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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz
Autoren: Joerg Graser
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Über die Grenze nach Tschechien.«
    »Wie lang sind Sie denn schon bei der Polizei?«
    »Seit vier Jahren.«
    »Und was haben Sie vorher gemacht?«
    »Meine Doktorarbeit.«
    »Worüber?«
    »Über das Ich in der asiatischen Geistestradition.«
    »Das sagt mir nichts.«
    »In unserer Weltsicht ist das Ich fundamental. Cogito ergo sum. Für die Asiaten ist es Illusion.«
    »Ich kann nicht erkennen, wieso Sie das zu einer Tätigkeit im Polizeilichen Sozialen Dienst qualifiziert.«
    »Ich habe ein Einserdiplom in klinischer Psychologie und war in den fünf Jahren, während ich meine Doktorarbeit geschrieben habe, in der Suchtberatung tätig.«
    »In der Suchtberatung?«
    »Ich weiß gar nicht, wieso ich mich hier verteidigen muss. Hier geht es doch nicht um mich! Ich habe eine Dienstaufsichtsbeschwerde über Kommissar Kreuzeder eingereicht, und überhaupt müssten die Unterlagen, die wir Ihnen zugänglich gemacht haben, doch genügen, um diesen Menschen aus dem Polizeidienst zu entfernen. Das müsste Sie doch alarmieren!«
    »Jetzt regen Sie sich mal nicht so auf. Das sind in der Tat schwerwiegende Vorwürfe, die Sie da erheben, und wir befassen uns auch damit, wie Sie sehen. Wieso haben Sie sich denn so ausgiebig mit diesem Herrn beschäftigt?«
    »Die Akte hat sein Vorgesetzter angefertigt, Kriminaloberrat Becker. Er hat Kreuzeder als gemeingefährlich eingestuft und mich beauftragt, ihn auf seine Diensttauglichkeit zu untersuchen.«
    »Von einer außer Landes geschafften Leiche steht hier aber gar nichts drin.«
    »Natürlich nicht. Das ist erst vor Kurzem passiert. Aber ich war dabei und hab es selber gesehen.«
    »Wieso waren Sie da dabei?«
    »Ich hab ihn chauffiert, weil er nicht fahrtüchtig war.«
    »Haben Sie den Vorgang irgendwie dokumentiert?«
    »Wie denn? Er hatte ja mein Handy. Außerdem war ich sowieso durch den Wind. Vor dem Toten hat es mir gegraust. Der Förster hat dauernd geflucht. Der Hund hat gebellt. Überall waren diese Baumriesen. Und dann noch diese Fliegen! Die haben uns die ganze Zeit belästigt, eine irrsinnige Menge Fliegen!«
    Dr. Kopf hob beschwichtigend die Hände.
    »Beruhigen Sie sich bitte.«
    »Sie glauben mir nicht.«
    »Ich glaube Ihnen alles. Aber wenn Sie keinerlei Beweismaterial vorweisen können…«
    »Sie schauen mich an, wie wenn Sie mich für verrückt halten. Ich kenne diesen Blick.«
    »Keineswegs, aber lassen Sie uns bitte über die Vorgänge sprechen, für die es eine Aktenlage gibt. Kriminaloberrat Becker hat hier eine Menge Fehlzeiten und durchaus erschreckende Disziplinlosigkeiten aufgeführt. Ich werde vielleicht nicht umhinkönnen, eine Rüge auszusprechen.«
    »Eine Rüge?«
    »Natürlich muss ich Kommissar Kreuzeder vorher Gelegenheit geben, seine Sicht der Dinge darzustellen.«
    »Aber der Mann ist doch jenseits von Gut und Böse.«
    »Wir werden das prüfen. Was mich mehr beunruhigt, ist diese Mähdreschergeschichte. Das ist doch ziemlich durch die Presse gegangen. Die Leute im Landkreis sind beunruhigt. Wer kümmert sich denn momentan um diesen Fall?«
    »Ich weiß nicht. Becker ist in Bad Reichenhall. Klotz ist krank, und Kreuzeder war bis vor Kurzem suspendiert. Er verdächtigt ein Kind.«
    »Wie alt ist das Kind?«
    »Zehn. Ein Bub.«
    »Und gibt es da irgendwelche Beweise oder wenigstens Indizien?«
    »Ich fürchte, nein. Aber das Kind ist sowieso strafunmündig. Soweit ich weiß, hat Klotz es inzwischen auch verhört. Oder besser gesagt, befragt. Es ist aber wohl nichts dabei herausgekommen. Ich hab selber erlebt, wie der Bub sich als Käptn Kirk bezeichnet hat. Also man kann das, was er sagt, sowieso nicht für bare Münze nehmen. Es ist eben ein Kind mit einer beträchtlichen Fantasie.«
    »Wie ich sehe, sind Sie sehr in die konkrete Ermittlungstätigkeit involviert.«
    »Das bringt die Betreuung von Polizisten, die in der Krise sind, so mit sich.«
    »Aber letzten Endes müssen wir uns doch alle auf unsere eigentliche Aufgabe besinnen, nicht wahr?«
    Er stand auf und streckte freundlich lächelnd seine Hand aus.
    »Ich danke Ihnen für Ihren Einsatz, Frau Doktor.«
    Sie lief rot an, erhob sich ebenfalls, schüttelte die Hand und sagte ganz automatisch:
    »Ich danke Ihnen.«
    Auf der Heimfahrt wurde sie das Gefühl nicht los, in Landshut nicht besonders ernst genommen und am Ende gar hinauskomplimentiert worden zu sein. Aber sie war sich wie immer nicht sicher.

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    So einfach, wie er es sich erhofft hatte, wurde Kreuzeder die Leiche aus dem
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