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Der weiße Bikini

Der weiße Bikini

Titel: Der weiße Bikini
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    D ie Blonde hinter dem
Empfangstisch war hübsch, sexy und unerbittlich — wie ein in anmutiger Weise
behauenes Stück Granit. Sie blickte auf und gewährte mir ein Lächeln vierter Klasse
— von der Sorte, die ausdrückt: Ich sei ihr unbekannt und könne demnach auch
nicht wichtig sein — aber zum Kuckuck, vielleicht war ein Gramm Vorsicht
angebracht für den Fall, daß ich aus Washington kam oder so was.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein ?« Ihre Stimme klang frisch und strahlte Tüchtigkeit aus.
Instinktiv wurde mir bewußt, daß, wenn sie jemals in die Nähe der Couch eines
Besetzungschefs geraten würde, es eine Couch ihrer Wahl sein würde, bei der sie
im voraus dafür gesorgt hatte, daß die Farbe des
Bezugstoffs zu ihrer Frisur paßte.
    »Ich heiße Rick Holman«,
bemerkte ich.
    »Womit kann ich dienen, Mr.
Holman ?«
    Ich bemerkte auf wirklich
gekonnt beiläufige Weise: »Ich habe eine Verabredung mit Mr. Monteigne — Axel
Monteigne .«
    Ihre Augen weiteten sich vor
augenblicklicher Überraschung, dann hörte ich beinahe das Klicken, als sie
ihren Kompressor einschaltete.
    »Selbstverständlich, Mr. Holman !
Einen Augenblick, bitte !«
    Sie machte eine große Show
daraus, wie sie den Hörer abnahm und sich aus der Taille nach vom beugte, so
daß sich ihre fülligen Brüste recht nachdrücklich gegen das seidene Gewebe
ihrer Bluse drängten.
    »Miss Peel ?« gurrte sie in die Muschel. »Mr. Holman ist da .«
    Ich hatte lange genug in
Hollywood gelebt, um die sonderbaren und komplizierten Stammesriten schätzen zu
lernen — jene ausgeklügelte Ordnung damit zusammenhängender Symbole, die den
genauen Status von jedermann in der Filmindustrie festlegten — , aber es war
das erstemal , daß ich dazukam, einen Mann zu sehen,
der auf der obersten Spitze des Totempfahls thronte, und das bedeutete keine
unwesentliche Erfahrung.
    Eine weitere Blonde, noch
einige Grade umwerfender als jene, die hinter dem Empfangstisch saß, geleitete
mich durch ein Labyrinth von Büros zu einem Aufzug. Im zweiten Stock übergab
sie mich einer schwülen Brünetten, die mich durch ein Labyrinth von
Direktionsräumlichkeiten zu einem Privataufzug brachte, auf einen Knopf
drückte, sobald ich drin war, und mich mit einem Abschiedslächeln bedachte, als
sich die Tür schloß.
    Im vierten Stock führte mich
ein freundliches Mädchen mit offenem Gesicht und einfach frisierten braunen
Haaren durch ein Vorzimmer, in dem sich ein halbes Dutzend Stenotypistinnen betätigte , in das Heiligtum von Mr. Monteignes
Chefsekretärin.
    Miss Peel war um Mitte Vierzig
herum und sah wie eine piekfein angezogene Fledermaus aus. Nach dem Blitzen
ihrer durchdringenden Augen zu urteilen, hatte sie einen Intelligenzquotienten
von mindestens 200+, und ihr Freizeitvergnügen an jedem Freitagabend bestand
sicherlich darin, einige Stunden lang Gleichungen mit mehreren Unbekannten zu
subtrahieren.
    »Mr. Holman«, sagte sie mit
kratzender Stimme, »Mr. Monteigne erwartet Sie, aber er möchte, daß ich zuvor
mit Ihnen noch einige Details kläre .«
    »Prächtig !« sagte ich.
    »Da ist die Frage Ihres
Honorars«, fuhr sie mit ruhiger Stimme fort. »Mr. Monteigne hat eine
entschiedene Abneigung für Diskussionen über Verträge, Bedingungen und so
weiter .«
    »Es ist schon immer meine Rede,
daß Geld ein ordinäres Thema ist«, murmelte ich.
    Sie zündete sich eine Zigarette
an — dickes Papier, das lose rabenschwarzen Tabak umhüllte —
, die wie Dantes Inferno stank.
    »Selbstverständlich beschäftigt
Mr. Monteigne nur erstklassige Leute«, sagte sie lebhaft. »Ihr Ruf hinsichtlich
Ihrer Tüchtigkeit und Ihrer Diskretion ist uns bekannt, Mr. Holman. Ihr Auftrag
hat einen absolut vertraulichen Charakter, und Mr. Monteigne erwartet, daß Sie
Ihre ganze Zeit und Energie darauf verwenden — ohne Rücksicht darauf, wie lange
das Ganze dauern wird. Möglicherweise Wochen, vielleicht sogar Monate.«
    »Für diese Art Hingabe erwartet
Mr. Holman von Mr. Monteigne ein ordinär hohes Honorar«, sagte ich.
    »Fünfundzwanzigtausend Dollar«,
fauchte sie. »Entspricht das Ihren Erwartungen ?«
    »Es übertrifft sie sogar«, sagte
ich aufrichtig. »Offenbar beschäftigt Mr. Monteigne — entsprechend seiner
fürstlichen Position — ein Problem von fürstlichen Ausmaßen ?«
    »Sie sind ziemlich vorwitzig,
nicht, Mr. Holman ?« sagte sie trocken. »Infolge meiner
Verbindung mit Mr. Monteigne bin ich normalerweise an Reaktionen gewöhnt, die
sich
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