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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut
Autoren: Gaylord de Woolf
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steckte.
    „Gehe ich recht in der Annahme", forschte Livingston, „daß deine schlechte Laune mit dem anstehenden Besuch deiner Verlobten und ihrer reizenden Frau Mama zusammenhängen könnte?"
    Wilcox nickte mißmutig. „Ja, du triffst den Nagel auf den Kopf. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob Lady Fairfax und Fiorinda wirklich meinetwegen kommen oder nur wegen meines französischen Kochs. Und im übrigen ist es mir auch egal."
    Der Major quittierte diese Bemerkung, indem er sein Glas erhob. „Auf François! Er ist in der Tat der beste Koch, den Blenfield sich wünschen kann. Es spricht für Lady Fairfax' ausgezeichneten Geschmack, wenn sie dich seinetwegen zu ihrem Schwiegersohn machen möchte", fügte er scherzhaft hinzu.
    Wilcox blickte in die abendliche Landschaft hinaus. „Ich will nicht ungerecht sein, aber jedesmal, wenn ich den beiden begegne, fühle ich mich unwohl. Fiorinda ist ja noch zu ertragen, obgleich mich ihr banales Geschwätz über Kleider und Schmuck entsetzlich langweilt." Er seufzte resigniert. „Es wird mich einige Mühe kosten, den Rest meiner Tage über Gesprächsthemen zu brüten, die ihren Kopf nicht zu sehr beanspruchen."
    „Dafür hast du ja mich, alter Knabe. Ich lasse mir schon etwas einfallen", erklärte der Major vergnügt.
    Wilcox schüttelte den Kopf. „Nein, im Grunde ist es nicht Fiorinda, die mir Kopfzerbrechen bereitet. Es ist ihre Mutter. Der Gedanke, mit Lady Fairfax verwandtschaftlich verbunden zu sein, ist mir einfach zuwider. Erinnere dich nur an den Lunch letzte Woche. Ist dir nicht aufgefallen, mit welch gierigem Blick sie das Tafelsilber musterte? Hinterher hörte ich, wie sie sich bei Stanton nach dem Silbergehalt des Bestecks erkundigte. Nein, Lady Fairfax ist eine berechnende, kalte Frau."
    Der Major stimmte ihm zu, denn was Lady Fairfax betraf, teilte er die Bedenken seines Freundes voll und ganz. Durch die Verlobung ihrer Tochter mit Wilcox war sie zudem ein häufiger Gast auf Blenfield. Der Major hatte öfter, als ihm lieb war, Gelegenheit gehabt, ihren Charakter kennenzulernen. Hinter der Fassade einer scheinbar sittenstrengen Frau verbargen sich Selbstsucht und Habgier.
    Plötzlich begann er zu schmunzeln und erwiderte schadenfroh: „Du darfst nicht ungerecht sein, mein Bester. Die Damen geben sich alle erdenkliche Mühe, dich mit ihrem Liebreiz zu unterhalten. Jeder Mann in Stepford würde seine Großmutter zum Teufel schicken, nur um einen Nachmittag mit Fiorinda Fairfax verbringen zu dürfen."
    „Ich überlasse sie ihnen gerne", antwortete der Lord mißgestimmt. „Sie ist wirklich nicht das, was man eine unterhaltsame Gesellschaft nennt. Wenigstens reitet sie ganz passabel."
    Nachdenklich hielt er inne. „Leider ist mir allzu bewußt, daß Lady Fairfax es lediglich auf mein Geld abgesehen hat, und ich verfluche den Tag, an dem ich meinem Vater auf dem Sterbebett das Versprechen gab, Fiorinda zu heiraten. Bis zuletzt ließ ihn die Sorge nicht los, unser Geschlecht könnte mit mir als seinem einzigen Sohn aussterben."
    „Doch warum muß es ausgerechnet eine Verbindung mit der Familie Fairfax sein?" fragte der Major.
    Unwillig zuckte Wilcox mit den Achseln. „Du weißt doch, mein Vater hegte sein Leben lang eine besondere Vorliebe für hübsche Frauen. Schon damals zeichnete es sich ab, daß Fiorinda zu einer Schönheit erblühen würde. Die Überzeugungskraft von Lady Fairfax tat ihr übriges. Sie hat immer schon ein Händchen dafür besessen, ihren Willen durchzusetzen, um die Erfolge ihrer Familie zu sichern."
    Während sich Wilcox' Vater unter König Georg III. auf den blutigen Schlachtfeldern des Kontinents einen Namen gemacht hatte, war Cosimo Fairfax nicht minder erfolgreich in diplomatischen Diensten Seiner Majestät tätig gewesen. Sein Eifer und sein Geschick im Ausland hatten ihm frühzeitig eine große Baronie mit dem entsprechenden Landsitz, Morlay Hall, unweit von Blenfield Park, eingebracht. Doch erst nach Fiorindas Geburt ließ sich die Familie endgültig dort nieder und befand sich somit in der unmittelbaren Nachbarschaft der Familie Kellinghurst.
    Seither war es Lady Fairfax' einziges Bestreben, eine Heirat zwischen ihrer Tochter und Wilcox Lord Kellinghurst zustande zu bringen. Sie hoffte, damit eine Verbindung entstehen zu lassen, die ihren Nachfahren die materielle Sicherheit bringen würde, nach der sie selbst zeit ihres Lebens gestrebt hatte. Und tatsächlich gelang es ihr, Wilcox' gutmütigen Vater für ihr Heiratsprojekt
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