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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz
Autoren: Joerg Graser
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könnt gelegentlich einen Gärtner brauchen und eine Köchin.«
    »Sonst noch was?«
    »Erben tut den Hof dann einmal Ihr Bub, der Moritz. Und zwar schuldenfrei.«
    Jetzt horchte der Holzner auf.
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Natürlich nur unter einer Bedingung. Dass ich eines natürlichen Todes sterb. Und dass er auch sonst nichts mehr anrichtet. Das mach ich notarisch.«
    Mao Tse-tung hat gesagt, Bauern sind schwer erziehbar. Kreuzeder jedoch war der Überzeugung, dass es sehr wohl eine Möglichkeit gab, einen bayerischen Bauernbuben zu disziplinieren. Schon seit jeher hingen die Bauern in diesem Landstrich juchtenzäh an ihrem Sach. Alles andere, die romantische Liebe, religiöse Gefühle oder sogar der Wunsch, die Welt zu retten, verblassten, wenn es darum ging, das Sach zu retten.
    Das Jugendamt folgte seiner Einschätzung allerdings nicht und entschied, dass das Kind in ein Heim verbracht werden müsse. Es sei denn, eine ausgewiesene Fachkraft übernimmt seine Betreuung.
    Kreuzeder gab Frau Dr. März als behandelnde Psychologin an. Damit kam Moritz erst mal um einen Heimaufenthalt herum, aber es dauerte nicht lange, bis die März Wind davon bekam. Ohne anzuklopfen, stürmte sie in das Büro des neuen Dezernatsleiters.
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich mir das nicht zutrau.«
    »Ich halt Sie für einsame Spitze.«
    »Läuft denn das Kind noch immer frei herum?«
    »Es ist ja noch nicht strafmündig.«
    »Aber es muss doch endlich aus dem Verkehr gezogen werden! Es hat einen Sparkassenangestellten beseitigt, einen Vertreter zum Invaliden gemacht und einen hohen Polizeibeamten in die Luft gesprengt! Und es hat offenbar Gefallen gefunden an diesem Spiel!«
    »Als Leiter des Morddezernats habe ich entschieden, dass wir erst mal gar nichts machen.«
    »Aber das geht doch nicht.«
    »Natürlich geht das. Die wahren Schuldigen kriegen wir sowieso nicht zu fassen. Also machen wir nichts.«
    Dass in der Mordkommission noch viel gearbeitet wurde, seit Kriminalrat Kreuzeder dort der Chef war, kann man nicht gerade behaupten. Es war aber auch nicht nötig, weil kaum noch Morde passierten. Zumindest tauchten keine in der Statistik auf. Das entschied ja schließlich der Dezernatsleiter, ob ein Mord vorlag oder ein Unglücksfall.
    Das Ministerium war über den Rückgang der Gewaltdelikte sehr zufrieden, die Menschen in dieser Gegend fühlten sich sicherer. Das war natürlich auch was wert.

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