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Scherbenmond

Titel: Scherbenmond
Autoren: Bettina Belitz
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Das Buch:
    Längst ist der Sommer vergangen, der Elisabeth Sturm die Augen öffnete für die gefährliche Welt der Mahre, der Sommer, in dem sie sich in einen von ihnen verliebte. Seit Monaten ist Colin nun verschwunden und Ellie quält sich durch einen nicht enden wollenden Winter. Die Tage tröpfeln gleichförmig vor sich hin, in den Nächten dagegen wird Ellie von Albträumen heimgesucht, die sie verstört zurücklassen.
    Um auf andere Gedanken zu kommen, quartiert Ellie sich bei ihrem Bruder in Hamburg ein. Doch sie erkennt Paul kaum wieder: Er wirkt erschöpft und gehetzt und scheint etwas vor ihr zu verbergen. Je mehr sie in Pauls Welt eintaucht, desto deutlicher überkommt Ellie ein Gefühl der Bedrohung und plötzlich weiß sie nicht mehr, wem sie noch trauen kann. Sie ahnt nicht, dass ihre Sorge um Paul und ihre Liebe zu Colin sie tiefer verletzen könnten als der abgründigste Traum ...

Die Autorin:

    Bettina Belitz, geboren 1973 in Heidelberg, verliebte sich schon früh in die Magie der Buchstaben. Lesen allein genügte ihr bald nicht mehr -nein, es mussten eigene Geschichten aufs Papier fließen. Nach dem Studium arbeitete Bettina Belitz als Journalistin, bis sie ihre Leidenschaft aus Jugendtagen zum Beruf machte. Heute lebt sie mit ihrer Familie in einem 400-Seelen-Dorf im Westerwald und lässt sich von der Natur und dem Wetter zu ihren Romanen inspirieren.
    Bettina Belitz

    Bettina Belitz

    Roman

    Für S. J., Primus inter Pares.

    Denn das Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Franz Kafka)

Prolog
    Ich bin wie die See.
    Ich werde mich über dich erheben und dich von allen Seiten umfangen. Ich muss nur auf den richtigen Augenblick warten und es dann tun, wenn jene Brücken zerstört sind, über die du früher so sicher und selbstvergessen gelaufen bist.
    Du wirst in mir dein Heil sehen, dem Schicksal für mein Kommen danken.
    Du wirst mir willfährig sein, wann immer ich dich brauche. Und das werde ich oft, so oft, dass du glaubst, ohne mich nicht mehr existieren zu können. Denn ich nähre dich.
    Ich werde dich sehen, bevor du mich siehst.
    Komm nur zu mir, in die Welt des Wassers. Hier ist niemand außer uns. Wir werden uns ganz nah sein.
    Und selbst in deinen tiefsten Träumen werde ich dich niemals loslassen.

Acedia

Vorahnungen
    »Diesmal ist es anders.«
    Obwohl ich seit Stunden wach lag und jeden einzelnen von Mamas Schritten gehört und schon lange auf diesen Satz gewartet hatte, fuhr mir der Schreck in die Knochen. Mein Herz begann von einer Sekunde auf die nächste zu rasen und eine plötzliche Übelkeit krallte sich in meinem Magen fest. Ich hatte Strategien für diesen Moment entworfen, mir kluge Argumente zurechtgelegt, an souveränen Gesichtsausdrücken gearbeitet. Doch ihn zu erleben war etwas gänzlich anderes, als darüber nachzudenken.
    Ich blieb starr liegen, die Augen geschlossen. Papa war weg. Verschwunden. Und das bereits viel zu lange. Ein paar Wochen - ja, das hatte es immer wieder gegeben. Aber nun hatten wir seit Silvester nichts mehr von ihm gehört. Das Einzige, was wir als Anhaltspunkt für seinen Verbleib hatten, war sein letzter Aufenthaltsort. Rom. Angeblich Rom.
    Rom klang harmlos. Die Situation aber war nicht harmlos. Mama und ich wussten das. Denn Papa hatte von Rom aus in den Süden des Landes aufbrechen wollen, um »Dinge in Erfahrung zu bringen«. Im Süden lebte Tessa. Und Tessa war das absolute Gegenteil von harmlos.
    Doch bis zu dieser sturmzerzausten Nacht hatte keine von uns gewagt, es auszusprechen. Ich hatte in den ersten Tagen nach Papas letztem Funkspruch daran gedacht, es dann jedoch verworfen. Was half es, darüber zu reden? Nichts. Wir konnten ihn nicht erreichen. Dass Mama das Schweigen nun brach, kam mir vor, als habe sie eine geheime Abmachung missachtet. Es fühlte sich beinahe an wie Verrat.
    »Ellie, ich weiß, dass du nicht schläfst.«
    Gereizt fuhr ich hoch. »Verdammt, Mama, wir kennen das doch beide. Er verschwindet hin und wieder. Und kommt meistens genau dann zurück, wenn wir nicht damit rechnen. Oder?«
    Der Sturm ließ die Rollläden klappern und schickte eine wütende Böe über das Dach. Direkt oberhalb meines Bettes rumpelte es im Gebälk. Mit einem metallischen Klong schlug das Telefonkabel gegen den Schornstein.
    Automatisch hoben wir unsere Blicke und schauten an die Decke. Mama seufzte leise.
    »Mag sein, dass das bisher immer so war. Aber es ist das erste Mal, dass er so lange verschwunden ist, seitdem
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