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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz
Autoren: Joerg Graser
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Kontrolldelikten noch was machen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Seit die Tschechen das Haschisch legalisiert haben, ist auch bei uns einiges los. Je mehr wir kontrollieren, umso mehr erwischen wir. Die Aufklärungsquote steigt. Ich gebe aber zu bedenken, dass damit auch die Kriminalitätsrate steigt.«
    »Natürlich.«
    »Je weniger wir kontrollieren, desto weniger Delikte haben wir. Es kommt drauf an, was Ihnen lieber ist.«
    »Die Leut sollen sich sicher fühlen. Darauf kommt es an. Der Minister hat erst neulich zu mir gesagt, unsere Leut sind brav und unsere Polizei ist tüchtig.
    Niederbayern hat eine niedrigere Kriminalitätsrate wie der Vatikan. So soll es bleiben.«
    »An mir soll’s nicht liegen.«
    »Dann gehenS’ jetzt mit mir mit. Es ist eh schon Mittag, und ich weiß ein Wirtshaus, da gibt es den besten Schweinsbraten von Landshut.«

40
    Auch der Dezernatsleiter Becker wurde im Zuge der Dienstaufsichtsbeschwerde gegen seinen Untergebenen zu einer Anhörung nach Landshut gebeten, nachdem er seinen Kuraufenthalt in Bad Reichenhall beendet hatte. Dabei muss auch der immer noch nicht endgültig geklärte Mähdreschermord zur Sprache gekommen sein. Jedenfalls fühlte sich Becker nach diesem Gespräch mit dem Ministerialrat dazu ermuntert, sich nun höchstpersönlich um diese Angelegenheit zu kümmern.
    Er fuhr mit dem wiedergenesenen Kollegen Klotz zum Tatort, um sich die bislang auffallend schweigsame Bäuerin vorzuknöpfen. Sie trafen sie in der Küche an, beim Putzen. Später gab sie zu Protokoll, dass sie den Hof, der ja nun versteigert worden war, in einem ordentlichen Zustand hinterlassen wollte. Aber als sie die beiden Männer sah, hätte sie die Wut gepackt. Dabei war Becker zunächst nicht unhöflich gewesen.
    »Grüß Gott, Frau Holzner. Wir sind von der Kripo.«
    »Raus!«
    »Wir haben bloß ein paar Fragen.«
    »Raus, sag ich!«
    Becker zückte seinen Dienstausweis.
    »Hier, schaunS ’ . Entweder, Sie bequemen sich jetzt zu einem vernünftigen Ton, oder wir nehmen S’ mit aufs Revier. Das können wir nämlich.«
    »Hauts bloß ab, ihr Strauchdiebe! Bevor ich hier rausgeh, brenn ich alles nieder, das sag ich euch gleich!«
    Sie rannte an den beiden vorbei nach draußen, lief quer über den Hof und hinaus aufs offene Feld. Becker hielt Klotz, der die Verfolgung aufnehmen wollte, zurück.
    »LassenS’, bleibenS’ da. Das sollen die Kollegen von der Streife machen.«
    Er kramte sein Handy heraus und telefonierte.
    »Hier Becker, Mordkommission Passau. Geh, schickenS’ einen Streifenwagen nach Rechenbrunn, in die Kressenau. Zum Holznerhof. Die Bäuerin hat angekündigt, den Hof abzufackeln, und ist jetzt flüchtig… Ja, genau, zu Fuß, weit kann sie nicht sein.Verhaften und zu uns nach Passau… Ja, genau.«
    In der Luke oberhalb des Scheunendachs tauchte ein Kindergesicht auf.
    »Was wollt ihr Banditen von Miss Moneypenny?«
    Becker sah nach oben.
    »Wer bist denn du?«
    »Mein Name ist Bond. James Bond.«
    Klotz gab später zu Protokoll, dass er eine Flasche durch die Luft fliegen sah und so, wie er es bei seinem Afghanistanaufenthalt gelernt hatte, weghechtete. Das hat ihm das Leben gerettet. Becker war nicht in Afghanistan gewesen.
    Es ist nie geklärt worden, woher der Bub die Kenntnisse zur Herstellung eines Molotowcocktails hatte. Er behauptete, dass dies zur Grundausbildung eines Agenten gehört. Klotz vermutete, dass er sich die Bauanleitung aus dem Internet gefischt hatte.
    Als Nachfolger Beckers wurde Kreuzeder berufen, der auch gleich zum Kriminalrat befördert wurde. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es, bei der Staatsanwaltschaft die Freilassung Holzners zu erwirken. Dessen seinerzeit im Verhör geäußerte umstürzlerische Drohungen seien in einer affektiven Ausnahmesituation ausgestoßen worden und im Grunde eine Art Stammtischgeschwätz gewesen. Außerdem sei er ja zu Unrecht eingesperrt worden und war deshalb außer sich.
    Kreuzeder holte Holzner sogar persönlich ab, als der aus dem Gefängnis kam.
    »Grüß Gott, Herr Holzner.«
    »Zu Ihnen steig ich nicht ins Auto.«
    »WollenS’ lieber nach Haus laufen?«
    »Haben Sie nach Haus gesagt? Ausgerechnet Sie?«
    »Herr Holzner, von mir aus könnenS’ ruhig am Hof bleiben und weiterwurschteln.«
    »WollenS’ ihn mir verpachten, oder was? Den Holznerhof?«
    »Warum nicht?«
    »Soll des ein Witz sein? Die Landwirtschaft lohnt sich doch nimmer. Das hat schon ohne Pacht nicht hinghaut.«
    »Sie können ja was dazuverdienen. Ich
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