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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut
Autoren: Gaylord de Woolf
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Wilcox, daß Philippe recht hatte. Es war ihm ein Trost, zu denken, daß er seinem jungen Freund diesen Dienst erweisen konnte. Doch was änderte das? Philippe war fort. Er selber hatte ihn weggeschickt.
    Beunruhigt trat Wilcox an einen Springbrunnen heran und benetzte seine glühende Stirn mit kühlem Wasser, doch die Hitze seines Körpers ließ sich nicht vertreiben.
    Wohin er auch ging, was er auch tat, die Bilder der Vergangenheit flammten vor ihm auf. Er sah den entblößten Mann in seinem Bett liegen, sah seine nackte Haut, sah seine dunklen Locken in sein männliches Gesicht fallen. Aber wieso nur? Wieso verfolgten ihn diese Bilder? In seinem Leben war kein Platz für sie. Es konnte, es durfte nicht sein! Er war ein Mann, er war Soldat! Diese unsinnigen Gefühle durften keine Macht über ihn gewinnen. Er durfte nicht zulassen, daß er sich in ihnen verlor!
    Doch so sehr er in dieser gewitterschwülen Nacht mit sich rang, Philippe ließ ihn nicht mehr los. Plötzlich zuckten Blitze über ihm auf und tauchten den Park für den Bruchteil einer Sekunde in gleißendes Licht.
    Wilcox stürmte weiter und weiter. Längst hatte er die gepflegten Alleen und Parkanlagen zurückgelassen und befand sich nun auf offenem Feld. Ein Schmerz hatte seinen Körper erfaßt, wie er ihn noch nie zuvor gekannt hatte, und das Herz schlug schwer in seiner Brust.
    Sein Leben war öde und leer gewesen, bis es durch Philippe einen neuen Sinn bekommen hatte. Als er ihm in jener Nacht, die schon so unendlich lange zurückzuliegen schien, zum ersten Mal in der Halle von Blenfield gegenübergetreten war, hatte Wilcox tief in seinem Herzen verborgen gespürt, daß dieser Mann zu ihm gehörte. Doch die Angst hatte ihren Tribut gefordert und die Einsicht unterdrückt, daß sie eins waren. Sie gehörten zusammen! Nur mit ihm konnte er die Erfüllung finden, die er auf den ruhmreichen Schlachtfeldern Europas und in den glänzenden Ballsälen der Londoner Gesellschaft so lange vergeblich gesucht hatte.
    Doch wie konnte er seine Gefühle unter Kontrolle halten? Er hatte große Angst, sich in einem anderen Menschen zu verlieren. Hatte er deswegen Philippe fortgeschickt? Wollte er diese Leidenschaft, die sich seiner mit einer nie gekannten Inbrunst bemächtigt hatte, beenden?
    Nein, das konnte nicht die Lösung sein! Und war nicht das vermeintliche Ende in Wirklichkeit erst der Anfang?
    Denn nun hatte die Leere, die durch Philippes Auftauchen in jener Sturmnacht aus seinem Leben vertrieben wurde, erneut von ihm Besitz ergriffen. Heute nacht war er alleine – genauso wie damals.
    Der Kreis hatte sich geschlossen!
    Seine Sehnsucht nach Philippe wurde übermächtig. So lange hatte er versucht, sich zu wehren. Doch jetzt brachen die Gefühle mit aller Gewalt durch die Mauer seines Widerstandes. Verzweifelt brüllte er den Namen dessen, den er liebte, den er plötzlich begehrte, in die Nacht hinaus. „Philippe! Philippe!"
    Und mit einem Mal, als würde der Himmel ihm antworten, entlud sich das Unwetter über ihm. Donner grollte, Blitze zuckten auf, und schwere Regentropfen prasselten auf Wilcox hernieder. Vollkommen erschöpft ließ er sich auf die Knie sinken. Plötzlich war aller Schmerz von ihm abgefallen. Er spürte nun genau, was er zu tun hatte. Keine Sekunde länger konnte er warten. Er erhob sich und rannte durch das Gewitter zurück zum Schloß. Ganz egal, was kommen würde, er mußte nach Trousham. Er mußte zu Philippe!
    Sehr früh schon war der Major wach und begab sich zum Frühstück. Er hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Immer wieder mußte er an den unglücklichen, jungen Mann denken, der sich in die Gefahren des Krieges stürzte, um seine unerwiderte Liebe zu vergessen. Thomas bewunderte den Mut, den diese Entscheidung erforderte. Allerdings fragte er sich, wozu man mehr Mut benötigte: sich dem Feind zu stellen oder freiwillig die Trennung von einem Menschen herbeizuführen, den man so sehr liebte wie Philippe den Lord.
    Dergestalt waren die Gedanken des Majors, während er mit sichtlich weniger Appetit als gewöhnlich sein Frühstück einnahm. Plötzlich hörte er Stimmengewirr aus der Halle. Es rührte von den erstaunten Ausrufen Miss Allens und einer tiefen Männerstimme her, die ihm wohlvertraut war. Noch bevor er sich erheben konnte, um den Gast zu begrüßen, wurde die Tür aufgerissen, und Wilcox erschien im Raum.
    „Wo ist er?" Der Lord bot einen seltsamen Anblick. Seine Stiefel waren kotbespritzt, und Schweiß rann ihm
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