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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz
Autoren: Joerg Graser
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Ihr gute Polizei.«
    »Nix da. Ich kann da auch nichts tun. Ich bin auch gar nicht zuständig.«
    »Wir tun alles. Aber es ist schwer.«
    »Das Auto ist doch bei einem Vietnamesenmarkt gefunden worden. Was sagen denn die Genossen?«
    »Hat niemand was gehört.«
    »Keinen Schuss?«
    »Kann sein Schalldämpfer.«
    »Sieht alles verdammt nach Profi aus. Ist die Kugel schon untersucht?«
    »Ist von Sturmgewehr.«
    »Marke?«
    »Kalaschnikow.«
    »Kalaschnikows gibt’s viele.«
    » AK -Siebenvierzig.«
    »Auweia. Die UCK hat diese Dinger gehabt. Die Rebellenarmee von den Albanern im Kosovo.«
    »Hab ich gelesen diese Schreiben von Europol. Aber bei uns sind die Albaner in Prag und in Pilsen. Vielleicht noch Cheb.«
    »Bei uns sitzen sie in Frankfurt und Berlin. Aber sie reisen. Wenn sie einen Auftrag kriegen, reisen sie.«
    »Ich schicke Ihnen alles, Untersuchung von Kugel, Untersuchung von Herr Krobel, auch was Vietnamesen sagen…«
    »Das braucht’s gar nicht. Ich bin froh, dass ich da nicht zuständig bin.«
    Endlich wurde das Essen serviert. Beide hatten Rostbraten bestellt. Dazu gab es die guten böhmischen Knödel, die mit ihrem luftigen Teig besonders viel Soße aufsaugen konnten.
    »Fahren Sie Ski?«
    »Selten.«
    »Ich fahre. Aber Tageskarte an Arber kostet siebenundzwanzig Euro. Die Frau möchte auch Lift fahren, noch mal siebenundzwanzig. Der Sohn ist noch klein. Tageskarte Kind einundzwanzig Euro. Dann Essen, auch Trinken, dann Benzin. Sind jedes Mal hundertzwanzig Euro. Fahre ich dreimal Skifahren sind schon dreihundertsechzig Euro weg. Aber ich sage immer: Leben geht weiter.«
    »Was verdienen Sie denn im Monat?«
    »Zwanzigtausend Kronen. Sind achthundertdreißig Euro.«
    »Dafür würd ich auch nicht den Kopf hinhalten.«
    »Ich halte einen Finger hin. Mittlere Finger.«
    »Na zdravi!«
    »Na zdravi!«

33
    Das gute Essen und die geistigen Getränke machten den bayerischen Gast müde. Auf der Heimfahrt schlief er rasch ein. Frau Krobel tupfte ihm erst auf die Schulter, nachdem sie ihren Skoda im Carport geparkt hatte.
    »Herr Kommissar…«
    Sie kriegte ihn zunächst nur halb wach.
    »Lass mir meine Ruh, Gerda.«
    »Ich bin nicht die Gerda.«
    »Was?«
    »Wir sind jetzt wieder in Viechtelberg. Wir waren in Klattau. Ich bin die Frau von dem Mann, der erschossen worden ist.«
    »Ach so. Stimmt. Frau Krobel, gell? Entschuldigen S’schon.«
    »MöchtenS’ noch mit reinkommen? Ich mach Ihnen einen Kaffee.«
    »Danke. Ich muss noch nach Passau.«
    »So können sich sowieso nicht ans Steuer setzen.«
    »Das geht schon.«
    »Wie Sie meinen, Herr Kommissar.«
    »Aber was ich Sie noch fragen wollt… wie sind Sie denn an diesen Mann geraten?«
    »Wieso?«
    »Ich hab ihn ja nicht persönlich gekannt. Aber so wie Sie ihn geschildert haben, wundert mich das schon.«
    »Mich auch.«
    »Ich hab das schon öfters beobachtet, dass eine Frau, die überhaupt nicht dumpf ist und auch gar nicht sonderlich hässlich…«
    »Danke. Sehr nett.«
    »Doch, das mein ich ehrlich. Sogar fesch in gewissem Sinne… das war doch ein Grobian, so ist es doch. Und Ihnen geistig unterlegen, oder vielleicht nicht? Wie kann so was passieren?«
    »Die Frauenbewegung hat die Männer kaputt gemacht. Wenn ein Mann zu mir Tschüssikofski sagt oder »Ich versteh genau, was du meinst«, dann friert’s mich schon. Übrig geblieben sind nur ein paar Deppen.«
    »Sie wünschen sich einen Märchenprinz.«
    »Nein.«
    »Doch. Ein Märchenprinz muss es sein.«
    »Jetzt aber raus aus meinem Auto.«
    Kreuzeder stieg aus, Frau Krobel auch.
    »Für die Fahrt kriegenS’ übrigens eine Erstattung. SchreibenS’ die Kilometer auf und schickenS’ die Abrechnung ans Morddezernat Passau.«
    »Was muss ich als Betreff draufschreiben?«
    »Mordfall Krobel. Identifizierung der Leiche.«
    Sie fing plötzlich an zu weinen.
    »Das tut mir jetzt aber leid. Soll ich einen Notarzt rufen?«
    »Nein, danke. Ich derfang mich schon wieder.«
    Sie schluchzte heftig und drehte sich weg. Er wartete auf der anderen Seite des Autos. Das war oft so, dass die Reaktion erst Stunden später kam. Eine Weile war für die Betroffenen alles unwirklich. Sie fühlten sich wie in einem Film und reagierten mechanisch. Meistens sauste in solchen Fällen der Hammer erst nieder, wenn sie allein waren. Frau Krobel kämpfte. Kreuzeder wartete. Er schwieg, bis er eine dünne Stimme fragen hörte:
    »Wer kann denn so was getan haben?«
    »Da müssen wir die Ermittlungen abwarten. Aber ich hab
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