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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten
Autoren: Jeanine Krock
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ein Mitglied der königlichen Truppen, der Besatzer, wie viele hier sagten, zum Tode zu verurteilen, war keine unbedeutende Angelegenheit, und so hielt sich Alan wohlweislich zurück.
    Nur ein Wimpernschlag signalisierte Alans Zustimmung. Der Herzog gab seinen Männern ein Zeichen. Zwei von ihnen nahmen den jammernden Hawker in ihre Mitte und verschwanden mit ihm.
    »Kann man hier mehr als nur einen Fingerhut voll Ziegenkäse zum Frühstück bekommen, mein Mädchen?« Argyle kniff Dolina in den Hintern.
    Sie grunzte ärgerlich, sorgte aber dafür, dass ihm das Gewünschte sofort serviert wurde. Mòrags Vater ging mit ein paar Männern hinaus, vermutlich um der Hinrichtung als Vertreter des Clanchiefs beizuwohnen.
    Endlich konnten wir uns dem Frühstück widmen. Nicht, dass ich besonders hungrig war. Ich schaute zu Alan, der sich wie selbstverständlich als Chieftain unter seinen Leuten bewegte, die das Todesurteil mit grimmiger Genugtuung zur Kenntnis nahmen. Mein leerer Magen gab mir ein Gefühl von Unwirklichkeit, und ich befand mich so weit entfernt von jeglicher Realität, dass ich den Angstschrei, der wenig später über den Hof gellte, mit derselben Gleichgültigkeit zur
Kenntnis nahm wie die Leichen, über die ich wenige Stunden zuvor hatte steigen müssen.
    Alan setzte sich zu mir und flüsterte: »Das war sehr geschickt vom Herzog. Hawker hätte mich nie ohne Befehl vom König angreifen dürfen. Argyle hat den Überfall auf uns kurzerhand als Angriff auf die Krone gedeutet, und darauf steht die Todesstrafe. Spätestens nach unserer Begegnung im Castle der MacDonnell hätte er entweder einen offiziellen Auftrag einholen oder sich zurückziehen müssen. Aber die Gier war zu groß, und er machte längst gemeinsame Sache mit seinem Vorgesetzten in Cill Chuimein, schätze ich. Der Herzog hat Recht, es waren so viele Soldaten an dem Überfall beteiligt, dass sie nicht ohne die Billigung des Garnisonskommandanten ausgerückt sein können. Immerhin, mit einem Vergeltungsangriff ist vermutlich nicht zu rechnen. Der Kommandant wird sich bedeckt halten, wenn er erfährt, dass das Komplott vereitelt und der einzige gefährliche Belastungszeuge, nämlich Hawker, bereits für die Tat hingerichtet wurde.«
    Ich nickte schwach.
    »Kleines, ist alles in Ordnung?«
    Nichts war in Ordnung, aber ich tat so, als sei alles wunderbar, und rang mir sogar ein beruhigendes Lächeln ab. Doch nach den ersten Bissen begann meine Hand plötzlich unkontrolliert zu zittern, und mir wurde speiübel. Ich sah noch, wie sich Mòrag und Dolina einen merkwürdigen Blick zuwarfen, dann wurde mir schwarz vor Augen.
     
    Jemand versuchte, mir eine widerlich bittere Flüssigkeit einzuflößen. »Da bist du ja wieder.« Die alte Kenna klang zufrieden. Sie stand dicht an meinem Bett.

    Ich erinnerte mich, dass auch ihre Hütte abgebrannt war und Alan der alten Frau angeboten hatte, in einem der Häuschen nahe dem Castle zu bleiben, wo sie in Zukunft besser versorgt werden konnte.
    »Der Bann ist gebrochen«, stelle sie fest und sah mich durchdringend an. Dann tätschelte sie meine Hand. »Er liebt dich. Vertraue dem Schicksal, alles wird gut dort, in deiner fernen Heimat.«
    »Aber der Traum!« Ich griff mir erstaunt an den Hals. Meine Stimme klang zwar noch etwas fremd, doch außer einem leichten Kratzen im Hals war sie fast wiederhergestellt. »Was war in dem Zeug, das du mir eingeflößt hast?«, fragte ich misstrauisch.
    »Nur gesunde Kräuter. Erzähl mir von deinem Traum, Mädchen.« Kenna zog sich einen Stuhl heran, und ich erzählte ihr nicht nur davon, sondern auch von den Dingen, die ich in Lady Kerianns Tagebüchern gelesen hatte.
    Als ich geendete hatte, schwieg sie eine Weile, und ich dachte schon, die alte Frau würde wieder einschlafen, so wie bei unserer ersten Begegnung, da sagte sie: »Ich habe es geahnt, du besitzt eine außergewöhnliche Gabe. Fürchte dich nicht davor, sondern nimm sie an.«
    »Wer ist Alan wirklich?« »Er ist kein Kind der Feen, aber er steht unter ihrem Schutz. Lady Keriann kam aus einer Familie, in der es immer wieder Kontakte zur Feenwelt gegeben hat, und als er so krank wurde, bestand sie darauf, dass ich ihr den Weg zum Feenhügel zeigte. Wie du ja weißt …«
    Ich nickte. Mòrag hatte mir genug erzählt.
    Kenna atmete sichtlich auf. Wahrscheinlich war sie froh, mir ihre eigene Geschichte nicht auch noch erzählen zu müssen.
»Mein … jemand hat sich bereiterklärt, sie zu begleiten. Lady Keriann kehrte
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