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Weil du mich erloest

Weil du mich erloest

Titel: Weil du mich erloest
Autoren: Beth Kery
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Vernunft natürlich sagte, dass sie gar nichts dafürkonnten. Ganz viele haben darüber geschrieben, wie es für sie war, als ihnen klar wurde – als sie es wirklich begriffen hatten –, was es für ihre Mütter bedeutet hatte, sie auf die Welt zu bringen … sie großzuziehen … das Kind des Mannes, der sie vergewaltigt hatte.«
    Ihre glänzenden Augen waren wie dunkle Spiegel.
    »Es ist schwer zu erklären«, murmelte er einen Augenblick später. »Manchmal habe ich gedacht, Lucien würde es verstehen, aber jetzt weiß ich, dass er …«
    Er sprach nicht weiter. Zumindest Lucien war jetzt aufgehoben in dem Wissen, dass er nicht das Ergebnis verdorbener, rücksichtsloser Gewalt war. Ja, das, was Gaines Luciens Mutter angetan hatte, war krank und unverzeihlich, aber das hier war … anders. Ian wusste, dass die meisten Menschen das Kind einer Vergewaltigung für ein Monster hielten, eine boshafte Erinnerung für die Mutter an das, was sie durchgemacht hatte.
    Francesca nickte, als hätte sie verstanden, dabei hatte er seinen Gedanken nicht einmal beendet.
    »Und deine Mutter konnte die Sache nicht so verarbeiten, wie es andere Frauen möglicherweise können.« Ian schloss die Augen und zwang sich, tief Luft zu holen, denn Francesca hatte gerade eine fürchterliche Wahrheit für ihn in Worte gefasst. Seine Mutter hatte sogar eine noch geringere Chance gehabt, psychologisch mit der Vergewaltigung umzugehen und wieder gesund zu werden. In den schlimmsten Momenten ihrer Psychose konnte sie den aktuellen Tag nicht von ihrer grausamen Erinnerung unterscheiden. Sie konnte nicht anders.
    Manchmal waren Ian und Gaines für sie ein und dieselbe Person.
    Er spürte Francescas Hand auf seinem Arm, und er widerstand dem Drang zurückzuweichen. Ihre Berührung war kaum auszuhalten, so süß war sie.
    »In den Momenten, Ian, in denen deine Mutter sie selbst war«, fuhr Francesca in einer leisen, aber von Emotionen erfüllten Stimme fort, »wenn sie nicht von ihrer Krankheit beherrscht wurde, hat sie dich geliebt . Sehr sogar. Du hast mir so oft davon erzählt, wie sie dich geliebt und gelobt hat. › Sie war die liebste, netteste, am meisten liebende Mutter der Welt. ‹ Das hast du mir gesagt. So war sie. So bist du , der Mensch, der ihre Liebe verdient hat.« Ihr Griff auf seinem Arm verstärkte sich. »Der Mann, der mich verdient hat.«
    Er sog Luft ein und zwang die unsichtbaren Klammern um seine Lunge, sich zu öffnen.
    »Ich muss gehen«, sagte er.
    »Dann lass mich mitkommen.«
    »Ich kann nicht. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dich mitzunehmen, dich dorthin mitzunehmen. Bitte versteh das, Francesca«, sagte er angespannt.
    Sie ließ die Hand sinken und trat einen Schritt zurück. Ihre plötzlich fehlende Berührung ließ ihn die Zähne aufeinanderbeißen. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich der Ausdruck einer Niederlage ab.
    »Es wird dir nicht helfen, Ian. Davon bin ich überzeugt. Doch auch wenn ich nicht mit dem einverstanden bin, was du tust, kann ich dich verstehen. Anne und James verstehen dich auch. Wirst du dich dieses Mal aber wenigstens bei uns melden?«
    »Ja. Das habe ich auch Großvater schon versprochen. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich möchte, dass du hier in Belford Hall bleibst«, sagte er und erwiderte endlich ihren Blick.
    Ihre Augenbrauen hoben sich.
    »Ich kann aber nicht versprechen, wie lange ich bleiben werde.«
    »Ich weiß«, gab er zu. »Ich kann dich auch nicht bitten, dein Leben für unbestimmte Zeit meinetwegen anzuhalten. Aber es würde mich jetzt beruhigen zu wissen, dass du noch mindestens die nächste Woche bei meinen Großeltern bleibst.«
    Sie zögerte, ihre rosigen Lippen zitterten.
    »In Ordnung«, sagte sie schließlich.
    Er nickte kurz in der Hoffnung, sie würde seine Dankbarkeit erkennen. Dann war ihm plötzlich klar, dass es nichts mehr zu sagen gab, er drehte sich um, um seine Koffer zu holen. An ihr vorbei ging er zur Tür.
    »Ian.«
    Er konnte nicht anders, er musste sich zu ihr umdrehen und seine bröckelnde Stärke noch einmal testen.
    »Finde deinen Weg zurück zu mir«, flüsterte sie leidenschaftlich.
    Er wandte sich ab und tastete blind nach dem Türknauf, für einen Moment unfähig zu atmen.
    Dieses E-Book ist nach »Weil du mich berührst« der dritte Teil von »Hot Temptation« , der heißen Fortsetzung von »Temptation« . Lassen Sie sich verführen von einer Welt voller Erotik, Leidenschaft – und Liebe. Wie es weitergeht, erfahren Sie in »Weil du mich
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