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Mr. Fire und ich (Band 2)

Mr. Fire und ich (Band 2)

Titel: Mr. Fire und ich (Band 2)
Autoren: Lucy Jones
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1. Perplex
    Ich habe meinen Koffer nach dem Wochenende auf Long Island nicht ausgepackt. Ich habe meine persönlichen Sachen nicht aufgeräumt. Und ich konnte auch keinen „Schlussstrich“ ziehen.
Es wäre so einfach gewesen. Daniel Wietermann ist abgereist: Ende der Geschichte. Zweifelsohne hätte diese Begegnung Spuren in meinem Herzen und auf meinem Körper hinterlassen. Zweifelsohne hätte mich das Phantom Daniel häufig heimgesucht und gejagt. Aber es wäre so einfach gewesen. Mein Leben wäre weitergegangen und hätte neue Geschichten geschrieben. Ich wollte nicht vergessen, aber ich wollte mich auch nicht in meiner Hoffnungslosigkeit verlieren. Mir zu sagen, dass diese aufkeimende Beziehung, dieses sinnliche Abenteuer vorbei ist, hätte auch bedeutet, es zu akzeptieren, mich loszulösen und weiterzumachen.
    Natürlich wäre ich nach meiner Rückkehr nicht mehr die Gleiche gewesen wie vor meiner Abreise. Denn ich hatte mich nicht nur verändert, auch mein Bewusstsein war gewachsen. Ich musste verreisen, um mich selbst zu finden. Und Daniel wusste, wie er mich dabei unterstützen und mir bei meiner Selbstfindung behilflich sein konnte. Er hat mich dazu eingeladen, in die Tiefen meiner selbst abzutauchen. Ich wusste, dass dies nur der Beginn einer Reise war, aber ich wollte – um weniger zu leiden, die Last meiner inneren Wut zu mildern, nicht unter unbeantworteten Fragen zu leiden und um nicht in meinem Schuldgefühl und meiner Reue zu versinken – ihm für diese ersten Schritte dankbar sein, ihm gegenüber keinen Groll hegen, dieses Abenteuer als wunderschöne Erinnerung behalten und sehen, wie es immer fesselnder wird, wenn dies mein Herz erleichtern würde.
Vielen Dank, Monsieur Wietermann, für das, was Sie enthüllt haben. Das werde ich Ihnen nie vergessen. Gute Reise!
    Aber all diese guten Vorsätze existierten nur in meinem Geist. Denn was der Geist hervorbringt, wird vom Körper manchmal verworfen. Der Geist kann nicht alles kontrollieren. Auch der Körper äußert sich. Der Körper verlangt. Er möchte mitbestimmen.
Und mein Körper litt bereits unter dem ungestillten Verlangen. Denn mein Körper wollte Daniels Berührungen nicht entsagen. Er wollte mehr. Er fühlte sich verlassen, leer, reizlos ohne Daniels Blicke und nichtig ohne den Kontakt seiner Hände. Erst durch Daniel wurde mein Körper lebendig, schön und entfaltete sich. Und jetzt sagt er mir eindeutig, dass ich dem Leiden, den Fragen, dem unerträglichen Gedanken daran, dass ich immer noch einen Schlussstrich ziehen könnte, nicht entkommen werde, ich würde Schiffbruch erleiden, denn die Anziehung ist einfach zu stark.
In mir lodert immer noch das Feuer, das Sie entfacht haben, Mr. Fire! Lassen Sie es nicht erlöschen.
    Ich habe meinen Koffer nach dem Wochenende auf Long Island nicht ausgepackt. Ich sitze auf meinem Bett, halte das Flugticket und Daniels Nachricht in meinen Händen und starre unentwegt darauf. Ich lese die Worte immer und immer wieder, so oft und so sorgfältig, dass die Buchstaben und Zahlen mit der Zeit verschwimmen.
Vorhin, als ich den Umschlag gefunden habe, konnte ich mein Herz schlagen hören, mein Magen verkrampfte sich und mein gesamter Körper zitterte. Und als ich dann den Inhalt des Umschlags herausgeholt habe, wäre ich vor Freude beinahe in die Luft gesprungen, ich war überglücklich.
Daniel Wietermann will mich also wiedersehen!
    Aber die anfängliche Euphorie ist bereits verflogen. Habe ich wirklich so viele Gründe, mich zu freuen? Warum will ich diesen Mann eigentlich unbedingt wiedersehen? Was bedeutet dieser Umschlag wirklich? Sollen mich diese wenigen Worte,
„Ich habe alles mit Mister Guttierez geregelt.“
, wirklich glücklich machen? Daniel hat nicht geschrieben:
„Ich will nicht mehr länger auf Sie warten müssen, Julia, Sie fehlen mir bereits so sehr.“
oder
„Kommen Sie zu mir, Julia. Ich liebe Sie.“
oder etwas Ähnliches. Nein, Daniel hat geschrieben:
„Ich habe alles mit Mister Guttierez geregelt.“
Natürlich deutet dieser Satz auf unsere Beziehung hin und lässt eine Verbindung erkennen. Er gleicht einem Augenzwinkern und man stellt sich das Lächeln vor, das darauf folgt. Aber er sagt nichts über Daniel oder die Gefühle tief in seinem Inneren aus. Dieser Satz bleibt oberflächlich, deckt nichts auf, versucht weder zu überzeugen noch zu bezaubern. Er bedeutet:
„Ich bekomme immer, was ich will“
,
„Ich kontrolliere alles“
,
„Tun Sie, was ich Ihnen sage“
.
    Ich
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