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0203 - Die Geisterfrau

0203 - Die Geisterfrau

Titel: 0203 - Die Geisterfrau
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Château Montagne, um die Jahrtausendwende erbaut und schon damals von einem fast genialen Architektenhirn so konstruiert, daß die Räumlichkeiten auch im zwanzigsten Jahrhundert noch dem modernsten Bedarf entsprachen, beherbergte in sich älteste Tradition und modernste Technik. Zamorras Vermögen hatte es möglich gemacht, hochgezüchtete Technik in die meterdicken Mauern des Gebäudes zu pressen, das eine geglückte Synthese zwischen Schloß und Burg war.
    Lautlos glitt die von einem starken Servomotor bewegte Tür zur Seite und öffnete den Zugang zu Zamorras Arbeitszimmer, das mit dem wuchtigen Arbeitspult in der Mitte eher der Kommandozentrale eines Raumschiffs glich als einem Büro. In krassem Kontrast zu der Supertechnik stand die gemütliche Sitzgruppe unter der Fensterfront, die nachträglich vergrößert worden war, um Licht und nochmals Licht ins Zimmer strömen zu lassen.
    Zamorra fuhr von seinem Sitz hoch.
    Aber was da mit dem hohlen Dröhnen eines Panzers durch die sich blitzartig öffnende Tür hereinraste, war kein bösartiger Feind, der es auf das Leben des Dämonenjägers abgesehen hatte.
    Ganz im Gegenteil.
    Ein quirliges Geschöpf mit über die Schultern fließendem, zur Abwechslung blauschwarzem Haar, einem feingeschnittenen, lachenden Gesicht und einem zum Küssen auffordernden roten Mund unter einem süßen Stupsnäschen und zwei braunen Augen unter seidigen, langen Wimpern. Ein schlanker Körper, bekleidet mit einem hauteng anliegenden und die wohlgeformten, festen Brüste aufregend nachformenden T-Shirt und mehr als knapp sitzenden Satin-Shorts. Lange, sonnengebräunte Beine, die gar nicht aufhören wollten und schließlich doch in Rollschuhen endeten. Und mit diesen fegte Nicole Duval direkt auf Zamorra zu, schaffte die Notbremsung nicht und flog ihm in die Arme.
    »Hallo, Liebling…«
    Der Drehsessel war zwar äußerst stabil gebaut, aber nur für eine Person konstruiert und schon gar nicht dafür gebaut, eine mit Tempo heranfegende Gestalt aufzufangen. Gemächlich begann er zu kippen, und Zamorra, Nicole und der Sessel landeten auf dem Teppichboden.
    Zamorra stöhnte auf, weil er sich den Ellenbogen angeschlagen hatte. Das hinderte Nicole nicht daran, ihn liegenderweise eng zu umarmen und ihm einen Kuß auf den Mund zu verpassen, der ihn alles andere vergessen ließ. Erst nach ein paar Minuten schaffte er es, sich von Nicole zu befreien und halb aufzurichten.
    »He, willst du mir nicht aufhelfen, du Kavalier?« fragte Nicole und klimperte mit den langen Wimpern. Ihr feuerrotes T-Shirt war etwas verrutscht und präsentierte einen Bauchnabel, den Zamorra einfach süß fand. Er griff zu, half Nicole auf die Beine und sorgte dafür, daß das Hemdchen noch ein wenig höher rutschte. Die Shorts abwärts zu verschieben, klappte nicht, weil der Bund zu eng saß.
    »Hallo, Nici«, murmelte Zamorra und setzte sich auf die Tischkante. Nicole zupfte ihre spärliche Bekleidung wieder zurecht. »Na?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Rollschuhe sind mittlerweile wieder out, mein Schatz«, behauptete er. »Wo hast du die Dinger denn her?«
    »Sie sind mir nachgelaufen«, erklärte Nicole.
    Zamorra entsann sich, daß sie, einerseits seine Sekretärin, andererseits seine geliebte Lebensgefährtin, solo zum Einkaufen in die nächstliegende Großstadt gefahren war. »Du hast dich doch wohl nicht so halbnackt in der Öffentlichkeit herumgetrieben?« fragte er.
    Nicole rollte über den kurzgeknüpften Teppich zur Sitzgruppe, ließ sich schwungvoll in einen der tiefen Sessel fallen und legte die langen Beine samt Rollschuhen auf den niedrigen Marmortisch. »Erstens«, erklärte sie mit dozierend erhobenem Zeigefinger, »bestimme ich, was out und was in ist, und bei mir sind Roller-Skates derzeit in. Zweitens bin ich nicht halb nackt, sondern durchaus korrekt angezogen.«
    »Hm, hm«, hüstelte Zamorra und betrachtete angelegentlich ihren sehr weiblichen Oberkörper. Das T-Shirt, das ihn umschmeichelte, war eindeutig etwa zwei Nummern zu klein und stellte deutlich unter Beweis, daß Nicole keinen Büstenformer nötig hatte.
    »Ich hoffe, deine heutige Einkaufswut hat sich in den Rollern erschöpft«, brummte Zamorra und dachte an die Summen, die Nicole gewöhnlich für allerlei modischen Schnickschnack auszugeben pflegte – auf Spesen natürlich.
    »Mitnichten«, erklärte sie und zerstörte seine aufkeimenden Hoffnungen am Boden. »Es reichte noch für einen Tanga.«
    Zamorra seufzte. Wie er Nicole kannte,
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