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0403 - Nachts, als die Mörder kamen

0403 - Nachts, als die Mörder kamen

Titel: 0403 - Nachts, als die Mörder kamen
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Kalter Schneeregen peitschte uns entgegen, und der Sturm ließ die Straßenlampen schwanken.
    Hinter uns schlug die Tür mit einem schweren Knall zu.
    Es war Karneval und Harlem war nicht weit. Die Straßen waren übersät mit buntem Konfetti und Luftschlangen. Hinter uns, in den Sälen des Pentham-Hauses, tobte noch immer das Leben. Es war das große Fest der City Police, und es war eine Menge Leute gekommen.
    Wir waren zu dritt.
    Captain Forley Lister vom 32. Polizeirevier, mein Fr.eund Phil Decker und ich.
    Plötzlich stand ein Mann vor uns in der Dunkelheit.
    »Seid ihr von der Polizei?«, fragte er. Seine Stimme klang heiser und schwerfällig.
    »Ja«, sagte Forley Lister, »um was geht es?«
    »Es geht darum, dass ich gern mit einem höheren Tier sprechen möchte!«
    »Wollen Sie eine Anzeige machen?«
    »So kann man es nennen, ich will die Burschen aufs Kreuz legen!«
    »Welche Burschen?«, fragte ich jetzt. Wir konnten das Gesicht des Mannes nicht sehen. Er schien nicht mehr ganz jung zu sein.
    »Am liebsten wäre mir ein Captain oder ein G-man!«, sagte er langsam und lauernd.
    Jetzt sahen wir zum ersten Mal sein Gesicht. Er war alt und verbraucht und wäre unscheinbar gewesen, wenn seine Augen nicht so stechend geflackert hätten.
    »Wollen Sie mit aufs Revier kommen?«, fragte Lister.
    »Kommt nicht infrage! Hier oder überhaupt nicht!« Er trat einen Schritt zurück und war beinahe im regenähnlichen Schneegestöber verschwunden.
    »Okay, also hier. Sie wollen jemanden aufs Kreuz legen, haben Sie gesagt?«, fragte ich.
    Er antwortete uns nicht.
    »Die haben Sie wohl ausgebootet?«, fragte ich weiter.
    »Ja! Plötzlich hatten sie es mit den Paragrafen!«, knurrte er. »Sagt mal, vielleicht können wir doch ein Geschäft machen? Ihr wisst doch noch gar nicht, um was es geht. Ich gebe euch ein Taxi-Rackett! Fix und fertig verpackt! Ich bin der Einzige…« Er brach ab.
    »Weiter, erzählen Sie weiter; wenn alles stimmt, werden wir uns für Sie einsetzen!«, drängte Phil.
    »Okay! Denen werde ich’s geben!«
    Der Schneeregen klatschte jetzt in Sturzbächen herunter. Irgendwo klappte ein Fenster.
    Der schwere Wagen machte kein Geräusch. Er war plötzlich da. Ohne, dass wir auch nur ein Brummen gehört hatten, tauchte er aus der Dunkelheit auf und bremste weich neben dem Randstein.
    Ein Fenster wurde heruntergekurbelt. Unser Mann wirbelte herum.
    »Hallo, Darling! Du wirst ja ganz nass, möchtest du nicht mitfahren?«, fragte eine dunkle Frauenstimme.
    »Hallo, du bist es«, sagte unser Mann. Er lachte erfreut.
    »Warten Sie doch!«, sagte ich und lief auf das Auto zu.
    Der Mann war schon dort, riss die Tür auf und setzte sich auf den Beifahrersitz. Der Motor heulte auf, und der Wagen verschwand.
    Das alles war in Sekundenbruchteilen vor sich gegangen. Das Gesicht der Frau hatte ich nicht erkennen können.
    »Der ist weg!«, stellte Forley Lister fest.
    »Komm, setzen wir uns wenigstens in den Wagen«, schlug Phil vor. Er lief voraus zu meinem Jaguar, der am Bordstein stand.
    »Ich glaube, dass er es ernst meinte«, sagte ich, als wir uns alle in die Karre gequetscht und uns Zigaretten angesteckt hatten.
    ***
    Es waren nur Gerüchte, denn wenn es mehr gewesen wäre, hätten wir etwas unternehmen können. Aber es waren hartnäckige und langlebige Gerüchte. Es wurde davon gesprochen, dass es irgendwo in der City eine Gang gäbe, die Taxifahrer erpresste. Und zwar diejenigen, die zu keiner der großen Gesellschaften der Innenstadt gehörten und die auch keine festen Standplätze hatten. Es gibt in New York etwa 12 000 Cabs, und nur etwa zwei Drittel der Fahrer sind organisiert. Die anderen müssen sich jeden Tag aufs Neue die besten Plätze erkämpfen. Es ist ein harter Job, in dem nur harte Boys gut verdienen können.
    Angeblich gab es also eine Gang, die täglich Standplätze »verkaufte«. Was wir bisher darüber gehört hatten, klang fantastisch und unglaubwürdig. Die Gang bestand angeblich nur aus wenigen Mitgliedern, die aber vor nichts zurückschreckten. Den Boss hatte noch niemand gesehen.
    »Er hat etwas über Paragrafen gesagt«, sagte Phil. »Vielleicht ist an der Story tatsächlich etwas dran. Ich glaube, eine Gang kann nur zum Zuge kommen, wenn die Mitglieder sich nicht von den Opfern unterscheiden. Die Gangster müssen als Taxifahrer auftreten.«
    »Sie haben sich also schon mit diesen Sachen beschäftigt?«, fragte Lister interessiert. »Wo sollte diese Bande sitzen?«
    »Süd-Bronx!«, sagte
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