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Weil du mich erloest

Weil du mich erloest

Titel: Weil du mich erloest
Autoren: Beth Kery
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im Flur stehen, mit erschreckter Miene. Er schauderte. Die Hälfte ihres Gesichts war hell vom Sonnenlicht beschienen, die andere Hälfte lag im Dunkel des Schattens der großen Treppe.
    »Lucien? Das Auto ist da.« Sie blickte nur auf Ian. Sie trat einen Schritt auf ihn zu. » Ian ? Geht es dir gut? Was ist los?«
    Er antwortete nicht. Zu schnell hatten sich zu viele Emotionen in ihm aufgestaut. Er ging vor den beiden in die Eingangshalle zurück und lief die Treppe hinauf, zwei Stufen auf einmal nehmend. Er hatte sich bereits von Elise verabschiedet und konnte sich nicht dazu durchringen, jetzt noch Smalltalk zu machen. Er gab sich alle Mühe, Francescas fragenden, besorgten Blick in seinem Rücken zu ignorieren.
    Eigentlich war es zu kalt, um Motorrad zu fahren, trotzdem zog Ian sich um. Der Wintertag war sonnig und für die Jahreszeit mild, das Thermometer zeigte zwei Grad Celsius an. Als er mehr als ein halbes Dutzend Journalisten vor dem gesicherten Haupteingang warten sah, fluchte er still vor sich hin und überlegte umzukehren. Sein Großvater hatte ihm erzählt, dass mehrere Redaktionen seine Sekretärin an diesem Morgen wegen des Schusses in Belford Hall am Tag zuvor angerufen und um ein Interview oder Stellungnahmen gebeten hatten. James hatte alle Interviewanfragen abgelehnt, dafür hatten er und Ian eine kurze Erklärung veröffentlicht, in der festgehalten wurde, dass alle Besucher der Pressekonferenz unverletzt und die gesamte Familie wohlauf seien und darauf verwiesen wurde, dass die Polizei von Stratham zu allen weiteren Details des Verbrechens Stellung nehmen werde. Der Einbruch und der Schuss wurden sensationslüstern von der Presse aufgegriffen, vor allem weil ein Earl, dessen Titel-Erbe und Ian selbst, der gerade seinen Wiedereinstieg ins Wirtschaftsleben verkündet hatte, davon berührt waren. Zudem hatte das Verbrechen zeitgleich mit einer stark beachteten und gut besuchten Pressekonferenz stattgefunden, sogar das Geräusch des Schusses war von mehreren Pressemikrophonen aufgezeichnet worden. Laut Anne wurden die Pressekonferenz und deren erschreckende Unterbrechung durch den Schuss in verschiedenen lokalen und nationalen Fernsehsendern immer wieder gezeigt.
    Was soll’s , dachte Ian, winkte Cromwell am gesicherten Tor zu und fuhr nur Augenblicke später auf die Straße. Die Pressevertreter wussten nicht, wer sich unter dem schwarzen Motorradhelm mit Visier befand. Zwar wussten einige der Leute, die hier in der Umgebung wohnten, dass der Enkel des Earls ein großer Motorradfan war, doch wie Ian schnell feststellte, kamen die meisten Autos der Journalisten aus London. Sollten sie probieren, ihm zu folgen, dann wäre er bereit. Er war gereizt und rastlos genug, um sich nach einer solchen Herausforderung zu sehnen. Abgesehen davon, würde er ihnen auf seiner eleganten MV Agusta davonziehen.
    Er schoss an den am Straßenrand geparkten Vans vorbei und hoffte dabei fast, einer oder mehrere würden die Verfolgung aufnehmen. Er sah aber nur ein paar überraschte, blasse Gesichter, die ihn durch Windschutzscheiben anblickten, und keines davon zeigte auch nur den Hauch eines Jagdinstinkts.
    Die frische Luft zog an ihm vorbei, während er über die Landstraßen sauste, und sorgte für einen klaren Kopf, indem sie seine Wut aus ihm herauspustete und seine Gedanken klarer werden ließ.
    Er sehnte sich nach ein wenig Betäubung.
    Als er nach Belford Hall zurückkam, war er bis auf die Knochen durchgefroren, aber auch ruhiger und entschlossen. Er nahm eine Hintereinfahrt auf das Grundstück. Und obwohl nur relativ wenig Leute die Schotterstraße kannten, war Ian erfreut zu sehen, dass auch hier einer der von seinem Großvater engagierten Sicherheitsmänner stand. Er brachte das Motorrad, das er und Gerard einst umgebaut hatten, zu dem Chauffeur und Mechaniker Peter zurück. Noch bei seinem Gespräch mit Peter über die Fahreigenschaften der Agusta klingelte sein Telefon. Er sah, dass Detective Markov ihn anrief, also trat er zur Seite und nahm ab.
    Zwanzig Minuten später traf er James, der alleine im Salon saß und einige Geschäftsunterlagen durchsah.
    »Ich arbeite in nächster Zeit jetzt hier und nicht in meinem Büro«, erklärte er, nachdem sie sich begrüßt hatten. »Anne möchte den Teppich in meinem Büro herausnehmen und reinigen lassen …« Widerwillig ließ er das Ende des Satzes offen, doch Ian wusste, dass der Teppich von Brodsiks Blut gereinigt werden sollte. »Ich habe aber mit Detective
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