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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz
Autoren: Joerg Graser
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großes Vertrauen in die tschechischen Kollegen.«

34
    Zweimal war der Holznerhof vergeblich zur Zwangsversteigerung angesetzt worden. Es hatte sich kein Bieter gefunden. Die Mähdrescherattentate schreckten alle ab, solange es hieß: Nichts Gewisses weiß man nicht. Bei der dritten Versteigerung waren die Wertgrenzen gefallen, und diesmal saß außer dem Sparkassenangestellten Fuchs, der als Vertreter des Gläubigers anwesend war, und zwei Rentnern, die fast immer als Zuschauer da waren, dem Vollstreckungsbeamten im Passauer Amtsgericht noch ein vierter Mann gegenüber. Er bot kurz vor dem Ende der Bieterstunde zwanzigtausend Euro. Das war für ein stolzes Anwesen wie den Holznerhof ein lächerlicher Betrag, vor allem, wenn man bedenkt, dass er ihn dafür schuldenfrei bekommen würde. Aber so ist es nun mal bei Zwangsversteigerungen. Wenn der Teufel es will, kann so ziemlich alles passieren.
    Nachdem er ihm den Zuschlag erteilt hatte, fragte ihn der Beamte:
    »Und? Was machenS’ jetzt mit dem Hof? WollenS’ Viecher auch halten?«
    »Nur, was mir schmeckt.«
    Der Herr Fuchs von der Sparkasse machte seinem Ärger Luft und schimpfte:
    »Wenn Sie einmal Geld brauchen, weil Sie keins mehr haben, dann kriegen Sie von uns bestimmt keins, Herr Kommissar.«
    Doch da konnte Kreuzeder nur lächeln.

35
    Kreuzeder hatte gehofft, dass er mit dem Toten im Wald nicht mehr behelligt werden würde. Eine AK -Siebenundvierzig mit Schalldämpfer. Ein Einschussloch. Die Handschrift war eindeutig. Wenn die Albaner im Spiel waren, war höchste Zurückhaltung angebracht. Aus der einstigen Rebellenarmee, die die Serben aus dem Kosovo rausgeschossen hatte, war ein wilder Haufen aus Profikillern und Organhändlern geworden, die mit anderen Mafiatruppen Monopoly um die Herrschaft über die Bordelle, den Frauenhandel und den Rauschgiftmarkt spielten. Ein Monopoly, bei dem die Figuren nicht mit Würfeln, sondern mit Kalaschnikows rausgekegelt wurden. Auch in der Grenzregion waren bereits Sonderermittler aus Den Haag und Brüssel aufgetaucht, die sich die Zähne ausgebissen hatten. Die Zeugen starben weg wie die Fliegen.
    Es war immer das Gleiche. Schon im Mittelalter waren aus Landsknechten Räuberbanden geworden, wenn der Krieg aus war. Nur heute wurden sie von sogenannten Eliteeinheiten zu Heckenschützen und Terrorkommandos ausgebildet. Das waren Strategien der großen Politik, aber was die hinterher machten, danach fragte keiner. Auch mit Al Kaida war es nicht viel anders. Die waren von den Amerikanern aufgepäppelt worden, um die Russen aus Afghanistan rauszuschmeißen. Und dann? Solche Leute entwickeln doch einen Tatendurst. Als kleiner Polizist konnte man eigentlich nur aufpassen, dass man nicht aus Versehen ins Fadenkreuz von einem ihrer Zielfernrohre geriet.
    Offenbar dachten aber die tschechischen Kollegen genauso. Es ist nämlich wieder ein Schreiben der Klattauer Kripo in Passau eingetrudelt, in dem höflichst um Amtshilfe ersucht wurde. Angeblich sei ein Feuerzeug mit Fingerabdrücken des Opfers auf der bayerischen Seite gefunden worden. Diverse Spuren im Waldboden würden zudem darauf hinweisen, dass der Tote zumindest zeitweise in Bayern gelegen hätte. Eine Frechheit.
    Kreuzeder fuhr gar nicht erst nach Klattau, sondern gleich nach Strasruda, wo der Mord passiert war. Er kannte ja den Chef der dortigen Dorfpolizei schon als einen überqualifizierten Staatsdiener und hatte keinen Zweifel daran, dass er der Bruder im Geiste war, der die Leiche loswerden wollte. Obwohl schönes Wetter war, traf er Major Cemcik in seinem Büro an und machte seinem Ärger sofort Luft.
    »Ich werde hier andauernd in einen Fall reingezogen, der mich überhaupt nicht interessiert.«
    Der Major setzte eine bekümmerte Miene auf.
    »Der Tote im Wald?«
    »Ich will mich nicht in eure Angelegenheiten einmischen. Ich will damit nichts zu tun haben.«
    »Möchten Sie einen Schnaps? Becherovka?«
    »Nein, danke.«
    »Zigarre? Zigarette?«
    »Auch nicht. Ich will keinen Streit. Aber der ist doch hier in Strasruda auf einem Parkplatz erschossen worden. Wer hat denn den überhaupt in den Wald geschafft? Glauben Sie vielleicht, ich weiß das nicht?«
    »Angeln Sie?«
    »Für Tschechien hab ich keinen Angelschein.«
    »Wenn Sie mit mir sind, brauchen Sie keinen.«
    Sie fuhren dann tatsächlich an die Kremelna zum Angeln. Der Major fühlte sich in seinem Büro oft nicht wohl. Als früherer Geheimdienstoffizier, der immer noch fleißig Wanzen installierte, hegte er
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