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Sieben Pfoten für Penny - Jungs und andere Esel

Sieben Pfoten für Penny - Jungs und andere Esel

Titel: Sieben Pfoten für Penny - Jungs und andere Esel
Autoren: T Brezina
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Junge, Junge!
    Der gefaltete Zettel wurde durch die Bankreihen weitergereicht, bis er bei Penny ankam. Mit einem schnellen Blick vergewisserte sie sich, wie vertieft Herr Schröder in die seltsamen Buchstaben- und Zahlengebilde an der Tafel war.
    Nein, es bestand keine Gefahr. Er würde nichts merken. Wie besessen schrieb er chemische Formeln. Die graue Haarlocke über seiner Stirn wippte dazu.
    Penny öffnete die Nachricht, überflog sie und presste schnell den Ärmel gegen ihren Mund, damit sie nicht laut loslachte. Sie drehte sich zu Vicky, die in der Reihe hinter ihr saß und wie gewöhnlich strickte, und streckte den Daumen in die Höhe. Treffender hätte Vicky es nicht ausdrücken können.
    Auf dem Zettel stand:
    Chemie bei unserem Schröder
    wird jedes Mal noch öder,
    und ich werde hier nur blöder.
    Der Lehrer quälte die Schüler mit Chemie und Physik. Nur Sekunden nach dem Klingeln kam er in den entsprechenden Saal gerannt, knallte seine Ledertasche auf das Pult, kritzelte im Rekordtempo etwas ins Klassenbuch und begann dann mit seinem Unterricht. Über die Jungen und Mädchen ging jedes Mal ein Gewitter nieder, das selbst die Klügsten und Besten kaum verstanden.
    Mit gequältem Gesicht hob Reinhard, das Ross, langsam die Hand. Den Spitznamen »Ross« hatte ihm Vicky verpasst, die seinen Pferdeschwanz total lächerlich fand.
    »Bitte, Herr Lehrer«, meldete er sich.
    Herr Schröder wandte sich ihm widerwillig zu. Unterbrechungen seiner Vorträge konnte er nicht ausstehen.
    »Was gibt’s?«
    »Zu Beginn der Stunde haben Sie die Formel der Schwefelsäure aufgeschrieben. Ich kenne mich da nicht aus.« Reinhard redete langsam und sehr gedehnt.
    »Zu Beginn der Stunde? Guten Morgen!«, fuhr ihn der Chemielehrer an. »Das war vor vierzig Minuten. Hast du bis jetzt gebraucht, um festzustellen, dass du eine Frage dazu hast?«
    »Ja«, antwortete Reinhard ganz selbstverständlich, denn er fand nichts dabei.
    »Dann müssen deine Klassenkameraden dir helfen. Ich muss mit dem Unterricht fortfahren. Wenn du nicht mitkommst, wechsle auf eine andere Schule. Ich würde dir die Baumschule empfehlen.«
    Beleidigt lehnte sich Reinhard zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Die anderen Schüler murmelten durcheinander, sagten aber nichts. Keiner traute sich, denn die Prüfungen von Herrn Schröder waren gefürchtet. Und verärgerte ihn jemand, konnte derjenige fast sicher mit einer mündlichen Wiederholung in einer der nächsten Stunden rechnen.
    Schon tobte er sich weiter an der Tafel aus. Penny malte die Formeln ab, von denen sie keine verstand. Endlich kam das erlösende Pausenläuten. Ein erleichtertes Aufatmen ging durch die Klasse.
    Die Hände auf das Lehrerpult gestemmt, stand Herr Schröder da und rief: »Nächste Woche schreiben wir dazu einen Test. Ich bin sicher, das wird eine Kleinigkeit für euch.«
    Penny verdrehte die Augen und stöhnte innerlich. Folterknecht war die richtige Bezeichnung für Schröder, nicht Lehrer. Sie glaubte, in seinem grauen Gesicht so etwas wie Boshaftigkeit zu bemerken. Wahrscheinlich weidete er sich an der Angst der Schüler vor dem Test und machte ihn extra schwierig.
    »Ich wünsche noch einen schönen Tag!«, verabschiedete er sich, schnappte sich seine Ledermappe und eilte aus dem Chemiesaal.
    Es war ein lauer Herbsttag. Penny und ihre Freundinnen Vicky und Francesca hatten eine Radtour für das Wochenende geplant. Daraus würde wohl nichts werden. Chemiepauken war angesagt, um den Test wenigstens einigermaßen zu schaffen.
    Francesca war richtig sauer, als sie auf dem Gang neben Penny und Vicky trat. »Schröder ist ein Ekel. Und dann dieses Fell im Gesicht. Habt ihr die ganzen grauen Barthaare gesehen? Ist doch widerlich.«
    Vicky zog ihren Pulli gerade. »Ich finde, wenn ein Mann besser aussieht als ein Warzenschwein, kann man schon froh sein. Na ja, im Vergleich zu Schröder schneidet das Warzenschwein wirklich gut ab.«
    Sie lachte über ihren eigenen Witz, und Penny stimmte ein. Vicky nahm alles immer mit Humor.
    »Chemietests sind ein Albtraum!«, jammerte Francesca und zückte einen kleinen Handspiegel. Prüfend betrachtete sie ihr Make-up und ihre Frisur. An der nächsten Fensternische blieb sie stehen, zog einen prall gefüllten Beutel aus ihrer Handtasche und schminkte noch mal drüber.
    »Schon wieder eine Generalrenovierung fällig?« Vicky zwinkerte Penny zu. Sie nannte Francesca oft »Principessa«, Italienisch für Prinzessin. Der Spitzname passte
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