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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz
Autoren: Joerg Graser
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den dringenden Verdacht, dass er selber auch abgehört wurde. Sein Handy ließ er vorsichtshalber auf dem Schreibtisch zurück.
    Die Sonne hatte viele Angelfreunde am Sinn einer stumpfsinnigen Arbeit im Büro oder in der Fabrik zweifeln lassen. Die beiden mussten noch ein ganzes Stück am Ufer entlangwandern, bis sie ungestört waren. Cemcik hatte mehrere Angelruten und eine große Auswahl an Blinkern dabei, aber Kreuzeder fehlte die innere Ruhe.
    »Ich will mit solchen Sachen nichts zu tun haben. Das war doch ein Auftragsmord von den Albanern. Ihr könnt euch euer Amtshilfeersuchen sonst wohin schmieren.«
    »Was sollen wir denn machen? Die haben Trainingvon Delta Force. Wir haben keine Training von Delta Force. Das sind Killermaschinen. Und was sind wir?«
    »Ich kann da erst recht nichts machen. Soll ich jetzt irgendwelche Albaner in Pilsen verhören, oder was? Was sprechen die überhaupt, außer Albanisch?«
    »Serbisch.«
    »Ich kann kein Serbisch. Außerdem reden die doch sowieso nicht. Die sind jahrelang im Gebüsch gelegen und haben rumgeballert. Die haben einen Adrenalinspiegel wie Kampfhunde.«
    »Die Kollegen aus Prag haben fünfzig Leichen aus dem Orliksee gefischt. Zum Glück fast alles Russen. Solang sie auf Russen schießen, kein Problem. Aber es waren auch andere, acht oder zehn. Davon zwei Polizisten. Die Preise sind schlecht.
    Tausend Euro, aber wenn sie nicht kriegen, auch für fünfhundert. Ich werd in drei Jahren pensioniert. Kollege Wacek hat Familie. Was sollen wir machen?«
    »Was soll ich machen? Sie kennen doch die Berichte von Europol. Diese Kerle treten nie in Erscheinung. Die holen sich irgendwo einen Umschlag ab, mit dem Foto und der Adresse der Zielscheibe, samt Geld. Die arbeiten wie ein Geheimdienst, Herr Major.«
    »Wir vermuten Kontaktstelle ist Nachtklub in Pilsen. Kann auch sein Cheb. Kunden im Bordell sind meiste Deutsche. Tschechischer Mensch würde auffallen.«
    »Ich fahr da nirgends hin.«
    Der Major fing einen Saibling und schlug vor, ihn zu grillen. Was zur Verdauung nötig war, hatte er aus seinem Büro mitgenommen, auch die Gläser. Aber Kreuzeder wollte noch in den Gentlemen Club. Dort war zwar nachmittags nichts los. Zwei müde Frauen lungerten in den Sesseln rum und sahen nicht mal auf, als er sich auf einen Barhocker klemmte. Aber das Vorstrafenregister des Barkeepers hatte ihn hoffnungsfroh gestimmt, dass der sich in der Geschäftswelt des Grenzlands auskennen würde. Das Gefängnis war schon immer die Informationsbörse der Halbwelt, in der wichtige Kontakte geknüpft wurden. Der Kamerad aus Krems war auf Draht. Er erinnerte sich sofort an ihn und stellte ihm gleich unaufgefordert einen Whisky hin.
    »Der geht aufs Haus.«
    »Danke. Wie läuft’s Geschäft?«
    »Schlecht. SchaunS’ sich doch um. Die schönen Frauen gehen alle nach München, Wien oder Amsterdam, und uns bleibt hier der Schrott.«
    »Also die da sitzen, sehen doch ganz passabel aus.«
    »Weil’s dunkel ist. Ich hab die Birnen auswechseln müssen. Jetzt hab ich lauter Energiesparlampen. Alles nach Vorschrift. Das Gesetz ist mir heilig.«
    »Natürlich.«
    Kreuzeder legte ein Bild von Krobel auf die Theke.
    »Kennen Sie den hier?«
    »Der ist sogar in der Zeitung gewesen. Aber die haben ein besseres Foto gehabt.«
    »War der schon mal hier drin?«
    »Kann sein, kann auch nicht sein. Spielt das denn eine Rolle?«
    »Vielleicht.«
    »Also falls er mal hier war, hat er sich nicht danebenbenommen. Sonst würd ich mich an ihn erinnern. Sie hab ich sofort wiedererkannt.«
    »Wir haben in Bayern ein Gesetz, wonach Freier, die es mit Zwangsprostituierten treiben, bestraft werden können.«
    »Ich kenn keine Zwangsprostituierten. Was soll das sein? Hier arbeiten nur Frauen, die ihrer natürlichen Bestimmung folgen.«
    »Ich könnte eine Befragung starten. Ich könnte mir alle ihre Gäste vorknöpfen. Heute, morgen, übermorgen.«
    »Wir sind hier in Tschechien.«
    »Ich hab ein Amtshilfeersuchen in der Tasche. Damit kann ich mich hier festsetzen, bis niemand mehr Ihre Energiesparlampen bewundert.«
    »Was wollen Sie überhaupt von mir?«
    »Ich will wissen, wem der Krobel in Strasruda in die Quere gekommen ist.«
    »Fragen Sie doch unsere Polizei. Die wissen immer alles.«
    »Die haben aber Angst.«
    »Wer hat das nicht?«
    »Sie zum Beispiel. Sie sind kein Beamter und Sie leben auch nicht von achthundertdreißig Euro im Monat wie Ihre Freunde im Revier.«
    »Achthundertdreißig? Sagen wir mal, das ist das
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