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Weil du mich erloest

Weil du mich erloest

Titel: Weil du mich erloest
Autoren: Beth Kery
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der Aufbau einer Beziehung zwischen euch für dich etwas ganz Besonderes ist.«
    Lucien blickte ihn unverwandt an.
    »Du möchtest dich mit ihr treffen, habe ich recht? Du willst mit ihr über deine Mutter sprechen. Über Trevor Gaines.«
    »Ja«, gestand Ian. »Genau das möchte ich. Ich würde es aber ohne deine Einwilligung niemals wagen. Du hättest mit meiner Mutter über ihre Vergangenheit – über den sensiblen Teil ihres Lebens – nicht ohne meine Erlaubnis gesprochen. Und ich möchte nicht mit deiner Mutter reden, wenn du es mir nicht gestattest.«
    Luciens Blick schweifte ab.
    »Du musst wissen«, sagte er ruhig, »dass die Religion meiner Mutter es streng verbietet, dass eine Frau neben der Ehe noch einen Geliebten hat. Ganz zu schweigen von einem außerehelichen Kind. Es ist nicht die Regel, dass ihre Familie sie noch immer akzeptiert, obwohl sie ihnen von mir erzählt hat. Es ist ihr nicht leichtgefallen, sich zu öffnen und über die Vergangenheit zu berichten. Ihre Scham war ganz offensichtlich. Und es ist schwer für sie, zu ihrer Schuld zu stehen.«
    Ians Herz setzte für einen Schlag aus.
    »Sagst du mir gerade, dass du schon mit ihr gesprochen hast? Über Trevor Gaines? Über meine Mutter?«
    Lucien blickte ihn mit seinen grauen Augen an. Die Augen hatte er von Trevor Gaines geerbt, doch das Ausmaß an Mitleid, das jetzt in ihnen zu sehen war, war nichts, was Gaines je seinem Kind hätte mitgeben können.
    »Ja«, sagte Lucien.
    »Und was hat sie erzählt? Hat Gaines sie gezwungen, mit ihm zusammen zu sein?«
    »Nein«, erklärte Lucien klipp und klar. »Meine Mutter ist davon überzeugt, dass alles, was Gaines tat, um Helen und sie nach Frankreich zu locken, er nur ihretwegen tat – nur Fatimas wegen. Er hat ihr seine Liebe vorgetäuscht, solange sie noch in England waren. Er ist ihr aufgefallen, als er einmal Helen besucht hat, und dann hat er sie zufällig wiedergetroffen, als sie in der Stadt einkaufen war. Er hat ihr den Hof gemacht, und meine Mutter ist seinem Charme erlegen – einem gut aussehenden, erfolgreichen, wohlhabenden Mann. Sie hatten eine heimliche Liebesaffäre, die mehrere Monate angehalten hat, bis er aus ihrem Leben verschwunden ist.«
    Ian nahm all dies tief in sich auf und formte es in seinem Kopf zu einem Bild dieser Verführung in der kleinen Stadt in Essex. Gaines, wie er beide Frauen, die vornehme Dame und ihr Dienstmädchen, umwarb. Und nicht nur umwarb. Er sammelte intime Informationen über sie, ihre Vorlieben und Abneigungen, schätzte ihre Schwachstellen ein, fand den Rhythmus ihrer Perioden heraus. Erst jetzt verstand Ian, dass Gaines’ Begeisterung für mechanische Dinge, vor allem für Uhrwerke, sich bizarr auch in seiner Obsession für den Menstruationszyklus von Frauen widerspiegelte. Er musste schnell bemerkt haben, dass die Perioden von Frauen, die zusammenleben, sich oft synchronisieren. Ian überkam der kranke Eindruck, dass es Gaines erregt haben könnte, solch intimes Wissen über Frauen zu besitzen und es dann für seine perversen Ziele einzusetzen.
    »Hat Fatima mitbekommen, dass Gaines sich in der gleichen Zeit auch mit meiner Mutter getroffen hat?«
    »Nein. Es ist sogar so, dass Fatima fest davon überzeugt war, dass Helen sich nicht sonderlich für Gaines interessiert hat. Sie hat vermutet, dass es mit Helens immer stärker werdender Krankheit zu tun hatte. Helen war manchmal sehr introvertiert.« Luciens Blick wurde intensiver. »Und ich möchte auch nicht , dass meine Mutter dies erfährt, bis ich selbst es ihr gesagt habe. Bis heute lebt meine Mutter in dem Glauben, dass sie von einem Frauenheld ausgenutzt wurde. Falls ihr irgendjemand einmal mitteilen sollte, dass Gaines sehr, sehr viel schlimmer war, dann werde ich das sein.«
    »Gut«, sagte Ian abgelenkt, denn er war in Gedanken noch bei den Dingen, die Lucien zuvor berichtet hatte. »Aber was hat deine Mutter von meiner Mutter erzählt? Lucien?«, drängte er ihn. Lucien zögerte, schien aber beim Anblick von Ians Miene zu einer Entscheidung gekommen zu sein.
    »Meine Mutter hat mir erzählt, dass deine Mutter deutliche Kreislaufstörungen bekommen hat, als sie nach Frankreich gezogen sind«, sagte er leise. »Helen war zuvor noch so gut beieinander gewesen, dass meine Mutter sie gelegentlich für ein oder zwei Stunden alleine lassen konnte. Deine Mutter konnte ihre körperlichen Grundbedürfnisse noch ganz alleine befrie digen, sie war auch für sich selbst keine Gefahr. Eines Morgens,
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