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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz
Autoren: Joerg Graser
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der Fall. Warum habenS’ denn ausgeschaltet?«
    »Weil ich mit Ihnen reden muss. Ich kann das alles nicht auf sich beruhen lassen. Sie verdächtigen ein Kind. Sie haben eine Leiche verschwinden lassen und zuletzt haben Sie, wie ich höre, einen Bauernhof ersteigert.«
    »Das ist doch nicht verboten. Schon Tagore hat gesagt: Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten.«
    »Es war aber der Mähdrescherhof. In meinen Augen ist das eine besonders perfide Vorteilsnahme im Amt. Sie haben die Ermittlungen verschleppt, damit andere Interessenten durch die ungeklärten Mordtaten abgeschreckt werden.«
    »Ich war vom Dienst suspendiert.«
    »Ich bin inzwischen geneigt zu glauben, dass Sie das gezielt provoziert haben. Ihre ganze Sauferei ist letzten Endes eine Tarnung.«
    »Jetzt tun Sie aber dem guten Weißbier unrecht.«
    Er schaltete den Fernseher wieder ein. Der Büttenredner war zur Hochform aufgelaufen und musste bereits selbst über seine Witze lachen.
    »Kommt der Ferdl ins Schlafzimmer mit einem Schaf unterm Arm und sagt zu seiner Frau: Mit dieser Ziege hab ich dich jahrelang betrogen…«
    Die März zog erbost den Stecker aus der Dose.
    »Herr Kommissar Kreuzeder. Wie Sie wissen, habe ich eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Sie angestrengt. Aber wenn Sie aus dem Morddezernat eine Bumskneipe machen, dann sehe ich mich zu anderen Maßnahmen gezwungen. Dann wird es Zeit, ein ordentliches Gericht zu bemühen oder über eine Einweisung in eine Fachklinik nachzudenken.«
    »Haben Sie denn den Büttenredner nicht wiedererkannt?«
    »Wieso?«
    »Er war natürlich ziemlich blass, wie Sie ihn im Wald gesehen haben. Und auch ein bisserl verdeckt durch die vielen Fliegen.«
    »Das ist doch nicht etwa…«
    »Doch. Das war er.«

37
    Wieder lachte Kreuzeder das Wirtshaus an, als er schweren Herzens daran vorbeifuhr und vor dem Haus hielt, das nun der Witwe Krobel allein gehörte. Der Rasen war jetzt nicht mehr so erbärmlich kurz geschnitten, sodass sich bereits ein paar Blümlein zwischen das Grün gewagt hatten. Er musste mehrmals klingeln. Es dauerte, bis sie die Tür öffnete.
    »Grüß Gott, Herr Kommissar.«
    »Grüß Gott, Frau Krobel.«
    »Ich kann Sie leider nicht hereinbitten, weil ich hab Besuch.«
    »Ich schau, dass ich’s kurz mach. Ich hab nur ein paar Fragen. Waren Sie eigentlich auf der Prunksitzung der Viechtelberger Narren? Wo Ihr Mann eine Büttenrede gehalten hat?«
    »Nein.«
    »Aber das Video kennen Sie?
    »Welches Video?«
    »Die Viechtelberger Narren haben ein Video davon gemacht.«
    »Von mir aus.«
    »Ihr Mann hat mehrere Narben auf dem Kopf. Mit wem hat er denn da gerauft?«
    »Ach, das ist ja schon Jahre her.«
    »KönnenS’ sich trotzdem noch erinnern?«
    »Das ist außerdem alles geklärt, weil da hat es eine Gerichtsverhandlung gegeben.«
    »Um was ist es dabei gegangen?«
    »Um Körperverletzung.«
    »Na, dann gibt es bestimmt Gerichtsakten. Ist das in Deggendorf verhandelt worden?«
    »Soviel ich weiß. Aber da brauchenS’ gar nicht nachschauen. Da hat es einen Freispruch gegeben, weil Aussage gegen Aussage gestanden ist.«
    »Ich lass mir mal die Akten schicken.«
    »Das könnenS’ sich sparen. Das war doch alles lächerlich. Der Max hat im Kirchenchor gesungen. HabenS’ das gewusst?«
    »Nein.«
    »Also die haben eine Probe gehabt, im Grünen Baum, der Kirchenchor. Das Fenster ist offen gestanden, sodass man sie auf der Straße singen gehört hat. Dann ist der Kandlbauer vorbeigegangen, sieht den Max, klettert durch das offene Fenster, stürzt sich auf ihn drauf und fängt sofort zu raufen an.«
    »Vor dem Chor?«
    »Vor dem Chor.«
    »Aber Sie haben gesagt, da ist Aussage gegen Aussage gestanden?«
    »Weil sich vor Gericht natürlich niemand an irgendwas hat erinnern können. Alle haben ausgesagt, dass sie nichts gesehen haben.«
    »Ist der Kandlbauer denn so beliebt?«
    »Beliebt und gefürchtet. Er ist ja Metzger. Aber ich muss mich jetzt wirklich um meinen Besuch kümmern.«
    »Ja, natürlich. Aber einen Grund muss er doch gehabt haben, dass er mit Ihrem Mann gerauft hat.«
    »Das war wegen nichts. Genau genommen ist es nur um eine Genehmigung gegangen. Der Kandlbauer wollt ein Wirtshaus bauen und dafür hat er die Zustimmung von den Nachbarn gebraucht. Aber der Max hat gesagt, er braucht kein Wirtshaus neben dem Haus. Das hat den Kandlbauer erbost.«
    »Moment. Da ist doch ein Wirtshaus neben Ihrem Haus…«
    »Ja, aber da ist jetzt ein kleines Häusl dazwischen. Das hat
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