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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz
Autoren: Joerg Graser
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der Kandlbauer hingestellt, damit er praktisch sein eigener Nachbar ist. Das war dann schon später.«
    »Das ist schlau. Und Ihr Mann hat sich das bieten lassen?«
    »Was sollt er denn machen? Er hat ja gar nichts dagegen tun können. Jetzt muss ich aber wirklich.«
    »Danke jedenfalls.«
    Nun ließ sich ein Wirtshausbesuch nicht mehr vermeiden. Die Gaststube war bis auf zwei Meter Höhe mit Lärchenholz ausgekleidet. Ein großer grüner Kachelofen versprach, dass es hier auch im Winter gemütlich sein würde. Zwischen den Hirschgeweihen an den Wänden prangten große, gedrechselte Hörner von Nubukrindern und kleine Antilopenspieße, die von der internationalen Reichweite des Wirts kündeten, also dass er auch in Afrika auf die Jagd ging. In Bayern haben die Metzger noch nie sparen müssen.
    Kreuzeder hatte die Bedienung, als sie ihm sein Weißbier und seinen Obstler servierte, gefragt, ob der Kandlbauer zu sprechen sei, und alsbald kam der tatsächlich daher, mit einer blutigen weißen Gummischürze über dem blau gestreiften Kittel. Er war mittelgroß und gedrungen, hatte keinen Hals und die rosige Gesichtsfarbe der Metzgerinnung.
    »Sind Sie das, der mich sprechen wollt?«
    »Schlachten Sie noch selber, Herr Kandlbauer?«
    »Sowieso.«
    »Haben Sie das mitbekommen, dass Ihr Nachbar nicht mehr unter uns weilt?«
    »Ist ja sogar schon in der Zeitung gestanden.«
    »Wie haben Sie sich denn mit ihm vertragen?«
    »Sind Sie von der Polizei?«
    »Kripo Passau.«
    »Überhaupt nicht hab ich mich mit ihm vertragen. Weil er ein blöder Hund war.«
    »Warum?«
    »Sie haben doch sogar mal mit ihm gerauft?«
    »Da weiß ich nichts.«
    »Es hat sogar eine Gerichtsverhandlung gegeben.«
    »Da ist nichts dabei rausgekommen. Um was geht es denn? Glauben Sie, ich hätt mit seinem Tod was zu tun?«
    »Wir prüfen alle Möglichkeiten.«
    »Mich hat der Kerl überhaupt nicht mehr interessiert. Das war eher umgekehrt. Der hat zu mir mal gesagt, das kostet ihn fünfhundert Euro und ich bin nur mehr als Dünger zu gebrauchen.«
    »Fünfhundert? HabenSie da Zeugen?«
    »Zeugen nicht in dem Sinn. Seine Frau war halt dabei. Aber das zählt nicht. Die hätt ihn bestimmt nicht hingehängt.«

38
    Diesmal dauerte es noch länger, bis die Witwe Krobel öffnete. Sie sah ein bisserl zerzaust aus, und ihre Bluse war falsch geknöpft.
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich Besuch hab.«
    »Das macht nichts.«
    »Mir schon. KommenS’ ein andermal wieder.«
    »Ich kann Sie auch verhaften. So ist es nicht.«
    »Sie können gar nichts. HabenS’ einen Haftbefehl?«
    »Den brauch ich erst mal gar nicht. Den kann ich mir immer noch besorgen.«
    Hinter der Witwe tauchte ein in die Jahre gekommenes Bademeistergesicht auf, braun gebrannt, mit einer Allwetterfröhlichkeit gesegnet.
    »Was ist denn los?«
    »Gar nichts. Der Herr ist von der Polizei. Es geht immer noch um den Max.«
    Kreuzeder musterte den gut gelaunten Besucher.
    »Grüß Gott, Herr…«
    »Borghammer.«
    »Sie kennen sich schon länger?«
    »Das ist doch nicht verboten, oder?«
    »Nein, es ist nur interessant.«
    »Wieso? Sind Sie vom Kirchenrat?«
    »Für uns ist es immer wichtig, wem der Herr Krobel im Weg gewesen sein könnt.«
    »Mir jedenfalls nicht. Der war doch sowieso nie daheim.«
    »Aber wenn er da war, hat er seine Frau schlecht behandelt.«
    »Ich würd sagen, er hat sie überhaupt nicht mehr behandelt, oder, Resi?«
    Er garnierte diesen Satz mit seinem Bademeisterlachen. Die Witwe pflichtete ihm bei.
    »Von dem her kann man das schon so sagen. Er hat sich sein Vergnügen im Puff gesucht. Das war allgemein bekannt. Er hat ja sogar in der Bäckerei damit geprahlt.«
    Borghammer grinste schelmisch.
    »Außerdem hab ich sowieso nur in der Mittagspause Zeit, und da war er nie zu Hause.«
    »Wieso nur in der Mittagspause?«
    »Weil ich verheiratet bin, wennS’ es genau wissen wollen. Jetzt muss ich aber gehen. Pfiat de, Resi.«
    Er tätschelte der Krobel den Rücken und machte sich mit federnden Schritten davon. Sie rief ihm hinterher:
    »Geh, bleib doch noch, Norbert. Der Herr Kommissar ist sicher gleich fertig.«
    Der fröhliche Geselle drehte sich noch mal um.
    »Mit der Polizei will ich nichts zu tun haben. Ich bin trinkfest und arbeitsscheu, aber der Kirche treu. Bei mir ist alles in Ordnung. Adios und Servus bis morgen.«
    Sein Lachen war aufgesetzt, und seine Schritte wurden jetzt schneller. Der Kommissar hielt sich an die Witwe.
    »Was ist der denn von Beruf?«
    »Der
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