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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten
Autoren: Jeanine Krock
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Kopf an. Kühle Flüssigkeit rann mir die Kehle hinunter und linderte den brennenden Schmerz.
    Erschöpft von dieser Anstrengung ließ ich mich zurücksinken. Die Nachtluft strich über mein Gesicht, fast so, als wollte sie mich ebenfalls beruhigen. Ein satter Mond schien durch das geöffnete Fenster und wanderte langsam über den dunkelblauen Nachthimmel. Es dauerte lange, bis mir die Augen zufielen und ich zu träumen begann.
    Dieses Mal war ich selbst in die Kampfhandlungen verwickelt. Ich kämpfte gegen einen englischen Soldaten. Plötzlich sah ich, wie Niall Mackenzie hinter Lachlan auftauchte.
    Da wurde mir klar, dass ich die Ereignisse nun aus Alans Perspektive wahrnahm:
    Mit einem Schwertstreich entledige ich mich meines Gegners und greife nach dem Messer am Gürtel. Niall muss aufgehalten werden, nur noch drei Schritte, dann hat er meinen Bruder erreicht. Schon hebt er sein Schwert zum tödlichen Schlag – Lachlan ahnt nichts von der Gefahr. Mir bleibt nur noch eine Chance. Ich muss den Dolch werfen. Doch kaum hat die Waffe meine Hand verlassen, läuft alles falsch. Lachlan, nein! Er wirft sich direkt in die Flugbahn, sieht er nicht, dass er seinen Mörder schützt? O Gott! Das Messer fliegt präzise und tödlich auf sein Ziel zu. Was würde ich drum geben, könnte ich die Zeit anhalten. Ich laufe los, bin doch viel zu spät – Lachlan stirbt in meinem Armen, mit einem Fluch auf den Lippen.

    Den Hass in seinen Augen werde ich niemals vergessen. Was hilft es da, dass der Attentäter ihn nur wenige Minuten überlebt?
     
    Unruhig warf ich mich im Schlaf hin und her und versuchte den Traum abzuschütteln, doch hartnäckig hielt mich das Grauen weiter in seinen Fängen:
    Achtzehn Jahre später. Ich stehe oberhalb des Feenkreises und blicke in meine Heimat hinunter. Viele Jahre sind seit dem schrecklichen Tod meines Bruders vergangen. Das Tal unter mir ist fast menschenleer, und vom Castle steht nicht viel mehr als der alte Turm. Die Engländer haben gründliche Arbeit geleistet. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, den Clan zu verlassen und seine Geschicke in die Hände meines jüngsten Bruders Callum zu legen. Aber seit dem schrecklichen Tag höre ich es überall. Jeder Stein, jeder Blick meiner Clansleute, der Wind in den Bäumen, sie alle flüstern: Brudermörder!
    Callum macht seine Sache nicht schlecht – bis zu dem Tag, als man ihn überredet, für Bonnie Prince Charlie in den Krieg zu ziehen. Er ist ein glühender Anhänger der Jakobiten und wünscht sich nichts mehr als Schottlands Unabhängigkeit. Natürlich lässt er sich nicht lange bitten und zieht für seine Überzeugung in den Krieg.
    Die wenigen MacCoinnaichs, die die mörderische Schlacht auf der Culloden Heide überleben, werden in den Monaten danach von den Engländern gnadenlos verfolgt. Callum kann zwar wie durch ein Wunder fliehen, aber er verliert alles. Seine Familie, sein Land, die Titel. Und es gibt nichts, was ich tun kann, außer ihm das nackte Leben zu retten.
    Bei Gott, ich habe wenigstens einmal etwas richtig gemacht.
Dieser Gedanke muss mich einen Moment lang abgelenkt haben, und so ist das Nächste, was ich spüre, die Klinge, die scheinbar widerstandslos in meinen Rücken gleitet. Anstelle des Schmerzes fühle ich, wie das Leben aus meinen Körper flieht. Einmal noch erhebe ich mein Schwert, stoße zu – und nehme den Angreifer mit in einen sicheren Tod. Das Letzte, was ich sehe, sind die weit aufgerissenen Augen meines Bruders, als er mich erkennt. Ich höre, wie er meinen Namen sagt.
     
    Ich erwache in der Hölle. Es ist finster und eiskalt. In der Nähe streiten zwei Teufel.
    Du kannst nichts mehr für ihn tun!, grollt der eine.
    Aber du! Die zweite Stimme klingt jung.
    Korri, warum sollte ich? Er ist an allem schuld!
    Lachlans Tod war ein Unglück, das weißt du ganz genau. Er hat sich das nie verziehen und ohne zu zögern sein Leben für das seines zweiten Bruders gegeben.
    Und du meinst, Auge um Auge …? Er lacht.
    Ich möchte das junge Mädchen vor dem bösen Unterton schützen, der dabei mitschwingt. Doch ich kann mich nicht rühren.
    Er hätte seinen Clan nicht im Stich lassen dürfen. Die Zeiten waren schwierig genug.
    Ist mir mein Ruf etwa bis in die Hölle vorausgeeilt?
    Mag sein, aber waren es nicht seine Leute, die ihm schon immer misstraut haben und ihn nach dem Unglück ganz offen einen Brudermörder schimpften?
    Das ist er. Und nun komm, Mädchen! Siehst du nicht, Alan Dubh ist alt, er wird sowieso bald
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