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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen
Autoren: Notaro Laurie
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damals hatte ich beim Verlassen des Schönheitssalons nicht wie ein Mädchen ausgesehen, das drauf und dran war, für den Rest ihres Lebens mit dem süßesten Kerl der Welt ins Bett zu gehen, sondern eher wie eine Undercover-Polizistin, die vor einem billigen Motel Posten beziehen und untreue Minister hopsnehmen soll. Fehlte nur noch die Kunstpelzjacke und ein angeschlagener Schneidezahn – deshalb lehnte ich das Angebot, mich aufhübschen zu lassen, lieber ab und entschied mich für die Handmassage.
    Also reichte ich Brandie mein schlaffes Pfötchen, das sie ergriff und … zu massieren begann, während ich mich nach Kräften bemühte, es zu ignorieren.
    »Einfach locker lassen«, sagte Brandie leise.
    »Okay«, entgegnete ich mit einem leisen Lachen.
    »Lassen Sie auch wirklich locker?«, fragte sie.
    »Tue ich«, bestätigte ich.
    »Es fühlt sich nämlich nicht danach an«, meinte sie.
    »Ich bin total entspannt«, behauptete ich nickend und lächelte.
    Sie machte weiter.
    »Einfach entspannen, gaaaaanz locker«, sagte sie leise.
    »Ich bin doch locker«, gab ich zurück.
    Sie sah mich an und lächelte, aber selbst mir entging nicht, dass meine Hand aussah, als hätte ich sie gerade über Nacht in einer Tiefkühltruhe gelagert. Aber lockerer ging es nun einmal nicht.
    »Vielleicht sollten wir ja lieber aufhören«, schlug ich vor und zog, zuerst vorsichtig, dann mit einem kräftigen Ruck, meine Hand aus ihrem Griff.
    »Das war wunderbar«, erklärte ich fröhlich. »Herzlichen Dank. Sehr schön.«
    »Okay«, erwiderte Brandie, sichtlich erstaunt über die Aggressivität, mit der ich meine Gliedmaßen wieder in meinen Besitz gebracht hatte. »Soll ich Ihnen stattdessen einen hübschen Lidschatten auftragen?«
    »Nein danke«, antwortete ich. »Vielleicht blättere ich ja nur ein bisschen in den Zeitschriften.«
    »Das ist eine prima Idee«, sagte sie eine Spur zu eifrig.
    Kaum war ich fertig und saß im Wagen, rief ich meine Schwester an.
    »Du glaubst nicht, was mir gerade passiert ist«, sagte ich. »Ich bin völlig ausgeflippt, weil mir meine Friseurin die Hände massieren wollte. Ich hatte keine andere Wahl. Entweder eine Handmassage oder ein Make-up.«
    »Was war das? Ein Beauty-Raubüberfall?«, fragte sie. »Bist du in L.A .? Vielleicht solltest du mal nachsehen, wie deine Brüste aussehen. Du könntest sechs Körbchengrößen mehr haben, ehe du weißt, wie dir geschieht.«
    »Nein, nein, ich habe den Ansatz färben lassen und konnte mir aussuchen, was ich lieber will – Handmassage oder Make-up. Das war im Preis inbegriffen«, erklärte ich. »Deshalb habe ich einer Wildfremden erlaubt, meine Hände anzufassen. Was ein echter Fehler war.«
    »Das sagst du mir ? «, rief sie. »Erinnerst du dich noch, als ich auf Geschäftsreise in South Carolina in diesem super- chicen Resort war? Ich habe einen Termin für eine Ganzkörpermassage vereinbart, weil ich dachte, es macht vielleicht Spaß, und ich hätte es mir verdient, weil ich gerade erst entbunden hatte. Spaß? Wenn ein Wildfremder dich überall betatscht? Niemand verdient so etwas!«
    Offenbar merkte meine Schwester sofort, nachdem die Masseurin angefangen hatte, dass sie nicht damit zurechtkam, und versuchte, ihr dezent zu verstehen zu geben, dass sie lieber aufhören wollte.
    »Ich habe ihr erklärt, ich sei kitzlig«, erzählte meine Schwester. »Aber statt aufzuhören, hat sie eine Extraportio n Massageöl draufgegeben und weitergemacht. Wodurch sic h das Ganze plötzlich anfühlte, als würde ich nicht mehr ganz normal massiert, sondern von einer Wildfremden gestreichelt. Und zwar mit viel Feuchtigkeit.«
    »Ich werde künftig ein Signalwort vereinbaren, wenn mich jemand Fremdes berührt«, sagte ich. »Blaubeere. Blaubeere!«
    »Gute Idee«, meinte meine Schwester. »Die Geburt meines Kindes ging schneller vorbei als diese eine Stunde. Ob es ein Fehler war? Als ich endlich wieder auf meinem Zimmer war, habe ich mich gefühlt, als hätte ich ein Schäferstündchen mit einer sechzigjährigen Serbin gehabt. Ich habe mich noch wochenlang danach bei meinem Mann für meine Untreue entschuldigt.«
    Die Notaros sind keine Menschen, die andere gern umarmen, tätscheln oder streicheln. Zurückzucken, Entziehen und Zurückweichen – das ist eher unsere Spezialität. Wir brauchen viiiiiiiel Platz um uns herum. Ich finde, es ist nicht zu viel verlangt, wenn man gern die Arme heben und den Oberkörper drehen möchte, ohne dabei seinen Ellbogen aus dem Mund des
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