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Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Titel: Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)
Autoren: Adam Rex
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DIE WAHRE BEDEUTUNG VON SMEKDAY
    Es war am Tag Des Umzugs.
    Soll man das jetzt großschreiben? Früher nicht, aber mittlerweile ist Der Tag Des Umzugs ein Feiertag, also wird es wohl so gemacht.
    Großgeschrieben, meine ich.
    Egal.
    Es war am Tag Des Umzugs und alle drehten durch. Ihr erinnert euch. Es war das reinste Chaos; die Leute rannten mit ihrem ererbten Porzellan und ihren Fotoalben durch die Gegend, Lebensmittel und Getränke auf dem Arm, sowie Hunde und Kinder, weil sie glatt vergessen hatten, dass man Hunde und Kinder nicht tragen muss. Verrückt.
    Ich weiß noch, dass ich eine Frau mit einem Spiegel gesehen und gedacht habe: Wieso rettet jemand einen Spiegel? Und dann beobachtete ich, wie sie den Spiegel mit beiden Händen umklammerte und die Straße hinablief, als würde sie mit ausgestreckten Armen Vampire jagen. Ein paar weiße Typen hatten sich als Indianer verkleidet. Sie zündelten und warfen Teebeutel durch Gullydeckel. Ein anderer Mann hielt ein Schachbrett wie ein Kellner sein Tablett – noch dazu hoch über den Kopf –, blickte sich auf dem Bürgersteig um und rief immer wieder: »Hat jemand den schwarzen Läufer gesehen?« Und ich weiß noch, dass Apokalypsen-Hal an der Ecke vorm Waschsalon stand. Hal war der Straßenprediger in unserem Viertel und arbeitete nebenan im Fischgeschäft. Er trug ein Schild mit Bibelsprüchen und rief den Passanten mit böser Stimme zu: »Das Ende naht« und »Fischplatte $ 5.99«. Am Tag Des Umzugs stand auf seinem Schild nur » ICH HABE EUCH GEWARNT « und Hal wirkte nicht mehr böse, sondern verängstigt.
    »Ich hatte recht«, sagte er, als ich an ihm vorbeikam.
    »Mit dem Fisch oder mit dem Weltuntergang?«, fragte ich. Er hielt mit mir Schritt.
    »Sowohl als auch. Das müssen die doch anrechnen, oder? Dass ich recht hatte?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass es Außerirdische sein würden«, murmelte er. »Ich dachte an Engel mit flammenden Schwertern. So was in der Art. Hey! Vielleicht
sind
es ja Engel! In der Heiligen Schrift gibt es ganz schön sonderbare Beschreibungen von ihnen. In der Offenbarung gibt es einen Engel mit drei Köpfen und Rädern.«
    »Ich glaube, es sind nur Aliens, Hal«, sagte ich. »Tut mir echt leid.«

    Apokalypsen-Hal blieb stehen, aber ich ging weiter. Nach einigen Sekunden rief er mir nach: »Hey! Du! Soll ich dir tragen helfen? Wo ist deine hübsche Mutter?«
    »Ich bin auf dem Weg zu ihr!«, antwortete ich, ohne mich umzudrehen.
    »Hab sie schon lange nicht mehr gesehen!«
    »Alles okay! Ich seh sie gleich!«, rief ich. Das war gelogen.
    Ich war allein, weil Mom durch die Signale, die sie durch den Muttermal-Chip im Nacken erhalten hatte, bereits zu den Raumschiffen abkommandiert worden war. Wir waren nur noch zu zweit, die Katze und ich, und ich kann euch sagen, für die hatte ich nicht viel übrig. Eine Weile hatte ich sie getragen, aber sie zappelte wie ein Sack Fische, also setzte ich sie wieder ab. Dann lief sie hinter mir her und zuckte jedes Mal zusammen, wenn jemand vorbeirannte oder hupte – also dauernd. Das ging
Schritt Schritt Zuck, Schritt Schritt Zuck
, als würde sie Conga tanzen. Als ich mich schließlich umschaute, war sie weg.
    »Super«, sagte ich. »Bis dann, Sau.« Das war’s dann wohl. Meine Katze heißt Sau. Das hätte ich vielleicht erwähnen sollen.
    Das Komische, wenn man für Leser in der Zukunft schreibt, ist, dass man nicht genau weiß, was man alles erklären soll. Halten Menschen in eurer Zeit noch Haustiere? Habt ihr da noch Katzen? Ich frage nicht, ob es noch Katzen gibt – im Augenblick haben wir mehr als genug davon. Aber ich schreibe eben auch nicht für Menschen, die
heute
leben.
    Ich meine, wenn außer meinem Lehrer jemals jemand diese Zeilen liest, dann habe ich den Wettbewerb gewonnen und dieser Aufsatz wurde mit den Fotos und Zeitschriften in die Zeitkapsel getan und nach hundert Jahren wieder ausgegraben. Und ihr lest ihn jetzt, vielleicht in einem fünfbeinigen Sessel und nascht dabei geröstete Planeten oder so was. Natürlich solltet ihr eigentlich alles über meine Zeit wissen, aber wenn ich überlege, wie wenig Ahnung ich von
19
13 habe, wäre es doch besser, einige Dinge zu erklären. Diese Geschichte beginnt im Juni 2013, ungefähr sechs Monate nach Ankunft der außerirdischen Boov. Somit ist es auch ein halbes Jahr her, dass die Aliens endgültig die Macht übernommen haben. Vor einer Woche hieß es dann, die gesamte menschliche Rasse sei
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