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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz
Autoren: Joerg Graser
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Norbert ist im Fremdenverkehrsamt. Aber jetzt habenS’ ihn mir verjagt.«
    »Dann könnenS’ mich ja reinlassen.«
    »Ungern.«
    Sie stellte sich so in die Tür, dass kein Zweifel aufkommen konnte.
    »Ich hab mich ein bisserl mit Ihrem Nachbarn unterhalten.«
    »Ah, ja?«
    »Ihr Mann hat das nie verwunden, dass der Kandlbauer am Ende doch sein Wirtshaus gebaut hat.«
    »Der Max war ein Streithansl.«
    »Allerdings. Außerdem war er dauernd drüben bei die Tschechen. Und da hat er bald spitzgekriegt, dass es dort ganz billige Auftragsmörder gibt.«
    »MeinenS’?«
    »Das haben Sie doch gewusst.«
    »Ich?«
    »Sie waren doch dabei, wie er dem Kandlbauer verkündet hat, dass es ihn nur fünfhundert Euro kostet, wenn er ihn verräumen lässt.«
    »Da kann ich mich gar nicht mehr erinnern.«
    »Das hab ich mir gedacht.«
    »Aber das kann gut sein. Der Max war immer schon ein Schnäppchenjäger.«
    »Frau Krobel, Sie sind Ihrem Exmann an Intelligenz überlegen. Offensichtlich haben Sie es eine Weile genossen, einen solch rabiaten Gesellen an Ihrer Seite zu haben. Aber irgendwann war er Ihnen dann doch lästig.«
    »Zuletzt hat er mich doch in Ruh gelassen.«
    »Da ist schon alles auf eine Scheidung zugelaufen. Und Sie haben sich das doch leicht ausrechnen können: Wenn er den Kandlbauer so billig verräumen kann, dann wird er bei einer Scheidung auch den sparsamsten Weg suchen. Als Schnäppchenjäger.«
    Frau Krobel schwieg.
    »Dann wären Sie die Nächste gewesen. Und deshalb sind Sie ihm zuvorgekommen.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Ihr Mann war solch ein Prahlhans, den haben Sie leicht aushorchen können. Dann haben Sie einfach den Umschlag aufgemacht, wahrscheinlich über einem Dampfkochtopf, und haben das Foto vom Kandlbauer mit einem Foto von Ihrem Mann vertauscht, nebst den Daten. Auf diese Weise hat Ihr Mann seine eigene Ermordung in Auftrag gegeben. Und auch noch selber bezahlt.«
    »Das haben Sie sich fein ausgedacht.«
    »Sie haben sich das fein ausgedacht.«
    »Angenommen, Sie hätten recht? Wie wollen Sie so was denn beweisen?«
    »WartenS’ nur ab.«
    »Wenn S’ auf ein Geständnis hoffen… da müssten S’ mich schon foltern. Und das gilt dann nicht.«
    »Ihr Gewissen wird Sie quälen.«
    »Mein Mann hat mich auch gequält, Herr Kommissar.«
    »Wir schauen Ihnen auf die Finger.«
    »Ich bin keine Schnäppchenjägerin, falls Sie das meinen. Das ist nicht meine Welt.«
    »Irgendwann machen Sie einen Fehler. Sie begegnen einem Mann, dem Sie vertrauen, und dann verplaudern Sie sich.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Wenn Sie jetzt reinen Tisch machen, kriegen Sie mildernde Umstände.«
    »Kein Interesse, Herr Kommissar. Ich hab nichts zu sagen. Nichts.«

39
    Für die Anhörung im Innenministerium hat sich Kreuzeder rasiert und mit Anzug und Schlips ausgerüstet. Dass diese Kleidungsstücke verknittert waren, gab ihm bei wohlwollender Betrachtung den Anstrich eines sparsamen Beamten. Er fuhr sogar mit der Eisenbahn.
    Der Ministerialrat empfing ihn mit einem Lächeln, für das sich ein Hai entschuldigt hätte.
    »Mein Lieber, ich muss Sie leider mit einer Angelegenheit behelligen, die mir selber, wie Sie sich sicher denken können, sehr unangenehm ist. Mit der Beschwerdeführerin, Frau Doktor März, hab ich bereits gesprochen.«
    »Die jungen Dinger sind eben übereifrig. Sie legen an einen einfachen Kriminalkommissar Maßstäbe an, denen nicht mal unser Bundespräsident genügen könnte.«
    »Durchaus. Sie sind aber auch mal in dem Ruf gestanden, übereifrig zu sein.«
    »Ich hab mich gebessert.«
    »NehmenS’ doch Platz.«
    »Danke.«
    Die beiden Herren setzten sich. Dr. Kopf schob die Akte, die auf seinem Schreibtisch lag, zur Seite.
    »Den Minister interessieren letzten Endes keine Formalien. Ob jemand pünktlich ist, das ist ihm herzlich wurscht. Das Ergebnis muss stimmen.«
    »Ganz meine Meinung.«
    »Die Oberbayern haben schon wieder gepunktet. München hat jetzt schon wieder eine höhere Aufklärungsrate.«
    »Die Münchner tricksen. Sie haben einfach die Schwarzfahrer in die Kriminalitätsstatistik aufgenommen. Bei den Schwarzfahrern ist jede Anzeige gleichbedeutend mit der Aufklärung. Dadurch haben die in diesem Bereich hundert Prozent, und das haut die Aufklärungsquote kolossal nach oben. Die Dunkelziffer kennt natürlich niemand, weil die statistisch nicht erfassbar ist.«
    »Und warum machen wir das nicht?«
    »Wir haben keine U-Bahn. Wir könnten aber bei anderen
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