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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade
Autoren: Jane Feather
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Prolog
    Cornwall, August 1771
    A ußer der Brandung, die gegen die Felsen schlug, drang kein Geräusch in das Zimmer des Steinhauses hoch oben auf den Klippen. Schweigend hingen die Menschen im Zimmer ihren Gedanken nach. Die Frau im Bett betrachtete das Gesicht des Babys, das in ihren Armen schlief, während der Mann am geöffneten Fachwerkfenster stand und in den Sommerabend hinausschaute.
    Das Klopfen an der Tür durchbrach die Stille. Der Mann am Fenster drehte sich um und starrte die Frau an, die kaum merklich nickte. »Herein«, rief er leise.
    In der Tür erschien ein Mann in grüner Uniform, die ihn als Major des elitären Preobrazhensky-Regiments zu erkennen gab, der Palastgarde der Zarin von Russland. »Bitte verzeihen Sie, mein Prinz, aber das Rendezvous müsste längst zu Ende sein. Die Zeit ist verstrichen.« Der Mann klang höflich, sein Tonfall beinahe unterhaltend; aber niemand bildete sich ein, dass sich hinter den freundlichen Worten etwas anderes verbarg als ein nachdrücklicher Befehl.
    »Ich bin in fünf Minuten unten«, erwiderte der Prinz und winkte abweisend. Der Major zog sich zurück und schloss die Tür leise hinter sich.
    Die Frau im Bett schaute auf und begegnete dem festen Blick ihres Begleiters. Tränen glitzerten in ihren blauen Augen. »Geh«, sagte sie ruhig, »und nimm ihn jetzt.«
    »Wenn es nur einen anderen Weg gäbe...« Seine Worte verloren sich, während er hilflos den Kopf schüttelte. »Sophia, du könntest mit mir kommen. Wir könnten heiraten …«
    Anstelle einer Antwort schüttelte sie ebenfalls den Kopf. »Du weißt genau, dass es nicht geht, Alexis. Die Zarin würde dir niemals verzeihen. Deine Karriere würde in Trümmern vor dir liegen, und deine Familie wäre ihrer Ehre beraubt.« Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein Lächeln über ihre reglosen Gesichtszüge. »Mein Liebster, du vergisst, dass ich dich so gut kenne wie sonst niemand. Ich weiß genau, dass du dein Leben nicht im Ausland verbringen könntest. Im Exil würdest du zerbrechen.«
    »Mit dir nicht«, erwiderte er schlicht.
    Wieder versuchte sie zu lächeln, aber es strengte sie an. Und es gelang ihr noch nicht einmal, ihren Schmerz zu verbergen oder die Trauer in ihrem Blick oder die dunklen Schatten unter ihren Augen. »Die Zarin wird deinen Sohn mit offenen Armen empfangen. Das gilt natürlich nicht für deine Frau oder deine Geliebte.« Sie ließ den Blick wieder über das Kind schweifen. »Katharina wird ihm seine illegitime Geburt nicht nachtragen. Sie sorgt für ihre Leute, nicht wahr?«
    »Sehr richtig«, stimmte Alexis düster zu. »Ihr Sohn wird bei Hofe erzogen werden und sämtliche Vorzüge genießen dürfen. Katharina hegt eine gewisse Zuneigung zu Kindern.« »Und sie wird auch mit deinem Kind zärtlich umgehen. Weil es dein Kind ist«, fügte sie hinzu, strich mit der Fingerspitze über die Wange des Babys und über den sanften Bogen seines Kiefers. »Alexis, der Kleine muss eine Zukunft haben«, erklärte sie mit tränenerstickter Stimme. »Die beste Zukunft, die wir uns nur denken können. Wenn er bei mir bliebe, würde das Stigma seiner unehelichen Geburt ihm diese Zukunft versperren. Er würde in einer Halbwelt aufwachsen, mit einer Mutter, die man als Ausgestoßene betrachtet.«
    Dann starrte sie ihn mit grimmiger Wut an. »Ich habe ihm nichts zu bieten. Du hast einen edlen Namen, und du bist sehr angesehen in der Gesellschaft. Du kannst ihn ausbilden lassen, kannst ihm Verbindungen verschaffen. Du kannst alles, was ich nicht kann.«
    »Sophia, ich würde mit dir ins Ausland gehen«, wiederholte er, »zusammen können wir es schaffen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir würden unser Kind zu einem Leben in der sibirischen Eiswüste verdammen«, erklärte sie eisern, »wo es Katharinas Launen nach Belieben ausgeliefert ist. Du weißt genau, dass sie dir niemals vergeben würde … und mir auch nicht. Unser Kind müsste leiden.«
    Wieder schüttelte sie den Kopf, noch heftiger als zuvor. »Ich kann unserem Sohn nicht die Möglichkeiten bieten, die du ihm bieten kannst. Und ich werde weder dich noch ihn dem flüchtigen Ideal romantischer Seligkeit opfern.«
    Diesmal musste er lächeln. »Ah, Sophia, du bist wirklich eisern. Katharina würde es begrüßen.«
    »Das bezweifle ich«, bemerkte Sophia mit einem Anflug von Spott. »Sie würde mich als Nebenbuhlerin betrachten. Im Bett. Nicht mehr, nicht weniger. Und während du mit Tricks und Schlichen versuchst, nicht wieder neben ihr im
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