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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten
Autoren: Jeanine Krock
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Lächeln erwidern zu dürfen. Glücklicherweise überstand ich die Herausforderung, wie auch den Auftritt des englischen Kommandanten Sergeant Hawker, den man wenig später gefesselt hereinführte. Er sah nicht aus, als habe er eine angenehme Nacht verbracht, und die beiden MacCoinnaich-Krieger, die rechts und links von ihm dafür sorgten, dass er nicht auf den Gedanken kam zu flüchten, behandelten ihn nicht eben sanft.
    Alan stand auf, und sofort wurde es still im Saal. »Während des feigen Überfalls auf Gleann Grianach haben viele Leute ihr Leben verloren. Gute Männer, viele davon Familienväter. Mackenzie hier hat einige seiner besten Krieger zu betrauern. Außerdem gibt es Verwundete, und nur der Himmel weiß, ob sie ihre Verletzungen überleben werden. Im Dorf sind sechs Häuser ausgebrannt, und die Bewohner haben all ihr Hab und Gut, teilweise auch ihre Tiere verloren.«
    Wütendes Gemurmel erhob sich.
    Alan hob die Hand, und die Clansleute verstummten. »Wir werden gemeinsam die Häuser wieder aufbauen und die Witwen der Krieger unterstützen. Wer Hilfe benötigt, erhält sie.« Er wandte sich an den Clanchief der Mackenzies, der hinter ihm saß. »Das gilt auch für deine Leute, die im Kampf Seite an Seite mit unseren Kriegern bewiesen haben, dass nicht alle so denken wie Niall Mackenzie, der gestern versucht hat, meinen Bruder hinterrücks zu ermorden, während der gerade sein Leben einsetzte, um Frauen und Kinder vor dem Feind zu schützen.«
    Wieder erhob sich ein Raunen, und vereinzelt entstand Gerangel zwischen den Kriegern von der Küste und empörten MacCoinnaichs.

    »Ruhe! In meinem Haus gilt das Gebot der Gastfreundschaft«, brüllte Alan und fuhr gleich darauf ruhiger fort: »Es hat in letzter Zeit Auseinandersetzungen und Verdächtigungen zwischen unseren Clans gegeben, die ich heute ein für alle Mal aus der Welt räumen will: Der Mann, der uns an die Rotröcke verraten hat und auch der Mörder des jungen Alexander Mackenzie ist, heißt William Mackenzie, Sohn der unglücklichen Schneiderin von Gleann Grianach und dem verstorbenen William Mackenzie aus Cladaich. Seine Spießgesellen haben dies bezeugt und werden für ihre Beteiligung an der Tat eine gerechte Strafe erhalten. Als Bewohner unseres Tals stand er immer unter unserem Schutz, obwohl wir ihn alle als Unruhestifter und Dieb kannten. Zum Dank dafür hat er die Soldaten hierhergeführt. Ohne seine Hilfe wäre es den Engländern nie gelungen, unsere Patrouillen zu umgehen und sich unbemerkt anzuschleichen. William allerdings ist dort, wo nur noch Gottes Gericht ihn erreichen kann, und das haben wir zwei tapferen Frauen zu verdanken: Mary Campbell, die bald schon meinen Bruder Lachlan heiraten wird, und meiner zukünftigen Frau: Joanna.«
    Ich war ein bisschen verwirrt wegen der vielen Namen. Die Clansleute schienen den Ausführungen ihres Chiefs allerdings mühelos folgen zu können, überlegte ich, als mich Mary zum zweiten Mal mit dem Ellbogen anstieß, damit ich mich ebenfalls erhob, um die Glückwünsche des Clans entgegenzunehmen. Ganz sicher war ich nicht, ob sie uns nun zum Tod von William oder zur bevorstehenden Hochzeit beglückwünschten.
    Mòrag kam geradezu herbeigeflogen, sie herzte und küsste mich immer wieder, bis Duncan seine junge Frau sanft in die Arme nahm. »Lass dem Chief noch etwas von seiner Braut übrig.«

    Lachlan stand verlegen herum, Alan lachte glücklich, und wir alle schüttelte unzählige Hände, zum Schluss auch die des Clanchiefs aus Cladaich, der anschließend ums Wort bat.
    Zuerst bedankte er sich für Alans Großzügigkeit und gratulierte uns, dann sagte er: »Ich weiß, es gibt keine Entschuldigung dafür, dass Niall versucht hat, auf diese feige Art den Tod seines Bruders zu rächen. Doch wir alle wissen, dass ihm der grausame Mord an seinem Vater den Verstand vernebelt hat. Einen weiteren Verlust hat er nicht verkraftet und dafür seinen ehemals besten Freund zur Rechenschaft ziehen wollen.«
    Argyle hatte schon seit einiger Zeit gelangweilt geschaut, er war es offenbar nicht gewohnt, einmal nicht selbst im Mittelpunkt zu stehen. Jetzt pochte er mit seinem Stock laut auf den Boden, um unsere Aufmerksamkeit zu erlangen. »Da wir nun alle wissen, was geschehen ist, sollten wir überlegen, was mit dem da«, er zeigte auf Hawker, »passieren soll. Als Vertreter der Krone frage ich: Hat er eine Erklärung abzugeben?«
    Der Sergeant wurde von seinen Bewachern grob nach vorne gestoßen und strauchelte
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