommen, einen Blick, einen Händedruck, wenn nicht mehr …
    Mir reicht’s. Ich muss raus aus dem Pulk. Ich werde die Managerin von Thomas Pauer anrufen. Die vom Verlag sollen mich abholen. Und wenn sie nicht wollen, dann eben nicht. Dann gibt es keine Geschichte im „Magazin“. Ich drehe mich um. Aber auch da will man nicht weichen. Eine Frau in rosafarbener Modetracht tritt mir auf die Zehen. Ich hole Luft und ramme ihr meinen Ellbogen so unauffällig wie möglich in die Seite. Ein spitzer Schrei, der im Massengemurmel untergeht. Sie kippt ein wenig zur Seite, ich drängle, merke, wie mir Schweiß in die Augen tropft. Wien im Sommer. An sich liebe ich das. Wenn ich nicht mit anderen um jeden Quadratzentimeter Boden kämpfen muss. Ich winde mich an einigen jungen Mädchen vorbei, stoße auf ein Paar in meinem Alter, Mann Typ Oberbuchhalter, Frau Typ Frisch-gestrichen-und-aufpoliert. Er scheint zu überlegen, ob sie Platz gewinnen, wenn sie mich durchlassen, oder ob es dann die Menschen auf der Seite leichter haben, etwas weiter nach vorne zu kommen.
    „Mira Valensky“, sage ich. „Vom ‚Magazin‘. Ich schreibe eine Story über den Männer-Pauer. – Warum sind Sie hier?“
    Die Frischgestrichene sieht mich misstrauisch an. Ihr Oberbuchhalter kommt näher, flüstert mir ins Ohr: „Wenn wir Ihnen ein Interview geben, bringen Sie uns dann rein? Kriegen wir einen Platz im Saal?“
    Ich ziehe meinen Kopf zurück. „Kein Interview. Ich habe bloß gefragt, warum Sie da sind, und ich hab keine Ahnung, wer wie reinkommt.“
    „Weil Sie ja einen privilegierten Platz haben. Wahrscheinlich in der ersten Reihe“, faucht er.
    Schon eigenartig. Die hören auf jeden Unsinn, den die Medien groß berichten. Sonst wären sie jetzt auch nicht hier. Aber Journalisten mögen sie nicht besonders gern. – Oder bloß Journalistinnen? Ich versuche ein Lächeln. „Ich brauche meinen Platz nicht, Sie können ihn haben. Lassen Sie mich bitte einfach vorbei.“
    „Wir kriegen also Ihren Platz?“
    „Klar. Wenn Sie mich durchlassen.“
    „Dann kriegen Sie auch ein Interview mit uns.“
    „Ich brauche kein …“
    Er nickt. „Okay, wir sind da, weil dieser Thomas Pauer endlich die Wahrheit schreibt. Nämlich dass wir Männer längst unterdrückt werden, dass wir uns auf die Beine stellen müssen. In jeder Beziehung.“
    Die Frischgestrichene nickt. „Ich brauche keinen Waschlappen. Da ist mir ein richtiger Mann schon lieber. Der es mir …“
    Oberbuchhalter nickt, ich nütze die Sekunde, in der sie enger zusammenrücken, fädle mich zwischen ihnen und weiteren Männer-Pauer-Liebhaberinnen durch, höre noch ein „He, was ist jetzt mit dem Platz?“, habe endlich etwas mehr Luft und Raum, mache einige schnelle Schritte Richtung Eingangshalle und ziehe mein Mobiltelefon aus der Tasche. Farah Seifried. Die Verlagschefin. Seine persönliche Managerin. Es gibt auch noch eine Pressefrau, aber unsere Chefredaktion hat mit der Verlagschefin direkt verhandelt. – Wunderbar! Da muss man verhandeln, um ein Interview mit einem gehypten Hohlkopf zu kriegen. Und das Ganze wird dann im „Magazin“ auch noch quasi zur Chefsache erklärt. Und mir, als Chefreporterin, umgehängt. Unsere Sekretärin, das heißt natürlich die Chefsekretärin, hat mir die
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